Migros lanciert mit Migros Bank kostenloses Online-Bankangebot
Die Migros lanciert zusammen mit ihrer Tochter Migros Bank ein neues Gratis-Bankprodukt. Für Experten ist es allerdings nur ein bestehendes Angebot im frischen Gewand.
Die Migros lanciert zusammen mit ihrer Tochter Migros Bank ein neues Gratis-Bankprodukt. Für Experten ist es allerdings nur ein bestehendes Angebot im frischen Gewand.
Unter dem Namen «M+» erhalten Migros-Kunden künftig ein kostenloses Privat- und Sparkonto sowie eine Debit- und Kreditkarte ohne Jahresgebühr. Damit können sie kostenlos Bargeld in Migros-Filialen und an Geldautomaten der Migros Bank abheben und Cumulus-Punkte sammeln, heisst es in einer Mitteilung vom Mittwoch. Bei Einkäufen im Ausland gebe keinen Fremdwährungszuschlag, so das Communiqué.
Wie die Migros mit dem neuen Angebot Geld verdienen will, geht der Mitteilung nicht hervor. Eine Sprecherin äusserte sich auf Anfrage von AWP nicht dazu. Auch mit welchem Wert das Vermögen auf dem Sparkonto verzinst wird, wird aus der Mitteilung nicht klar, es handle sich aber um eine «attraktive Verzinsung». Kosten entstünden einzig dann, wenn man sich die Auszüge per Post zuschicken lasse, heisst es zudem auf der Webseite der Migros Bank.
Die Detailhändlerin betont, das Angebot sei «speziell auf die täglichen Finanzbedürfnisse ihrer Kundschaft» zugeschnitten und biete ein «einfaches und bequemes E-Banking». Auf Anfrage ergänzte eine Sprecherin, die Migros richte sich mit dem Angebot «spezifisch an Migros-Kundinnen und -Kunden, also an alle, die für ihre Einkäufe die Kanäle der Migros nutzen und mit den Migros-Angeboten in Kontakt kommen». Eine Cumulus-Karte sei dabei keine Voraussetzung, gab sie an.
Nichts Neues
Damit ist die Zielgruppe sehr gross, schliesslich kauft ein Grossteil der Bevölkerung mehr oder weniger regelmässig in einem Migros-Laden ein. «Innerhalb der Migros ist M+ aber nichts Neues. Denn die Migros Bank bietet bereits ein Konto ohne Kontoführungs- und Kartengebühr an», sagte Ralf Beyeler vom Vergleichsdienst Moneyland.
Er hat das Angebot der Migros unter die Lupe genommen und kommt zum Schluss, dass es sich dabei «um bisherige Angebote in einem neuen Paket» handelt. So gebe es schon ein Privatkonto mit Debitkarte, Sparkonto und Cumulus-Kreditkarte. Und auch bei den Zinsen, Gebühren, Wechselkursen und Konditionen stellt Moneyland keinen Unterschied fest.
Onlinebanken im Trend
Doch indem die Migros das Angebot ins digitale Umfeld verlegt - so wird der Vertrag etwa online abgeschlossen und die Zahlungen per App getätigt -, wird sie zur Konkurrentin für Neo- und Onlinebanken. «Neo- und Onlinebanken werden zunehmend zur Konkurrenz für herkömmliche Banken, insbesondere wenn es um Auslandstransaktionen geht», erklärt Beyeler.
Und wenn ihre Kunden auf Reisen vermehrt auf ein solches Konkurrenzangebot als Zweitbank ausweichen, sei das für die Banken schmerzhaft. «Auch junge Kundinnen und Kunden sind oft mit dem Angebot einer Smartphone-Bank zufrieden», so Beyeler.
Darum versuchten die herkömmlichen Finanzinstitute vermehrt konkurrenzfähig zu bleiben. «Insbesondere die Kantonalbanken haben deshalb inzwischen Kontoführungsgebühren und teils auch Kartengebühren abgeschafft», sagt der Experte. Die Migros Bank habe bereits reagiert mit ihren Angeboten. Dass sie das Angebot der App-Bank nun als neues Paket bündelt, dürfte laut Beyeler darum auch Marketinggründe haben.
Doch mit zunehmender Konkurrenz unter den Online-Bankangeboten scheitern auch manche. Erst vor einem Monat hat der Migros-Konkurrent Coop seine Banken-App wieder eingestampft - und dies nach weniger als einem Jahr auf dem Markt. Die Nachfrage nach der App «Coop Finance+» habe den Erwartungen nicht entsprochen, hiess es damals zur Begründung.
Die Migros-Bank ist eine 100-prozentige Tochter des Migros-Genossenschafts-Bundes. Die Bank hat laut eigenen Angaben rund eine Million Kundinnen und Kunden mit Kundeneinlagen von 45 Milliarden Franken. Die Bank schrieb vergangenes Jahr einen Gewinn von 313,4 Millionen Franken. Zum Vergleich: Die Migros selbst schrieb trotz eines Rekordumsatzes nur einen Gewinn von 175 Millionen Franken.