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Wo kleine Unternehmen gross werden sollen

Im Technopark in Landquart will der Kanton technologische Geistesblitze sammeln. Geld erhalten die jungen Betriebe dort zwar keines, aber ansonsten versprechen die Promotoren eine Rundumbetreuung.

26.04.21 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Eine Mission: Eugen Arpagaus (links) und Rudolf Minsch suchen nach Tüftlern mit spannenden technologischen Ideen.
Eine Mission: Eugen Arpagaus (links) und Rudolf Minsch suchen nach Tüftlern mit spannenden technologischen Ideen.
PHILIPP BAER

Ein Gebäude der Ideen und Geistesblitze. Ein Gebäude der Begegnungen und des Austauschs. Ein Gebäude für ambitionierte Technologie-Freaks, die mit ihren Ideen und Geistesblitzen die Schweiz und später die Welt erobern wollen. Das ist der Technopark Graubünden in Landquart. Eugen Arpagaus, früherer Leiter des kantonalen Amtes für Wirtschaft und Tourismus, soll als Geschäftsführer zusammen mit Rudolf Minsch, Chefökonom von Economiesuisse und Präsident des Trägervereins Technopark Graubünden, den Park mit Leben füllen.

Nachfolger des Innozets

Minsch und Arpagaus machen, was mit dem Innozet in Grüsch vor Jahren mit mässigem Erfolg gestartet wurde: Sie suchen nach Jungunternehmerinnen und -unternehmern mit Erfindergeist und spannenden technologischen Ideen. Das Innozet ist inzwischen geschlossen, existiert jedoch noch als geldgebende Stiftung.

Dass der Technopark Landquart das Angebot des Innozets ausbauen könne, daran zweifle er nicht, so Arpagaus. Der Technopark kann auf die Erfahrung der sechs übrigen Technoparks in der Schweiz und Liechtenstein zurückgreifen. Und: «Weil wir beim Bahnhof Landquart wirklich einen Mehrwert bieten, damit kreative Köpfe ihre Vision verwirklichen können.»

Tonnenschwere Last

Auch wenn die Visionen vieler Start-ups noch so bestechend scheinen: Die Last, die zu Beginn getragen werden muss, ist tonnenschwer. Es ziehen oft viele Jahre ins Land, bis sich eine Technologie vom Geistesblitz zu einem Prototypen und im Optimalfall zum Verkaufsschlager wandelt.

Nötig ist nicht nur Geld, weil die Tüftler während des Aufbaus keine Einnahmen generieren können. Auch die richtigen Türen von etablierten Unternehmen, Bildungs- und Forschungsinstituten, Geldgebern, Behörden oder Politik müssen geöffnet werden. Erst diese Durchgänge ermöglichen in der Regel die Entwicklung eines Vorzeigestücks, mit dem danach die nächste Ochsentour bei Finanzinvestoren gestartet werden kann.

Geld erhalten die Start-ups im Technopark zwar keines. Dafür ein für Entwicklungen dienliches Umfeld. So die günstige Büroinfrastruktur. Auch den Austausch mit anderen Gründerinnen und Gründern, die sich mit ähnlichen Startproblemen beschäftigen. Oder den Zugang zu Forschungshäusern wie der Fachhochschule Graubünden oder der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich. Und vor allem das Netzwerk von Arpagaus, Minsch und der übrigen Mitglieder des Trägervereins.

Getüftelt werden soll in Landquart prioritär in den Bereichen Life Sciences, Medtech, Photonics, Automation, Robotics sowie Information und Kommunikation. «Dies, weil in der Region Unternehmen in genau diesen Branchen ansässig sind, ihr Wissen, Tipps und Tricks zur Verfügung stellen und als Göttis die Jungunternehmen fördern», so Arpagaus. Auf der Göttiliste finden sich zurzeit internationale wie regionale Schwergewichte: Hamilton, Cedes, Trumpf, Integra Biosciences, MCS Engineering oder Somedia.

«Dies ist kein Sprint»

Wenn aber erwartet wird, dass innert Monaten alle 40 Arbeitsplätze im Park besetzt sein müssen, entspricht das laut Arpagaus nicht der Realität. «Der Technopark ist kein Sprint, sondern ein Langzeitengagement.» Der Park sei ein weiteres Instrument der Standortförderung und der Stärkung des Jungunternehmertums. Zudem kann sich nicht jedes Start-up so erfolgreich wie die Landquarter Cedes oder die Churer Oblamatik entwickeln. Aktuellstes Beispiel ist die Zizerser DHP mit ihrem Solarfaltdach. Deren Potenzial wird als so überzeugend beurteilt, dass ihr die EU sogar das Marketing für den Eintritt in den EU-Markt mitfinanziert – nach Jahren der Aufbauarbeit ohne Rendite.

Leidenschaft und Selbstvertrauen

Der Kanton sichert während mindestens fünf Jahren den Betrieb, weil er sich im Bemühen um hoffnungsvolle Jungunternehmer im Wettbewerb mit anderen Kantonen befindet.

«Und wir bemühen uns um eine unkomplizierte und unbürokratische Unterstützung», verspricht Arpagaus. Inzwischen sind schon vier Jungunternehmen eingezogen. Nur das Fundament für eine erfolgreiche Geschäftstätigkeit – Leidenschaft und Selbstvertrauen – müssen die Tüftler selbst mitbringen. Damit sie später als Unternehmen mit Zukunftschancen den Park wieder verlassen können.

Das Werbenest für die Start-ups
Das «Pionier-Nest» von Somedia ist ein Partner des Technoparks Graubünden. Im Zentrum des «PionierNests» steht die Unterstützung junger Betriebe, wie sie beispielsweise im Technopark heranwachsen, mit kostenlosem Mediavolumen. Konkret wird vom «Pionier-Nest» geprüften Start-ups die Möglichkeit geboten, ihre Produkte oder Dienstleistungen bei 340 000 Menschen in der Südostschweiz bekannt zu machen. Denkbar sind sowohl kostenlose Werbung als auch Beratungs- und Coachingleistungen im Bereich Marketing und Kommunikation. Als Gegenleistung erhält Somedia, die diese Zeitung verlegt, eine Beteiligung am Umsatz oder Eigenkapital des Start-ups. (hape)

Hans Peter Putzi ist Redaktor. Er spricht für Radio Südostschweiz, manchmal schreibt er auch für die Zeitung «Südostschweiz» und «suedostschweiz.ch». Besonders gerne recherchiert er, mit Vorliebe in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Sicherheit, Umwelt und Sport. Er ist im hinteren Prättigau aufgewachsen und wohnt seit vielen Jahren im Bündner Rheintal. Mehr Infos

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