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Geheimniskrämerei um Medikamentenpreise schadet Patienten

Pharmafirmen und Behörden handeln oft geheime Rabatte für Medikamente aus, auch in der Schweiz. Diese Praxis verzögere jedoch den Zugang zu Arzneimittel für Patienten und könne mittelfristig sogar zu höheren Preisen führen, teilte die Uni Zürich am Mittwoch mit.

Agentur
sda
17.02.21 - 10:50 Uhr
Wirtschaft
Handeln Behörden und Pharmafirmen Rabatte für Medikamentenpreise aus, verzögert sich das Verfahren zur Preisfestsetzung, wie eine Studie zeigt. Geheime Rabatte können die Preise mittelfristig sogar in die Höhe treiben. (Themenbild)
Handeln Behörden und Pharmafirmen Rabatte für Medikamentenpreise aus, verzögert sich das Verfahren zur Preisfestsetzung, wie eine Studie zeigt. Geheime Rabatte können die Preise mittelfristig sogar in die Höhe treiben. (Themenbild)
KEYSTONE/GAETAN BALLY

Rabattsysteme ermöglichten einen schnellen Zugang zu innovativen und hochpreisigen Arzneimittel und Kosten könnten gespart werden, so die Begründung der Behörden und Arzneimittelhersteller.

Ein Team um Kerstin Noëlle Vokinger, Professorin an der Universität Zürich, zerpflückte diese Argumente nun anhand von 51 Medikamenten, denen zwischen Januar 2012 und Oktober 2020 in der Schweiz Rabatte gewährt wurden. Die Ergebnisse erschienen im Fachmagazin «The Lancet Regional Health - Europe».

Verzögerung durch Rabattverhandlungen

Demnach wies knapp ein Drittel der Arzneien einen hohen klinischen Nutzen auf, fast die Hälfte jedoch einen tiefen Nutzen. Damit zeige sich, dass nicht nur bei innovativen Arzneimitteln Rabatte gewährt würden, hiess es in der Mitteilung.

Überdies fanden sich darunter nicht nur hochpreisige Medikamente: Die Monatskosten der Therapien wiesen eine Bandbreite von etwa 3000 bis 35'000 Franken auf.

Ebenfalls zeigte die Studie, dass die Preisfestsetzung bei Medikamenten mit Rabatt mehr als doppelt so lange dauerte als bei den rabattfreien Arzneien. Die Patienten müssen also länger auf eine Behandlung warten.

Höhere Preise

Geheime Rabattsysteme können sogar - zumindest mittelfristig - zu höheren Medikamentenpreisen führen. Denn bei der Preisfestsetzung orientieren sich die Länder am Ausland. Doch weil die Rabatte heimlich ausgehandelt werden, gilt für den «Auslandpreisvergleich» zumeist der höhere, offizielle Preis des Medikaments als Referenz.

«Die zunehmende Intransparenz dient nicht der Gesellschaft oder den Patienten», sagte Vokinger. Nur transparente, tatsächliche Arzneimittelpreise würden eine funktionierende Preisregulierung ermöglichen. Allerdings möchte die Schweiz die Rabatte, die vermehrt geheim bleiben, nun gesetzlich verankern.

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