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«4Reasons» bekommt Gesellschaft

Allmählich scheint sich die Einsicht durchzusetzen, dass Wegwerfen nicht die Lösung sein kann, wenn es um den Umgang mit zu viel Hergestelltem oder überflüssig Gewordenem geht. Nach dem tollen Anfang an der WEF-Jahrestagung 2020 wird das Angebot zur Restenverwertung nun erweitert und ergänzt.

Barbara
Gassler
14.05.22 - 06:26 Uhr
Wirtschaft
So sieht es idealerweise nach dem WEF aus: Alles ist aufgegessen oder sonstwie weiterverwendet.
So sieht es idealerweise nach dem WEF aus: Alles ist aufgegessen oder sonstwie weiterverwendet.
bg

Ja, das Restaurant «4Reasons» öffnet auch dieses Jahr seine Türen. Am Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag der WEF-Woche werden im Langlaufzentrum von 11.30 bis 20.30 Uhr Resten aus verschiedenen WEF-Küchen verwertet. Nach dem durchschlagenden Erfolg vom Januar 2020 mit rund 900 abgegebenen Mahlzeiten war für die Organisatoren klar, dass das Angebot wiederholt und sogar ausgebaut wird. Denn das grösste Problem im Restenverwertungs-Restaurant war, dass mehr Mahlzeiten nachgefragt wurden, als vorhanden waren. So suchte man nach zusätzlichen Teilnehmern und dieses Jahr machen inzwischen anstatt 15 sogar 20 Hotels und Veranstalter mit. Um die Ware – die Vorschriften entsprechen auch bei der Restenverwertung den üblichen Restaurantstandards, das heisst, die Produkte müssen in hygienisch einwandfreiem Zustand sein, wozu gehört, dass sie nie an einem Buffet aufgebaut oder sonst wie angerichtet waren – also, um die Ware schnell ins Langlaufzentrum zu bekommen, zirkulieren dieses Jahr zwei Autos, die bei den Veranstaltern an den Küchentüren die Speisen abholen. «Warme Speisen erwarten wir eher zum Mittagessen. Das Kuchenbuffet am Nachmittag war das letzte Mal nicht umwerfend, doch Aperohäppchen waren fast immer im Angebot», sagt Stefan Pfister, der die Aktion koordiniert. Neu ist, dass beim Abendessen, das letztes Jahr eher aus «Fingerfood» bestand, auch alkoholische Getränke gereicht werden. Diese müssen allerdings regulär gekauft werden, während die anderen Speisen gegen Spenden abgegeben werden.

«Färbitag» im Herbst

7540 Franken waren bei der letzten Durchführung zusammen gekommen, und die Organisatoren hoffen, dass sie auch dieses Jahr einen zumindest ähnlichen Erfolg werden feiern können. Denn die Arbeit der vielen Helfenden erfolgt ehrenamtlich, und die Aktion erhält grosse praktische Unterstützung von verschiedenen Unternehmen. Mit dem erhaltenen Geld soll die Kinder- und Jugendarbeit in der Landschaft Davos unterstützt werden. Dazu war im Dezember letzten Jahres eigentlich vorgesehen, die Färbihalle während eines Tages für die einheimische Jugend zu mieten. Sie sollte sich dort austoben und alle zur Verfügung stehenden Sportmöglichkeiten ausprobieren können. Nun, die gute Absicht fiel, wie so viel Anderes auch, dem Covid-19-Virus zum Opfer. Nun steht dieses Geld, ergänzt um die hoffentlich vom 23. bis 26. Mai zusätzlich eingenommenen Spenden, weiterhin für die einheimische Jugend zur Verfügung. «Wir halten an unserem Ziel fest und hoffen, den ‹Färbitag› im Herbst durchführen zu können. Daneben werden sicher Mittel übrig bleiben, die punktuell zur Förderung von Jugendangeboten eingesetzt werden können», sagt Pfister.

Den Organisatoren ist ausserdem ganz wichtig, dass sie mit dem Projekt eine Auseinandersetzung mit dem Thema «Nahrungsmittelverschwendung» anstossen konnten. Erste Auswirkungen hat das Engagement dahingehend, dass auch über die Verwertung von weiteren «WEF-Zurückbleibseln» nachgedacht wird.

Das Restenverwertungs-Angebot soll dieses Jahr um «übriggebliebene» Pflanzen, Dekorationsgegenstände und Möbel ergänzt werden.
Das Restenverwertungs-Angebot soll dieses Jahr um «übriggebliebene» Pflanzen, Dekorationsgegenstände und Möbel ergänzt werden.
zVg

«Green Share»

So organisiert der Verein «GreenUp» einen Pflanzen-Pop-up-Store im Langlaufzentrum. Am Freitag, 27. Mai, von 15 bis 17 Uhr und am Samstag, 28. Mai, von 10 bis 12 Uhr können übrig gebliebene WEF-Pflanzen abgeholt werden, damit möglichst viele davon ein schönes Zuhause finden. Auch hier ist ein Spendentopf aufgestellt, in den grosszügig reingelegt werden soll. Der Erlös geht an «GreenUp», der damit Projekte und Events wie die Tauschecke im «Green Hub» oder das «ClothingLoop-Projekt» organisiert. Der seit sechs Jahren bestehende Verein möchte als positiver und aktionsorientierter Organisator von Events und Projekten Menschen und Initiativen verbinden. Dies soll Menschen in der ganzen Schweiz dazu befähigen und inspirieren, «besser mit weniger» zu leben. So sagt dessen Geschäftsführerin Nicole Keller: «Teilen und Wiederverwenden sind nachhaltig und darum sinnvoll. Sei es mit Textilien, Lebensmitteln oder auch Pflanzen. Es wird weniger produziert und angebaut, was Rohstoffe und wertvolle Ressourcen spart. Und ... was viele nicht wissen, man kann fast jede Pflanze vermehren, sodass man auch Freunde und Familie damit glücklich machen kann, ohne dass es Geld kostet oder dem Klima schadet. Wir hoffen, mit dieser Aktion nicht nur Ressourcen und ­Abfall zu sparen, sondern auch viele ­Davoser mit neuen Pflanzen glücklich zu machen.»

Die WEF «GreenShare-Aktion» geht sogar darüber hinaus und will auch Möbel sowie Dekorationsartikel der WEF-Aussteller weiterverwendet wissen. Diese können zu einem definierten Zeitpunkt und Ort abgeholt werden. Auf dem Instagram- und Facebook-Kanal @greenhubdavos werden nach dem Ende des Events Bilder, Ort und Zeitpunkt der Abholung geteilt. Gewisse Dinge werden auch auf den Davoser Online-Markt­plätzen aufgeschaltet.

Informationen unter https://green-up.ch/de/project/wef-greenshare-davos/ E-Mail: davos@green-up.ch Telefon 078 681 30 52

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