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Weglassen von «Mäuse-Titeln» kann trügerische Schlagzeilen schaffen

Wenn der Titel von Fachpublikationen nicht verrät, dass es sich um eine Studie mit Mäusen handelt, neigen Medien dazu, eher über den vermeintlich wissenschaftlichen Durchbruch zu berichten. Das zeigt eine im Fachmagazin «Plos Biology» erschienene Analyse.

Agentur
sda
15.06.21 - 20:00 Uhr
Wirtschaft
Ergebnisse von Maus-Studien lassen sich nicht leichtfertig auf Menschen übertragen. (Archivbild)
Ergebnisse von Maus-Studien lassen sich nicht leichtfertig auf Menschen übertragen. (Archivbild)
KEYSTONE/AP/ROBERT F. BUKATY

Wissenschaftliche Erkenntnisse aus Mäuse-Studien lassen sich nicht ohne Weiteres auf Menschen übertragen. Marcia Triunfol von der Organisation Humane Society International und Fabio Gouveia von der brasilianischen Oswaldo Cruz Foundation untersuchten nun, wie Medien über Studien mit Mäusen berichten, wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei eben diesen die Tiere im Titel weglassen.

Sie analysierten dazu 623 Mäuse-Studien zu Alzheimer, die in den Jahren 2018 und 2019 veröffentlicht wurden. 405 Studien erwähnten die tierischen Forschungsobjekte im Titel, 218 nicht.

Mehr Nachrichten, mehr Tweets

Ihr Befund: Die Studien ohne Mäuse in der Überschrift generierten signifikant mehr Schlagzeilen als die anderen. Ausserdem neigten Medien dazu, den Autoren zu folgen und in ihrem Titel wegzulassen, dass das Resultat für Mäuse und nicht für Menschen gilt.

Dies könne die Leserin in die Irre führen, was gemäss früheren Studien zu Missverständnissen und Fehlinformationen führen könne, so die Forschenden. Denn: «Wir wissen inzwischen, dass sich praktisch alle in Tierstudien gewonnenen Erkenntnisse zur Alzheimer-Krankheit nicht auf den Menschen übertragen lassen», sagte Triunfol gemäss einer Mitteilung des Fachmagazins.

Sie und Gouveia fanden auch heraus, dass Studien ohne Mäuse-Titel doppelt so viele Tweets erhielten wie die anderen.

Sie erwähnen, dass sich ihre Befunde nicht ohne sorgfältige Analyse auf andere Fachrichtungen übertragen liessen. Zudem analysierten sie nur Studien, die in Open-Access-Zeitschriften erschienen waren.

http://dx.doi.org/10.1371/journal.pbio.3001260

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