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Handwerk hat immer noch einen goldenen Boden

Der Fachkräftemangel in der Schweiz ist ein zentrales Thema geworden. Auch in unserer Gegend bilden zahlreiche Betriebe Lernende mit grossem Engagement aus.

Conradin
Liesch
27.04.23 - 16:14 Uhr
Wirtschaft
Zum Beispiel der Lehrberuf Gärtner/in: Nicht nur Handarbeit ist gefragt.
Zum Beispiel der Lehrberuf Gärtner/in: Nicht nur Handarbeit ist gefragt.
zVg/Jardin Suisse

Es ist eigentlich kaum zu glauben, dass das Handwerk heutzutage nicht einen höheren Stellenwert geniessen kann. Immerhin ist solide Handarbeit nach wie vor gefragt. Dies zeigt sich auch in einem eklatanten Mangel an Fachkräften jeglicher Art, nicht nur in unserer Region: Auch beim Schweizerischen Gewerbeverband war dies an der Winterkonferenz vom Januar in Klosters ein zentrales Thema.

Doch wie soll man dem begegnen? Ideen gibt es viele, allein die Umsetzung ist schwierig. Vornehmlich gilt es, das Handwerk wieder als das anzusehen, was es ist: Ehrliche und ehrenwerte Arbeit, nicht an einem PC, sondern mit den Händen.

Dem Fachkräftemangel entgegenwirken

Ein in Klosters ansässiger Unternehmer wünscht sich, dass dies schon in der Schule beginnt, ja, eigentlich schon früher, im Elternhaus. Der Umgang mit elektronischen Geräten ist schön und gut, doch wenn es darum geht, einen Wasserhahn zu reparieren, eine Lampe zu montieren oder, einfacher gesagt, einen Nagel richtig einzuschlagen, ist Handwerk gefragt. Schliesslich ist das Ansehen des normalen «Büetzers», wie es schon Gölä seinerzeit besungen hat, nicht sehr gross; man wünschte sich, dass das Pendel endlich wieder auf diese Seite ausschlägt. Dies muss nicht zuletzt über das Portemonnaie erfolgen.

Die Rekrutierung billiger Arbeitskräfte aus dem Ausland zahlt sich auf lange Sicht nicht aus: Niemand ist verantwortlich, mangelndes Fachwissen und der immer steigende Zeitdruck seitens der Unternehmer fördern höchstens das «Pfuschwerk»; was die Schweiz jedoch braucht, sind exakte und verantwortungsvolle Arbeitskräfte mit Fachwissen.

Kreativ, verantwortungsvoll und gefragt: Elektriker

«Für uns ist die Ausbildung von Nachwuchs immens wichtig», erklärt Rolf Sprecher von der El-Group, «doch leider haben wir sogar Mühe, Lehrlinge zu finden».

Das hat Auswirkungen: Der Mangel an qualifiziertem Fachpersonal hat auch vor der Elektro-Branche nicht Halt gemacht. Dabei bietet diese Branche auch nach der Ausbildung verantwortungsvolle Jobs an: Wenn sich jemand einbringt, Einsatz und Kreativität zeigt, kann er mit grosser Selbstständigkeit und übertragener Verantwortung viele Möglichkeiten ausschöpfen.

Dabei ist durchaus der zweite Bildungsweg ein weiterer Schritt auf der Karriereleiter nach oben, sei es mit Berufsmatura oder den Weiter­bildungsmöglichkeiten Richtung Vorarbeiter oder sogar Inhaber eines
entsprechenden Geschäftes.

https://el-group.ch

https://www.caviezel-ag.ch

www.elektrochristoffel.ch

Nicht nur im Winter

Auch beim SLF (Schnee- und Lawinenforschungsinstitut in Davos) wird auf Nachwuchsausbildung Wert gelegt. Angeboten werden Lehrstellen als Elektroniker/in oder Polymechaniker/in (je alle vier Jahre) sowie Informatiker/in (alle zwei Jahre). Nächster Lehrbeginn für alle drei Sparten ist im Sommer 2024.

www.slf.ch > Über das SLF >

Nicht nur im Sommer

Wer sich für einen Gärtnerberuf entscheiden will, stosst auf offene Türen. Noch sind in der ganzen Schweiz viele Lehrstellen zu besetzen; der Schwerpunkt kann zwischen den Sparten «Landschaft», «Zierpflanzen», «Baumschule» oder «Stauden» gewählt werden. Eine umfangreiche Ausbildung mit anschliessenden Aufstiegsmöglichkeiten und die Gewissheit, die Welt schöner zu machen, gehören zum Berufsbild dazu.

www.gaertner-werden.ch/lehrstellen

https://gartenbau-demont.ch

Zeichnen und vermessen

«Wir sind natürlich froh um alle, die bei uns eine Lehre als Geomatiker (früher: Vermessungszeichner) oder Zeichner in Fachrichtung Ingenieurbüro absolvieren möchten», erklärt Stefan Darnuzer. Auch wenn in diesem Jahr keine Lehrstelle mehr frei ist, so bildet auch das Ingenieurbüro Darnuzer in Davos immer wieder Lernende aus. Denn auch auf diesem Gebiet sind Fachkräfte immer wieder sehr gefragt.

https://www.darnuzer.ch

Gemeindeverwaltung

Die Gemeinde Klosters konnte die KV-Lehrstelle für das laufende Jahr schon frühzeitig besetzen und schreibt schon bald jene für das nächste Jahr aus; jedes Jahr wird auf der Gemeindeverwaltung Klosters ein/e Kaufmann/Kauffrau ausgebildet, zurzeit sind es drei Lernende. Die vor wenigen Jahren noch angebotene Lehrstelle «Fachperson Betriebsunterhalt» wird nicht mehr angeboten, da sich niemand auf die offene Lehrstelle beworben hat.

Ausgelagert wurde der Forstbetrieb Madrisa, wo immer wieder erfolgreich Forstwarte ausgebildet werden.

https://www.gemeindeklosters.ch

Man hat nie ausgelernt

Als Vorbereitung auf das weitere Berufsleben kann auch die Evangelische Mittelschule Schiers dienen, welche auf eine vielseitige und ganzheitliche Ausbildung setzt. Während in Grundlagenfächern das Fundament zu einer Ausbildung gelegt wird, werden Brücken zur Praxis in den Sonderwochen, den Maturaarbeiten oder den bekannten YES-Projekten gebaut.

Schwerpunktfächer im Gymnasium sind: Wirtschaft & Recht, Biologie/Chemie, Physik/Angewandte Mathematik, Spanisch oder Bildnerisches Gestalten. Das Musikgymnasium kombiniert die gymnasiale mit der musikalischen Ausbildung. In der Fachmittelschule treffen Schule und Beruf aufeinander und dies hilft, sich für einen Berufsweg zu entscheiden. Wer sich in Pädagogik, Gesundheit und Sozialem vertiefen möchte, absolviert die Fachmaturität. Ausserdem bietet die EMS Schiers auch Vorkurse für die Pädagogische Hochschule an.

www.ems-schiers.ch

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