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Von Winzlingen zersetzte Unterhosen verraten Bodenqualität

Im April haben tausend Hobby-Forscherinnen und -Forscher Unterhosen aus Biobaumwolle in ihren Gärten, Wiesen und Äckern eingebuddelt. Nun werden die Beweisstücke der Bodenqualität wieder ausgegraben und ins Labor geschickt.

Agentur
sda
23.06.21 - 14:00 Uhr
Wirtschaft
Winzlinge im Boden zersetzten die Unterhose so stark, dass sie nach zwei Monaten im Erdreich kaum wiederzuerkennen ist.
Winzlinge im Boden zersetzten die Unterhose so stark, dass sie nach zwei Monaten im Erdreich kaum wiederzuerkennen ist.
KEYSTONE/Alexandra Wey

Biobauern, konventionelle Bauern und Privatpersonen aus der ganzen Schweiz vergruben Ende April im Rahmen eines Mitmach-Projekts der Forschungsanstalt Agroscope und Universität Zürich je zwei Baumwoll-Unterhosen.

Das erste Paar kam bereits nach einem Monat wieder ans Tageslicht und offenbarte, wie fleissig Asseln, Springschwänze, Bakterien und andere Bodenlebewesen am Stoff knabberten. Von fast vollständig zerfressen bis wenig zerfetzt findet sich alles unter den Exemplaren, wie die fotografische Dokumentation der Hobby-Forscher in der App des Projekts «Beweisstück Unterhose» zeigt.

Auch grosse Tiere mögen Unterhosen

Einige Stoffstücke waren auch ganz verschwunden. «Wir vermuten, dass Füchse oder Katzen die vergrabenen Unterhosen interessant finden und sie herausziehen», schätzt Projekt-Koordinator Franz Bender auf Nachfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Nach zwei Monaten im Erdreich soll auch das zweite Paar wieder zum Vorschein kommen - oder das, was davon noch übrig ist. Je verrotteter der Stoff, desto belebter der Boden.

Leitfaden für gesunde Böden

Per Post gelangen die Beweisstücke nun ins Labor von Agroscope. Dort beginnt für die Forschenden die wissenschaftliche Arbeit. Mit digitaler Bildauswertung werden sie den genauen Zersetzungsgrad des Stoffs ermitteln und die mikrobielle Vielfalt in den mitgeschickten Bodenproben analysieren. Mit diesen Informationen soll ein Bild des Zustands der Schweizer Böden entstehen.

In der App gaben die Hobby-Forscher auch Informationen dazu ein, was auf den Flächen wächst, ob gedüngt, Pestizide gespritzt und der Boden bearbeitet wird. Dies seien wertvolle Informationen, mit denen man herausfinden wolle, welche Bewirtschaftungsmethoden sich am besten auf die Bodengesundheit auswirken würden, so Bender. Daraus möchten die Forschenden Handlungsempfehlungen ableiten, um das Erdreich möglichst aktiv und gesund zu halten.

Buch zum Mikrokosmos Boden

Ein wichtiges Anliegen des Teams ist, mit dem Projekt das Bewusstsein der Menschen für den Mikrokosmos unter unserem Füssen zu schärfen. Darum kreierte es auch ein Sach-Bilderbuch für die ganze Familie, umgesetzt vom Wissenschaftsjournalisten Atlant Bieri und der Illustratorin Siriporn Bieri.

Sie zeichneten das faszinierende Bodenuniversum mit einigen seiner Bewohner wie Regenwürmern, Rädertierchen und Bakterien nach. Zudem enthält das Buch einen Mitmach-Teil, der fünf einfache Experimente beschreibt, die sich laut Atlant Bieri «zu Hause im Küchen- oder Garten-Labor durchführen lassen.»

Erschienen ist das 100 Seiten starke Buch im Werd & Weber-Verlag.

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