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Teure CO2-Zertifikate sind das beste Mittel gegen Treibhausgase

Bündner Forscher an der Fachhochschule Graubünden haben herausgefunden, dass die CO2-Emissionen am besten durch höhere Gebühren gesenkt werden können.

Agentur
sda
12.02.21 - 16:00 Uhr
Wirtschaft
Höhere Gebühren statt Investition in erneuerbare Energien sind vorerst die bessere Strategie.
Höhere Gebühren statt Investition in erneuerbare Energien sind vorerst die bessere Strategie.
PIXABAY

Wie senkt ein Staat am effektivsten den CO2-Ausstoss? Indem er saubere Energien subventioniert? Mitnichten, haben Forscher mit Bündner Beteiligung herausgefunden: Es bringt mehr, wenn man CO2-Sünder mit höheren Gebühren «bestraft», sprich CO2-Zertifikate verteuert.

Dies senkt die Emissionen aktuell wesentlich stärker, als die Förderung regenerativer Energien aus Wind und Sonne. Das haben Energiemarktforscher der Fachhochschule Graubünden, der Wirtschaftsuniversität Wien und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in einer Studie herausgefunden. Die Resultate ihrer Untersuchung haben sie in der renommierten Fachpublikation «Journal of Environmental Economics and Management» veröffentlicht.

Die Wissenschaftler verglichen zwei entgegengesetzte Steuerungsstrategien, die bereits praktiziert werden: In Deutschland werden vorrangig regenerativer Energiequellen, vor allem Wind und Sonne, gefördert, während Grossbritannien eine Kohlendioxid-Steuer für den Strommarkt eingeführt hat.

Auch Deutschland gibt Emissionszertifikate - gleichsam Verschmutzungsrechte - aus, für 25 Euro pro Tonne. Allerdings nur für Heiz- und Kraftstoffe, nicht aber für die Stromerzeugung. Grossbritannien demgegenüber verlangt über 35 Euro für jede Tonne Treibhausgase, die in die Umwelt abgegeben werden, auch von Stromerzeugern.

«Das Ergebnis ist eindeutig», schreiben die Wissenschaftler. «Während Deutschland seine Emissionen aus dem Stromsektor nur relativ moderat senken konnte, schaffte Grossbritannien eine Emissionsminderung von 55 Prozent seit der Einführung der Kohlendioxid-Steuer für Strom im Jahre 2013.»

Dreckskohle macht den Unterschied

Die Forscher erklären sich das so: Bei tiefen Emissionspreisen verdrängen Wind- und Sonnenstrom zuerst die relativ «sauberen» Gaskraftwerke, während die «schmutzige» Kohle - vor allem die sehr schmutzige Braunkohle - weitgehend im Markt bestehen kann. Erst wenn sehr viel Strom aus erneuerbaren Quellen eingespiesen wird, wird der Kohlestrom aus dem Markt verdrängt.

Das Beispiel Grossbritannien zeige, dass eine höhere Besteuerung von Kohlendioxid-Emissionen dazu führt, dass Kohle als Energieträger zunehmend durch Erdgas ersetzt wird. Bei der Stromproduktion emittiert Erdgas aber nur zirka halb so viel CO2 wie Kohle. «Schon durch einen moderaten CO2-Preis wird Kohle unrentabel und die Emissionen nehmen sprunghaft ab», erklärt Adhurim Haxhimusa, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für wirtschaftspolitische Forschung (ZWF) der Fachhochschule Graubünden.

Marktbasierte Anreize

Der entscheidende Vorteil der britischen Strategie besteht nach Einschätzung der Forscher darin, dass ein CO2-Preis marktbasierte Anreize setzt, ohne eine bestimmte Technologie vorzuschreiben. Damit kann beispielsweise relativ sauberes Gas die wesentlich problematischere Kohle weitgehend vom Markt verdrängen. «Eine starke Subventionierung erneuerbarer Energien führt momentan hingegen dazu, dass vorwiegend zuerst Gas verdrängt wird, während Kohlekraftwerke weiterbetrieben werden.»

Selbst ein moderat hoher CO2-Preis könne demnach helfen, kurzfristig und kostengünstig grosse Mengen an CO2 zu reduzieren. Voraussetzung ist allerdings das Vorhandensein von Gaskraftwerken als Brückentechnologie. «Langfristig sollte man selbstverständlich auch Gas als fossilen Energieträger durch alternative Energiequellen ersetzen», räumen die Energiemarktforscher ein.

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