Jordan: International führender Finanzplatz geht mit Risiken einher
Der abtretende Nationalbankpräsident, Thomas Jordan, hat sich für einen auch künftig international führenden Finanzplatz ausgesprochen. Dazu müsse auch das Risiko von systemrelevanten, global tätigen Banken akzeptiert werden, sagte Jordan.
Der abtretende Nationalbankpräsident, Thomas Jordan, hat sich für einen auch künftig international führenden Finanzplatz ausgesprochen. Dazu müsse auch das Risiko von systemrelevanten, global tätigen Banken akzeptiert werden, sagte Jordan.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) garantiere kein Institut, sagte Jordan in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Samstag. Doch sollten Rahmenbedingungen geschaffen werden, «die es einer unternehmerischen Bank erlauben, von hier aus international tätig zu sein», sagte der SNB-Präsident.
Die Herausforderung bestehe nun darin, für die Grossbank UBS ein Gesamtpaket an Korrekturen festzulegen, das die Risiken reduziere und es der Grossbank erlaube, von der Schweiz aus erfolgreich zu arbeiten. Es brauche Verbesserungen bei der Abwicklungsfähigkeit und Anpassungen auf der Kapitalseite. Die Nationalbank unterstütze die vom Bundesrat vorgeschlagenen Massnahmen.
Unabhängige Geldpolitik
Die Hürde für einen grundsätzlichen Systemwechsel - etwa die Übernahme der Bankenaufsicht durch die SNB - muss laut Jordan hoch sein. Er unterstrich einmal mehr die Bedeutung einer unabhängigen Nationalbank: «Wenn die Nationalbank für die Bankenaufsicht zuständig wäre, würde dies das Risiko einer Verpolitisierung und eines Verlusts an Unabhängigkeit erhöhen, was sich längerfristig negativ auf die Geldpolitik auswirken könnte.»
Gerade die jüngste Vergangenheit mit der vergleichsweise tiefen Inflation in der Schweiz habe gezeigt, wie «wertvoll eine eigenständige Geldpolitik ist», sagte der SNB-Präsident. Mit ihrem Fokus auf die Preisstabilität halte die Nationalbank auch der Politik den Rücken frei, damit diese ihre Aufgaben erfüllen könne.
Unkonventionelle Mittel
Jordan tritt auf Ende September zurück. Er leitete die SNB seit 2012 und war über 27 Jahren für die Nationalbank tätig. «In der Geschichte gab es keine andere Periode, in der die SNB so lange gezwungen war, Geldpolitik mit unkonventionellen Mitteln zu betreiben», sagte er rückblickend.
Sein Nachfolger wird der bisherige SNB-Vizepräsident Martin Schlegel. Er wolle weiterhin für Stabilität sorgen, sagte Schlegel nach seiner Ernennung Ende Juni.