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Ökonomen favorisieren für Wirtschaftsnobelpreis US-Forscher

Favoriten für den Wirtschaftsnobelpreis sind nach Einschätzung deutscher Ökonomen erneut vor allem Forscher aus den USA. Doch auch ein schweizerisch-österreichischer Ökonom findet sich weit oben auf der Favoritenliste.

Agentur
sda
07.10.22 - 10:29 Uhr
Wirtschaft
Ernst Fehr ist ein Favorit für den Wirtschaftsnobelpreis. (Bildquelle: Universität Zürich)
Ernst Fehr ist ein Favorit für den Wirtschaftsnobelpreis. (Bildquelle: Universität Zürich)
Universität Zürich

Wer die Auszeichnung erhält, gibt die Königlich-Schwedische Akademie am kommenden Montag (10. Oktober) in Stockholm bekannt. Amerikaner dominieren die Geschichte des seit 1969 vergebenen Preises. Im vergangenen Jahr ging er an die in den USA forschenden Ökonomen David Card, Joshua Angrist und Guido Imbens.

Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), sieht die beiden US-Ökonomen Maurice Obstfeld und Kenneth Rogoff als «zwei sehr würdige Träger» des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften. «Nach der Corona-Krise und inmitten eines Kriegs zeigt die Forschung der beiden US-Ökonomen, wie sich Krisen global übertragen und wie die Geldpolitik eingreifen kann.» Die früheren Chefökonomen des Internationalen Währungsfonds hätten untersucht, «wie Finanzmärkte vernetzt sind, wie Staatsverschuldung wirkt und vor allem auch, wie die Politik damit umgehen sollte», so Fratzscher.

Ökonom Ernst Fehr favorisiert

Clemens Fuest, Präsident des Münchner Ifo-Instituts, favorisiert den österreichisch-schweizerischen Ökonomen Ernst Fehr. Mit seinen Arbeiten zu Fairness, sozialem Verhalten, Kooperationsbereitschaft und zu den Wirkungen finanzieller Anreize auf das Verhalten im Arbeitsleben habe er neue Wege beschritten, die ökonomisches Denken erheblich beeinflusst hätten. «Eine spannende Arbeit von ihm zeigt, dass Menschen, die geduldig sind und für längere Zeit planen, es schaffen, mehr Vermögen zu bilden als andere.»

Achim Wambach, Präsident des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), favorisiert die US-Professoren Timothy Bresnahan und Michael Porter sowie den israelisch-amerikanischen Ökonomen Ariel Pakes. «Die Erkenntnisse aus der empirischen Industrieökonomik helfen, besser zu verstehen, wie Märkte und Wertschöpfungsketten aufgebaut sind, ob sie ihre Ziele erfüllen, und ob die Akteure in den Märkten die richtigen Anreize haben.» Die drei Wissenschaftler hätten wesentlich dazu beigetragen, dass man heute einen viel besseren Instrumentenkasten habe, um zu untersuchen, wie Märkte funktionierten und wie Unternehmen in diesen Märkten agierten.

Michael Berlemann, Wissenschaftlicher Direktor am Hamburgisches Weltwirtschaftsinstitut, sieht persönlich den US-Ökonomen Robert J. Barro als Favoriten wegen seiner «herausragenden theoretischen und empirischen Beiträge zur Makroökonomik». Auch Daron Acemoglu sei als Mitbegründer der modernen Institutionenökonomik ein hochverdienter Nobelpreisträger. Der Preis werde aber wohl an beiden vorbei gehen. «Ich würde mein Geld wohl auf Susan Athey von der Stanford University setzen, die unter anderem sehr wichtige Arbeit an der Schnittstelle zwischen Ökonometrie und maschinellem Lernen vorgelegt hat.»

Von schwedischer Zentralbank gestiftet

Der Wirtschaftsnobelpreis ist der einzige, der nicht auf das Testament von Preisstifter Alfred Nobel zurückgeht. Er wurde von der schwedischen Zentralbank gestiftet und zählt somit streng genommen nicht zu den klassischen Nobelpreisen. Dennoch wird er gemeinsam mit den anderen Preisen an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, überreicht.

Bisher wurde noch nie eine Schweizerin oder ein Schweizer mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet. Im Gegensatz dazu gab es unter den Trägern bereits einen Deutschen: Der Bonner Wissenschaftler Reinhard Selten erhielt ihn 1994 gemeinsam mit John Nash und John Harsanyi. Ausgezeichnet wurde das Trio für seine wegweisenden Beiträge zur nichtkooperativen Spieltheorie.

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