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Trotz schlechtem Wetter: Um die Bündner Weinernte steht es gut

Mit dem nassen Wetter der letzten Tage hat sich in den Schweizer Weinreben vermehrt eine Pilzkrankheit ausgebreitet. Ein Blick auf die Lage in Graubünden.

Südostschweiz
30.07.21 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Rebberge in Jenins in der Bündner Herrschaft.
Rebberge in Jenins in der Bündner Herrschaft.
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Das Regenwetter der vergangenen Tage hat so einige Folgen mit sich gebracht. Unter anderem wurde auch die Weinernte von dem nassen Wetter beeinflusst. In vielen Schweizer Weinreben verbreitete sich in den letzten Tagen nämlich die epidemische Pilzkrankheit «Flascher Mehltau». Eine Krankheit, die sich bei kühlem und nassem Wetter sehr wohlfühlt, wie die Nachrichtenagentur Keystone-SDA schreibt. 

Besonders schlimm steht es aktuell unter anderem um die Weinreben in den Kantonen Waadt, Wallis und Tessin. Dort habe sich der falsche Mehlwurm explosionsartig ausgebreitet und es werde mit Ernteausfällen gerechnet, heisst es weiter. 

Graubünden bisher verschont

In Graubünden sieht die Situation glücklicherweise anders aus. Wie Walter Fromm, Leiter der Fachstelle Obst- und Weinbau am Plantahof, im Interview mit Radio Südostschweiz erklärt, rechnen die Bündner Weinbäuerinnen und Winzer aktuell nicht mit einem Ernteausfall. Der falsche Mehltau und sein Gegenspieler der echte Mehltau gehörten zwar zu den Hauptkrankheiten, die man in den Bündner Weinreben kenne, bisher führten sie aber zu keinen Verlusten. «Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir wirklich verschont geblieben» betont Fromm und fügt an: «Wir gehen von einem Vollertrag in diesem Jahr aus, richtig abschätzen können wir es aber erst vor der Ernte.»

Bis die Trauben im Herbst geerntet werden, hofft Fromm auf gutes Wetter. Besonders die beiden Monate August und September seien entscheidend und müssten viel Sonne bringen. «Dann kann es später im Weinkeller richtig losgehen», so der Experte. 

Profitieren vom Verlust anderer

Dass die Bündner Weinbauern und Winzerinnen dieses Jahr zusätzlich von den Ernteausfällen der vom Mehltau betroffenen Weinbauern profitieren, daran glaubt Fromm nicht. «Ich gehe nicht davon aus, dass der Wein aus Graubünden deswegen wertvoller wird.» Der Bündner Wein werde vor allem von Liebhaberinnen und Liebhabern gekauft. «Vielleicht wird er früher ausverkauft sein, aber dass es zu einer Preissteigerung kommt, das glaube ich nicht», stellt Fromm klar. 

Und auch, dass die Bündner Weinbäuerinnen und Weinbauer die Produktion in Graubünden bewusst ankurbeln, um mehr Wein zu produzieren, und davon zu profitieren, wird laut Fromm nicht der Fall sein. «Bei uns ist die Mehrproduktion stark eingeschränkt. Zum einen können wir nicht einfach neue Gebiete erschliessen. Zum anderen müssen wir die Ertragsregulierung beachten, die schweizweit gilt.» 

Damit meint der Experte die im Bundesgesetz festgehaltenen Vorgaben, welche die Höchsterträge bestimmen. Demnach dürfen Weinbäuerinnen und Weinbauern in der Deutschweiz zum Beispiel maximal 1,2 Kilogramm rote Trauben pro Quadratmeter ernten. Die Kantone können die Vorgaben nochmals verschärfen. «In Graubünden dürfen wir beispielsweise nur 900 Gramm Blauburgunder pro Quadratmeter ernten, auch wenn der Bund 1,2 Kilogramm vorschreibt», führt Fromm und ergänzt:« Aber für uns Bündner Weinbäuerinnen und Weinbauern zählt sowieso Qualität und nicht Quantität.» (spn/paa)

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