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Agrarökonom: Bis zu 100 Millionen Hungernde durch Krieg

Im schlimmsten Fall könnte der Krieg in der Ukraine nach Worten des deutschen Agrarökonomen Matin Qaim bis zu 100 Millionen Menschen in den Hunger treiben. Aus Russland und der Ukraine kämen etwa ein Drittel des weltweit gehandelten Weizens.

Agentur
sda
12.03.22 - 13:20 Uhr
Wirtschaft
Drohende Wolken über der Nahrungsmittelversorgung: Die Ukraine und Russland produzieren ein Drittel des weltweit gehandelten Weizens. (Archivbild)
Drohende Wolken über der Nahrungsmittelversorgung: Die Ukraine und Russland produzieren ein Drittel des weltweit gehandelten Weizens. (Archivbild)
KEYSTONE/DPA-Zentralbild/BERND MÄRZ

Und auch drei Viertel des Sonnenblumenöls stammten aus diesen beiden Staaten, sagte Qaim der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» laut Kathpress. Beide Länder exportieren insbesondere nach Nordafrika, in den Nahen und Mittleren Osten, etwa nach Ägypten und Libyen.

Betroffen sein könnten zudem Länder, «die noch ärmer sind, wo jetzt schon viele Menschen hungern: in Somalia, im Tschad, auf Madagaskar oder in Bangladesch, um nur einige zu nennen». Wenn der Weizenpreis um 50 Prozent steige, würden Brot und Nudeln auch hierzulande «ein paar Cent teurer», erklärte Qaim.

«Das ist für viele Menschen zwar nicht unerheblich, die meisten können es sich hierzulande aber leisten. In weiten Teilen Afrikas und Südasiens geht das Einkommen dagegen fast komplett für Lebensmittel drauf.»

Ebenso stiegen derzeit die Preise für Düngemittel, da Russland ein wichtiger Lieferant sei. «Das ist wiederum besonders für die ärmsten Länder in Afrika ein grosses Problem. Anders als in Europa fehlen den meisten Landwirten dort die Möglichkeiten, Geld für teurer werdende Düngemittel aufzubringen, auch wenn sich das bei den hohen Getreidepreisen lohnen könnte.» In der Folge könnten die Ernteerträge um 20 bis 30 Prozent sinken, befürchtete Qaim.

Wie sich der Krieg in den kommenden Monaten entwickeln werde, lasse sich schwer vorhersagen, fügte der Experte hinzu. «Umso wichtiger ist es, dass andere Länder jetzt ihre Verantwortung für die Welternährung wahrnehmen.» Dafür müsse der Welthandel «so offen wie möglich» bleiben; Exportstopps träfen am Ende wiederum die Menschen in den ärmsten Ländern der Welt.

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