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Das Eigenheim bleibt für viele ein Traum, der nie Wirklichkeit wird

Ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung würde gerne im eigenen Heim leben. Heute haben es aber in Graubünden nur 44,8 Prozent geschafft, ihrem Wunsch entsprechend zu wohnen. Für viele Familien bleibt das Eigenheim ein Traum, denn in den ersten Jahren nach dem Erwerb nimmt die finanzielle Belastung gegenüber der Miete zu.

Wohnen
Südostschweiz
29.08.17 - 16:11 Uhr
Wohnen
Die Schweiz verzeichnet im internationalen Vergleich eine tiefe Eigentumsquote.
Bild Archiv Somedia

Reto Nick / Geschäftsführer des Hauseigentümerverbands Graubünden

Eine Umfrage der Gratiszeitung  «20 Minuten» mit der Frage «Was würden Sie mit einem hohen Lohn machen?» zeigt ein erstaunliches Ergebnis. Die meisten Nennungen erhält die Antwort «Wohneigentum kaufen». Viele Menschen träumen also nach wie vor vom Eigenheim.

Tiefe Eigentumsquote
Die Gründe, die für den Kauf eines Hauses oder einer Wohnung sprechen, sind einleuchtend: Ein eigenes Heim bietet Sicherheit und Geborgenheit für die Familie, stellt eine finanzielle Reserve dar und ist ein bleibender Wert für das Alter und die kommende Generation. Weshalb gibt es also in der Schweiz im Vergleich zum Ausland so wenig Eigenheimbesitzer?
Die hohen Bodenpreise und Baukosten sowie die langwierigen Baubewilligungsverfahren erschweren zwar den Erwerb des Wohneigentums. Sie verteuern aber auch den Mietwohnungsbau und damit die Mieten.
Die im internationalen Vergleich beschämend tiefe Eigentumsquote muss deshalb andere Gründe haben, zumal die Schweiz weltweit eines der tiefsten Hypothekarzinsniveaus aufweist.

Eigentümer werden zur Kasse gebeten 
Ein wichtiger Grund, warum die Eigentumsquote hierzulande so tief ist, ist die schweizerische Steuerpolitik. Für den Fiskus sind Liegenschaften Objekte der Begierde. Häuser sind, weil unbeweglich und wertvoll, als Basis für Steuern und Abgaben beliebt. Mit der Steuerpolitik in der Schweiz wird heute «Mieterförderung» und nicht, wie es die Bundesverfassung vorschreibt, «Wohneigentumsförderung» betrieben.
Im Ausland wird der Erwerb von Wohneigentum fast überall intensiv gefördert, und es gilt als selbstverständlich, dass das Wohneigentum steuerlich unterstützt wird. Dadurch wird der Wechsel von der einen zur anderen Wohnform erleichtert. Eigentumsförderung bedeutet, den Erwerb von Wohneigentum attraktiv zu machen und Anreize zu schaffen, damit die finanzielle Belastung des eigenen Heims tragbar wird.

Eigentum macht frei
Eines der Worte, die man Kindern nicht lehren muss, ist das Wörtchen «mein». Privateigentum gehört unabdingbar zum Menschsein, es ist ein Naturrecht. Privateigentum ist die Voraussetzung für die Ausübung höchster Werte wie freier Wille und freie Entfaltung der Persönlichkeit. Eigentum ist kostbar, denn es macht frei. In der Tat gibt es ohne Privateigentum keine Freiheit, vor allem keine Freiheit gegenüber dem Staat.
Millionen von Menschen haben in den vormals kommunistischen Ländern vor allem deshalb so sehr gelitten, weil sie vom alles besitzenden, allmächtigen Staat abhängig waren.
Die Menschheitsgeschichte lehrt uns, dass es überall, wo das Privateigentum geschwächt und eingeschränkt wurde, auch mit der Freiheit des Individuums bergab ging – und regelmässig geht mit der Schwächung des Privateigentums auch eine Schwächung der demokratischen Staatsform einher.

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