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«Den Mini nur aufzublasen wäre zu einfach gewesen»

Seit zehn Jahren ist Gert Hildebrand erfolgreicher Designchef bei Mini. Jüngster Wurf von Mini ist der Countryman. Mit einer Länge von 4,11 Metern ist er nicht mehr ganz mini, zudem hat er vier Türen und wahlweise den Allradantrieb.

Südostschweiz
09.09.10 - 02:00 Uhr

Mit Gert Hildebrand sprach Hanspeter Rennhard

Herr Hildebrand, in der deutschen Fachzeitschrift «auto, motor und sport» schrieb ein Jounalist, dass er das Ventil nicht gefunden habe, mit dem dieser Mini aufgeblasen wurde. Ist das nicht frustrierend für einen Designchef?

Gert Hildebrand: Nein, weil Journalisten eben nach Bildern suchen. Natürlich kann man das in dieser Art schreiben und stimmt auch etwas, wenn das Auto rund zehn Prozent grösser geworden ist.

«Viel Herzblut in den Countryman gesteckt»

Trotzdem war es aber keine leichte Aufgabe, den Mini Countryman zu entwickeln?

Sicher nicht und es war eine Herausforderung, die von uns erneut viel Herzblut erforderte. Und es braucht auch eine gewisse Selbstsicherheit, wenn man so auftreten will. Aber die haben wir nun nach exakt zehn Jahren, seit es den neuen Mini gibt.

Hand aufs Herz; braucht es einen solchen Mini?

Diese Frage kann man sich bei jedem neuen Auto stellen, insbesonders wenn man weiss, dass es weltweit rund 20 Prozent Überkapazität gibt. Aber wir – ich meine die ganze BMW-Gruppe – sind ein Wirtschaftsunternehmen, welches das Ziel hat, interessante Autos zu bauen. Wir wissen natürlich, dass wir nur einen kleinen Kundenkreis ansprechen und nicht Millio- nen glücklich machen können.

Aus einem kleinen Auto einen Mittelgrossen zu machen stellte aber trotzdem besondere Anforderungen?

Das Ziel war, ein Auto zu bauen, das am Schluss einfach aussieht und leicht verständlich ist. Wir gestalten ja immer das Auto von Morgen, es geht darum die Zukunft zu visualisieren. Jeder Mensch macht in seinem Leben Entwicklungsschritte. Das heisst, dass auch die Mini-Fahrer älter werden und wir diesen die Möglichkeit geben, bei der Marke zu bleiben. Die Frage, wo nun der Kindersitz hinpasst, können wir beim Countryman beantworten.

«Platz für den Kindersitz ist da»

Und war auch der wahlweise erhältliche 4x4 im Pflichtenheft festgeschrieben?

BMW bietet verschiedene Modelle sehr erfolgreich mit Allradantrieb an. Wenn wir das nun auch bei Mini können -und das bei relativ preiswertem Aufpreis – dann können wir nun eine weitere Trumpfkarte ausspielen. Und das speziell auch in der Region Südostschweiz.

Nach der internationalen Pressevorstellung sind die ersten Berichte – auch von der «Südostschweiz» – erschienen. Wie zufrieden sind Sie mit den Kommentaren?

Das Feedback ist gut, das Auto wird verstanden und findet Zustimmung. Das Auto ist gut platziert, ähnlich wie der erfolgreiche X1 bei BMW. Natürlich gab es auch einige kritische Stimmen wie im Jahr 2000, als wir den neuen Mini vorstellten. Damals hörte man, dass das Mini-Feeling verloren geht, in der Zwischenzeit ist das Auto zu einem Riesenerfolg geworden.

Apropos Feeling: Ganz so Go-Kart-ähnlich lässt sich der Countryman trotzdem nicht mehr durch die Kurven fahren?

Wenn man nach Haaren in der Suppe sucht, findet man immer etwas. Dass ein 200kg schwereres Auto mit mehr Länge und grösserem Radstand sich etwas anders fahren lässt, ist klar. Ganz 1:1 konnten wir das bekannte Go-Kart-Feeling nicht umsetzen. Aber wir sind nahe dran; somit ist der Countryman ein echter Mini – mit zusätzlichen inneren Werten gespickt – geblieben.

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