Die Luft ist seit dem Jahr 1600 deutlich trockener geworden
Die Luft über weiten Teilen Europas ist in den letzten Jahrzehnten deutlich trockener geworden. Das zeigten Jahrringe von Bäumen, die ein internationales Forschungsteam unter Schweizer Leitung untersuchte.
Die Luft über weiten Teilen Europas ist in den letzten Jahrzehnten deutlich trockener geworden. Das zeigten Jahrringe von Bäumen, die ein internationales Forschungsteam unter Schweizer Leitung untersuchte.
Die für die am Mittwoch im Fachblatt «Nature Geoscience» veröffentlichte Studie untersuchten Jahrringdaten reichen zurück bis ins Jahr 1600.
Angesichts der Dürreereignisse in vielen Regionen Europas in den letzten Jahren sei dies bedenklich, sagte Kerstin Treydte, Erstautorin der Studie und Forscherin am Eidgenössischen Forschungsinstitut für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in einer Mitteilung des Forschungsinstituts. Denn trockene entziehe dem Boden und Pflanzen vermehrt Wasser.
Die Folge: Pflanzen wachsen schlechter, manche sterben ab. Von grosser Bedeutung sei dies ausserdem für die Landwirtschaft. «Mehr Bewässerung wird nötig und die Erträge sinken», so Treydte.
Jahrringe als Zeitzeugen
Als Mass für die Lufttrockenheit diente den Forschenden das sogenannte Dampfdruckdefizit (auf Englisch: «Vapor Pressure Deficit», VPD). Es beschreibt die Differenz zwischen dem maximalen Wassergehalt, den die Luft bei einer bestimmten Temperatur haben könnte, und dem tatsächlichen Wassergehalt der Luft.
In den bis zu über 400 Jahre alten Jahrringen spiegelt sich das VPD in den so genannten Sauerstoffisotopen wider. Isotope sind unterschiedlich schwere Varianten von Atomen. Aus der Zusammensetzung der Sauerstoffisotope in den Jahrringen können die Forschenden ablesen, wie hoch das VPD in einem Jahr war.
Mitteleuropa besonders betroffen
Die Analyse zeigte, dass die Luft in Europa im 21. Jahrhundert im Vergleich zur vorindustriellen Zeit aussergewöhnlich hoch ist. Schon zuvor war bekannt, dass das VPD in einem sich erwärmenden Klima ansteigt. Über die räumliche Ausprägung und langfristige Schwankungen bis in vorindustrielle Zeit ohne menschlichen Einfluss wusste man laut WSL-Mitteilung bisher jedoch wenig.
Am stärksten zeigte sich dies laut der Studie in den zentraleuropäischen Tiefländern, in den Alpen und in den Pyrenäen. Die höchsten Werte wurden demnach in den Dürrejahren 2003, 2015 und 2018 erreicht. Anhand von zusätzlichen Modellsimulationen konnten die Autorinnen und Autoren ausserdem zeigen, dass die heutigen VPD-Werte ohne Treibhausgas-Emissionen nicht hätten erreicht werden können.