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Gerüchteküche rund um mögliche Credit Suisse-Übernahme brodelt

Die Gerüchteküche rund um die strauchelnde Credit Suisse brodelt: Am Samstag meldete die «Financial Times», dass Blackrock an einem Übernahmeangebot arbeite. Wenig später dementierte der US-Fondsverwalter den Bericht. Alle anderen Akteure blieben derweil stumm.

Agentur
sda
18.03.23 - 14:06 Uhr
Wirtschaft
Experten sehen die Zukunft der angeschlagenen Credit Suisse (CS) kritisch. Die Prognosen reichen von mehrmonatigen Problemen bis hin zum Ende der angeschlagenen Schweizer Grossbank, wie aus am Samstag veröffentlichten Interviews hervorging. (Archivbild)
Experten sehen die Zukunft der angeschlagenen Credit Suisse (CS) kritisch. Die Prognosen reichen von mehrmonatigen Problemen bis hin zum Ende der angeschlagenen Schweizer Grossbank, wie aus am Samstag veröffentlichten Interviews hervorging. (Archivbild)
KEYSTONE/ENNIO LEANZA

Die Wirtschaftszeitung «Financial Times» hatte unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person, dass der weltgrösste Fondsverwalter Blackrock an einem Angebot für die Credit Suisse arbeite. Es wäre ein konkurrierendes Angebot zu der möglichen Übernahme durch die UBS.

Die Amerikaner prüften eine Reihe von Optionen und arbeiteten mit anderen Investoren zusammen, so die britische Zeitung. BlackRock könnte sich entscheiden, nur für Teile des Geschäfts zu bieten und habe seine Absicht der Credit Suisse mitgeteilt.

Wenig später dementierte das Unternehmen gegenüber der Nachrichtenagentur awp den Bericht: Blackrock arbeite an keinerlei Plänen zur Übernahme der gesamten oder eines Teils der Credit Suisse und habe auch keine Interesse an einer solchen.

SNB, UBS und Finma halten dicht

Die Schweizer Finanzakteurinnen halten derweil dicht. Die Credit Suisse wollte am Freitagabend die Gerüchte gegenüber AWP am Telefon nicht kommentieren.

Gleich reagierten die UBS, die Schweizerischen Nationalbank (SNB) und Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) am Samstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Kein Kommentar», hiess es von allen Seiten. Auch das Eidgenössische Finanzdepartement «kommentiert keine Gerüchte», wie eine Sprecherin mitteilte.

Ein Sprecher der UBS bekräftigte auf Anfrage von AWP am späten Freitagabend lediglich die von CEO Ralph Hamers an einer Konferenz am Mittwoch gemachte Aussage, wonach sich die UBS auf ihre eigene Strategie konzentriere.

Die «Financial Times» hatte am späten Freitagabend berichtet, dass sich die CS und die UBS in Übernahmegesprächen befinden sollen. Geplant sei eine teilweise oder vollständige Übernahme, schrieb die Zeitung unter Berufung auf eine nicht genannte Auskunftsperson.

Die hiesigen Aufsichtsbehörden hätten ihre Kollegen aus den USA und Grossbritannien am Freitagabend informiert, dass eine Fusion der beiden Banken ihr «Plan A» sei, um einen Totalverlust des Vertrauens in die Credit Suisse zu verhindern. Am Donnerstag hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg noch berichtet, UBS und CS würden eine Zwangsfusion ablehnen.

Experten sind kritisch für CS-Zukunft

In jedem Fall sehen Expertinnen die Zukunft der angeschlagenen Credit Suisse (CS) kritisch. Die Prognosen reichen von mehrmonatigen Problemen bis hin zum Ende der angeschlagenen Schweizer Grossbank, wie aus am Samstag veröffentlichten Interviews hervorging.

So sagte François Savary, Anlagechef beim Genfer Vermögensverwalter Prime Partners, gegenüber «Le Temps», die CS-Krise werde «wahrscheinlich einige Monate dauern». Sie werde allerdings keinen systembedrohenden Dominoeffekt auslösen.

Der ehemalige Bank-Wegelin-Teilhaber Konrad Hummler hingegen sieht keine Zukunft für die CS, wie er zur «Neuen Zürcher Zeitung» sagte. Wenn das Vertrauen einmal weg sei, sei es weg. «Entweder wird die CS ordnungsgemäss abgewickelt, dafür gibt es ja standardisierte Methoden, die garantieren, dass die gesunden Sparten der Bank gerettet werden können. Oder die Abwicklung der CS wird auf eine andere Grossbank übertragen, und die Finma und der Staat übernehmen ohne Wenn und Aber die Garantie.»

Ob ein Zusammengehen der beiden Grossbanken überhaupt möglich wäre, war umstritten. So sagte der ehemalige Präsident der Finanzmarktaufsicht Finma, Eugen Haltiner, in einem am Samstag veröffentlichen Interview mit den «CH Media»-Titeln, die Wettbewerbskommission Weko wäre damit wohl nicht glücklich. «Im Fall von CS und UBS hätte die Weko sicher gewichtige Vorbehalte, weil beide Institute eine marktdominierende Stellung haben.»

50 Milliarden von der SNB

Am Mittwochabend hatten die Finanzmarktaufsicht Finma und die Schweizerische Nationalbank (SNB) bekannt gegeben, dass sie der Credit Suisse bei Bedarf Liquidität zur Verfügung stellen werden. Bereits einige Stunden später meldete die CS ihren Bedarf an und lieh sich bis zu 50 Milliarden Franken von der SNB, um die Liquidität sicherzustellen.

Die Milliardenhilfe hat die Sorgen der Investoren um die angeschlagene Grossbank nur wenig beruhigt. Während der CS-Aktienkurs am Freitag bereits wieder nachgab, wurden Spekulationen um eine Aufteilung des zweitgrössten Schweizer Finanzinstituts lauter.

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