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Weniger Medikamente bewirken keine gesundheitliche Verschlechterung

Weniger Medikamente bei älteren Patientinnen und Patienten führen nicht unbedingt dazu, dass es ihnen schlechter geht. In einer Studie mit rund 2000 Personen zeigte sich, dass fast neun von zehn mehrfach Erkrankten teils unnötige oder ungeeignete Medikamente erhalten.

Agentur
sda
13.07.21 - 11:56 Uhr
Wirtschaft
Viele mehrfach erkrankte Patientinnen und Patienten erhalten unnötige oder ungeeignete Medikamente. Diese liessen sich reduzieren, ohne dass es den chronisch Kranken schlechter ginge. (Themenbild)
Viele mehrfach erkrankte Patientinnen und Patienten erhalten unnötige oder ungeeignete Medikamente. Diese liessen sich reduzieren, ohne dass es den chronisch Kranken schlechter ginge. (Themenbild)
KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Viele ältere Menschen haben mehrere chronische Krankheiten, die mit verschiedensten Medikamenten behandelt werden. Unangemessene Behandlungen können dabei zu zusätzlichen Spitaleinweisungen führen.

Ein europäisches Forschungsprojekt unter Leitung des Inselspitals und der Universität Bern konnte nun nachweisen, dass die Anzahl der Medikamente und die Dauer der jeweiligen medikamentösen Behandlung vermindert werden können, ohne dass sich der Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten verschlechtert.

Das Team nutzte eine Software, um falsche oder übermässige Verschreibungen von Medikamenten zu ermitteln. Resultat: 86 Prozent der untersuchten Patientinnen und Patienten erhielten überflüssige und potenziell schädigende Medikamente, wie das Inselspital am Dienstag mitteilte.

Nicht weniger Spitaleinweisungen

In der randomisierten Studie konnte die medikamentöse Behandlung in der Interventionsgruppe bei 62 Prozent der Patientinnen und Patienten verbessert werden: Durchschnittlich wurde ein Medikament reduziert, ohne dass sich der Gesundheitszustand verschlechterte.

Weniger Spitaleinweisungen waren jedoch im Vergleich zur Kontrollgruppe nicht zu beobachten, wie die Forschenden im «British Medical Journal» berichten. Allerdings seien nicht alle Empfehlungen umgesetzt worden, so Nicolas Rodondi, Gesamtleiter der Studie. Deshalb gehen die Forschenden davon aus, dass «eine intensivere Beratung sowie eine bessere Einhaltung der Medikationsempfehlungen schlussendlich auch eine Reduktion der Spitaleinweisungen bewirken könnte.»

Die in vier europäischen Ländern durchgeführte Studie, deren Resultate im «British Medical Journal» veröffentlicht wurden, schloss Personen über siebzig Jahren ein, die unter mindestens drei chronischen Erkrankungen litten und regelmässig fünf oder mehr Medikamente einnahmen. Die Gesamtleitung hatte die Universitätsklinik für Allgemeine Innere Medizin des Inselspitals Bern inne.

https://doi.org/10.1136/bmj.n1585

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