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Hildebrand: Schweiz hat enorm an Bedeutung verloren

Die Schweiz hat in den letzten Jahren auf dem internationalen Parkett relativ zu anderen Staaten an Bedeutung eingebüsst. Das sagte der ehemalige Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag».

Agentur
sda
28.02.21 - 06:10 Uhr
Wirtschaft
Der ehemalige Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand sieht die Bedeutung der Schweiz im internationalen Kontext schwinden. (Archivbild)
Der ehemalige Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand sieht die Bedeutung der Schweiz im internationalen Kontext schwinden. (Archivbild)
KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Die Blockbildung und die ausserordentliche Entwicklung in Asien in den letzten 20 Jahren, namentlich in Singapur, habe zu dieser Verlagerung beigetragen. Es fehle der Schweiz an Instrumenten, um in einer zunehmend komplexen Welt Einfluss zu nehmen.

Die Zeiten, in denen sich die Schweiz darauf habe verlassen können, dass die guten Dienste Goodwill schafften, seien vorbei. Solch gute Dienste böten heute auch andere Länder an. Sie seien kein Alleinstellungsmerkmal mehr.

Von strategischer Wichtigkeit

Die Schweiz müsse sich dringend die Frage stellen, wie das Land seine Interessen auch im Jahr 2040 noch wahren könne. Das sei von strategischer Wichtigkeit. Die EU-Länder hätten hier einen grossen Vorteil, weil sie international als Gemeinschaft aufträten.

«Wir aber werden in dieser Generation kein Teil der EU sein», sagte Hildebrand. Vordergründig seien zwar alle nett mit der Schweiz. Am Ende des Tages zählten jedoch allein die nationalen Interessen. Auf der internationalen Bühne werde mit harten Bandagen gekämpft.

Die Schweiz sollte sich eingestehen, dass sie ein Problem habe. Und sie sollte dann einen Plan entwickeln - auf der Basis dessen, was die Eidgenossenschaft auszeichne. Die Schweiz müsste vor allem angesichts ihres Reichtums Finanzdiplomatie betreiben.

Singapur als Vorbild

Singapur sei ein gutes Beispiel dafür, wie ein kleines Land einen enormen Einfluss ausüben könne dank seiner Finanzkraft. «Wir brauchen einen langfristigen strategischen Plan, der jenem Singapurs ähnlich ist.» Dazu gehörten auch Überlegungen für einen Staatsfonds.

Hildebrand hatte sich jüngst für den Posten als Generalsekretär der OECD beworben, seine Kandidatur am letzten Donnerstag jedoch zurückgezogen. Als Grund nannte er die fehlende breite Unterstützung der OECD-Mitglieder, namentlich aus Europa.

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Muss mich fragen, welche Vorteile sich Hildebrand als Generalsekretär der OECD ausgerechnet hatte. Schon als Präsident der Nationalbank hat er sich persönliche Vorteile erschlichen und ausgenutzt.
Es ist einer neutralen Schweiz nicht würdig und äusserst fragwürdig, weshalb so viel Geld in diese Kandidatur investiert wurde. Selbst der BR Jet wurde ihm zur Verfügung gestellt.
Als Grund seines Rückzuges nannte er die internationale Stellung der Schweiz. Über dieses Argument kann man nur den Kopf schütteln.
Meiner Ansicht nach wurde seine Machtgier international durchschaut, so dass diesem Machtmenschen nur noch der Rückzug seiner Kandidatur geblieben ist. Gut so. Ich glaube nicht, dass die Schweiz einen Hildebrand braucht für ihr internationales Ansehen.

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