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Mit dem SUP auf Probenfang

Der Name Salesforce ist in Davos auch jenen ein Begriff, die nicht beruflich mit dem Anbieter von Web-basierten Geschäftslösungen zu tun haben: Nebst seiner WEF-Präsenz als strategischer Partner engagiert sich das Unternehmen während des Jahres in der Schule.

Barbara
Gassler
20.11.23 - 07:00 Uhr
Wirtschaft

Begonnen hat die Beziehung von Salesforce und der Davoser Schule mit der Schenkung von zehn Computern, die in einem sogenannten Coder Dojo – einem Programmierclub für Kinder – zum Einsatz kamen. Erste Erfahrungen mit dem Programmieren führten zu einer App, über die Messgeräte den Feuchtigkeitszustand im Wurzelballen von Zimmerpflanzen angeben. Auch in den Folgejahren fand die DZ immer wieder Gelegenheit, über die Zusammenarbeit zu berichten. So etwa 2018, als zwei Realschulklassen sich der «Ziele für nachhaltige Entwicklung» (SGD) der UNO annahmen und dabei Wasser auf Mikroplastik untersuchten. Um Plastik ging es auch im nachfolgenden Jahr, als wiederum Realschüler aus Abfall funktionstüchtige Modelle bauten oder die Luftqualität massen. Mit selbst gebauten Mikrofonen ging es 2020 nach draussen in die Natur. Die Realschülerinnen nahmen Tiergeräusche auf und analysierten sie anschliessend in ihrem zu einem Labor umgestalteten Klassenzimmer. Nach einem corona-bedingten Unterbruch waren die Mitarbeitenden von Salesforce 2022 wieder an der Schule. Dieses Mal waren es Wildtierkameras, die sie zusammen mit den Realschulklassen verteilten und deren Bilder sie anschliessend auswerteten.

«Global Climate Action Lab»

Als Salesforce 2015 die Programmier­initiative «Davos Codes» startete, ging es darum, aufzuzeigen, wie Jugendliche mit der Unterstützung von Unternehmen in Technologie-Bereichen ausgebildet und mit ihren Resultaten auch Teil des Jahrestreffens des World Economic Forums (WEF) werden können. Entsprechend stellte Klasse um Klasse Jahr für Jahr ihre Resultate den WEF-Teilnehmenden und der Öffentlichkeit vor. 2020 wurde das Programm dann in «Global Climate Action Lab» umbenannt. Bisher war das Ziel, den Jugendlichen zu vermitteln, dass die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik gar nicht so kompliziert sind. Der Nachwuchs soll entdecken, dass er mit einfachen Hilfsmitteln bereits programmieren sowie brauchbare Instrumente bauen kann. Neu sollen die Schülerinnen diese Technologie verwenden, um sich mit klimabezogenen Herausforderungen zu beschäftigen. Dabei sollen sie Sicherheit im Umgang und ein besseres Verständnis für unsere hoch technisierte Welt entwickeln. Instruiert werden sie dabei von Mitarbeitenden des US-Unternehmens, was einen weiteren, sehr willkommenen Effekt hat: Da die Unterrichtssprache Englisch ist, gewinnen die Schüler an Sicherheit und Freude im Umgang mit der Fremdsprache.

Videoanruf nach Indien

Auch dieses Jahr arbeitet ein Team der Salesforce mit zwei Realklassen. Sie bauen dabei auf den vor einem Jahr gemachten Erkenntnissen auf und setzen sie fort. Zwingender Bestandteil ist dabei ein letztes Mal entstandener Seismometer zur Beobachtung von Bodenbewegungen. Eigentlich sollten damit die von einer Lawine erzeugten Erschütterungen gemessen werden, doch irgendwann wurde daraus ein auf den Namen «Schneeballometer» getauftes Gerät. Die Schüler erzeugten die Vibrationen durch das Beschiessen mit Schneebällen selbst, was schnell zu einem angeregten Wettbewerb wurde. Das ist eine Erfahrung, die ihre Alterskameraden im indischen Bangalore nicht teilen können. Auch dort lief ein «Global Climate Action Lab», und die Schülerinnen besprachen per Video die Resultate ihrer hier gemachten Beobachtungen mit Wildtierkameras.

Mit dem SUP auf den See

Eine solche Zusammenarbeit ist dieses Jahr mit einer Schule in Palunpur (Indien) erneut angesetzt. Doch dieses Mal wird es um Wasser gehen. Dazu wurde den Davoser Jugendlichen eines von nur fünf existierenden AMOS (Aquatic Mini Observation System) zur Verfügung gestellt. Nun ging es, darum auf diesem solarbetriebenen SUP die passenden Gefässe zum Sammeln der Wasserproben zu installieren. Da kam es gerade recht, dass es an der Schule Davos einen 3-D-Printer gibt. Mit diesem wurden die benötigten Haltevorrichtungen produziert, um die Geräte anzubringen, die ihrerseits die Trübung des Wassers im Davosersee massen, als auch Proben entnahmen. Geübt wurden dabei sowohl Technikwissen als auch Programmierfähigkeiten. Da eines der Messgeräte künstliche Intelligenz (KI) verwendet, wird eine Zusammenarbeit mit dem Lab 42 geprüft, das sich mit KI beschäftigt. «Für mich ist das Vernetzen der hier ansässigen Forschenden mit den Schülerinnen und Schülern und den internationalen WEF-Teilnehmenden ein Weg zu zeigen, dass Davos auch die Forschungsstadt in den Alpen ist», sagt der Kleine Landrat Walter von Ballmoos. Zusammen mit seiner Frau Christine steht er seit Beginn als Vermittler und Türöffner hinter dem Programm.

Die Resultate der diesjährigen Untersuchungen stellen die Jugendlichen am ersten Tag des Jahrestreffens des WEF am Montag, 15. Januar, ab 16 Uhr in der Salesforce-Lounge an der Promenade 83 allen Interessierten vor, und ab 16.45 Uhr lädt die Schulklasse und die Salesforce zu einem Apéro für die Öffentlichkeit.

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