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Nestlé büsst inflationsbedingt an Profitabilität ein

Der weltgrösste Lebensmittelkonzern Nestlé hat im vergangenen Jahr trotz deutlich mehr Umsatz etwas weniger verdient. Die höheren Kosten haben auf den Gewinn gedrückt. Das Unternehmen zahlt dennoch mehr Dividende.

Agentur
sda
16.02.23 - 08:30 Uhr
Wirtschaft
Nestles Profitabilität trotz kräftigem Wachstum von Inflation gebremst (Archivbild)
Nestles Profitabilität trotz kräftigem Wachstum von Inflation gebremst (Archivbild)
KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Nestlé erzielte 2022 einen Umsatz von 94,4 Milliarden Franken. Organisch - also ohne Zu- und Verkäufe sowie Währungseffekte - wuchs Nestlé um 8,3 Prozent, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Für dieses Wachstum waren allerdings vor allem Preiserhöhungen verantwortlich. Diese schlugen mit einem Plus von 8,2 Prozent zu Buche, was laut dem Communiqué die «signifikante Kosteninflation» reflektiert.

Am stärksten waren die Preiserhöhungen in Nord- und Lateinamerika, wo sie um 11,6 Prozent hochgingen. Vergleichsweise moderat wurden die Preise dafür in China erhöht mit 2,5 Prozent. In Europa nahmen sie um 6,4 Prozent zu.

Tierfutter erneut als Wachstumstreiber

Als Zugpferde unter den Nestlé-Produkten erwiesen sich einmal mehr Tierfutterprodukte der Marke Purina, die am stärksten zum organischen Wachstum beigetragen hätten, wie es in der Mitteilung heisst. Der Umsatz mit Kaffee wuchs im hohen einstelligen Bereich, dies vor allem dank der Erholung im Ausserhaus-Geschäft. Wasser war ebenso gefragt - doch konnte nicht immer geliefert werden. Wegen vorübergehenden Kapazitätsengpässen sei der Umsatz im Schlussquartal zurückgegangen, so Nestlé.

Nicht nur Lieferkettenprobleme machten Nestlé zu schaffen. Die Preiserhöhungen bremsten auch die Kauflust der Nestlé-Kunden etwas. Rein volumenmässig wurden über den ganzen Konzern hinweg noch 0,1 Prozent mehr Nestlé-Produkte verkauft. Im vierten Quartal gingen die Verkäufe jedoch um 2,6 Prozent zurück. Damit hat Nestlé das zweite Quartal in Folge einen Volumenrückgang verzeichnet, was zuvor jahrelang nicht mehr vorgekommen war. Allerdings konnte sich Nestlé im Vergleich mit Konkurrenten, die auch im Gesamtjahr einen Rückgang der Volumen verzeichneten, gut halten.

Profitabilität robuster als erwartet

«Die Inflation erreichte ein noch nie dagewesenes Niveau, die Lebenshaltungskosten machten vielen Menschen zu schaffen», wird Nestlé-Chef Mark Schneider in der Mitteilung zitiert. Weil die grassierende Inflation die Kosten weiter in die Höhe trieb und die durchgesetzten Preiserhöhungen dieser Entwicklung hinterherhinkten, litt die Profitabilität.

Der Betriebsgewinn lag zwar mit 16,1 Milliarden Franken höher als die 15,1 Milliarden im Vorjahr. Übrig blieben jedoch «nur» 17,1 Prozent des Umsatzes als Betriebsgewinn. Damit war das Unternehmen etwas weniger profitabel als noch im Jahr davor, als die EBIT-Marge noch bei 17,4 Prozent lag. Mit der EBIT-Marge übertraf Nestlé allerdings die Erwartungen von Analysten, die im Schnitt mit 16,9 Prozent gerechnet hatten.

Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von 9,3 Milliarden Franken. Im Vorjahr hatte noch der Verkauf von L'Oréal-Anteilen einen hohen einstelligen Milliardenbetrag in die Konzernkasse gespült, sodass der Reingewinn mit fast 17 Milliarden deutlich höher lag.

Hohes Wachstum erwartet

Trotz des tieferen Gewinns können sich die Aktionäre auf eine um 15 Rappen höhere Dividende freuen. Diese wird auf 2,95 Franken erhöht von 2,80 Franken im Vorjahr. Damit bleibt Nestlé seiner Strategie einer jährlichen Dividendenerhöhung treu und erhöht zum 28. Mal in Folge die Ausschüttung an die Aktionäre.

Für das laufende Jahr erwartet Nestlé noch einmal ähnliche Entwicklungen bei Umsatz und Profitabilität wie 2022: Die Inflation und damit einhergehende Preiserhöhungen dürfte den Umsatz weiter antreiben und die Profitabilität belasten. Während das organische Wachstum 2023 zwischen 6 und 8 Prozent liegen dürfte, erwartet der Konzern eine Betriebsgewinn-Marge zwischen 17,0 und 17,5 Prozent. Bis 2025 peilt Nestlé weiterhin eine Marge von 17,5 bis 18,5 Prozent an.

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