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Studie: Über 90 Prozent der Ölteppiche von Menschen verursacht

Auf den Meeren treibende Ölverschmutzungen sind einer Studie zufolge zu einem weit grösseren Teil vom Menschen verursacht als bisher angenommen. Mit etwa 94 Prozent sei die überwältigende Mehrheit auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen, berichten Forschende.

Agentur
sda
21.06.22 - 04:10 Uhr
Wirtschaft
Ölteppich vor der Küste Frankreichs nach einem Schiffsunglück 2019. (Archivbild)
Ölteppich vor der Küste Frankreichs nach einem Schiffsunglück 2019. (Archivbild)
KEYSTONE/EPA PREFECTURE OF ATLANTIC/MARINE NATIONALE / HANDOUT

Diese resultierten etwa aus Freisetzungen aus Schiffen, Offshore-Förderanlagen oder Pipelines, hiess es dazu in einem im Fachmagazin «Science» veröffentlichten Fachartikel.

Zuvor sei für den Zeitraum 1990 bis 1999 geschätzt worden, dass etwa die Hälfte auf natürliche Lecks im Meeresboden zurückgehen - der aktuellen Auswertung zufolge seien es aber nur rund sechs Prozent. Ein Grund sei vermutlich der in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegene Schiffsverkehr, erläutert Ira Leifer vom Green-Tech-Unternehmen Bubbleology Research International in einem Kommentar zur Studie.

Die Forschenden um Yanzhu Dong und Yongxue Liu von der Nanjing University in China hatten auf Satellitenbildern mehr als 450'000 Ölteppiche auf den Weltmeeren identifiziert. Die zwischen 2014 und 2019 erfassten Ölteppiche summierten sich demnach zu einer Gesamtfläche von 1,5 Millionen Quadratkilometern - mehr als die doppelte Fläche Frankreichs. Die überwiegende Mehrheit der Verschmutzungen befand sich in einem Umkreis von 160 Kilometer von Küsten und entlang von Schifffahrtsrouten. Zu den stark betroffenen Meeresgebieten zählten die Javasee, das Südchinesische Meer und der Golf von Guinea.

Künstliche Intelligenz half bei Auswertung

Erdöl ist für die sensiblen Ökosysteme in den Meeren ein grosses Problem: Selbst eine kleine Menge kann schon grosse Auswirkungen auf Plankton haben, das eine Nahrungsgrundlage der Ozeane bildet. Andere Meerestiere wie Wale und Meeresschildkröten werden geschädigt, wenn sie beim Atmen mit dem Öl in Berührung kommen.

Für die Analyse hatte das Team mehr als eine halbe Million Bilder zweier Sentinel-Satelliten (1A und 1B) mit Hilfe künstlicher Intelligenz ausgewertet. Die Erdbeobachtungssatelliten tasten die Erdoberfläche aus rund 700 Kilometern Höhe mit sogenanntem Synthetic Aperture Radar (SAR) ab. Satellitentechnologie biete eine Möglichkeit, die Ölverschmutzung der Meere besser zu überwachen, insbesondere in Gewässern, in denen eine Überwachung durch den Menschen bisher schwierig sei, erklärte Yongxue Liu.

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