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BIZ-Generaldirektor sieht keine Währungsmanipulation der Schweiz

Der Chef der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ in Basel, Agustín Carstens, sieht die Schweiz nicht als einen Manipulator ihrer Währung an. Dies erklärte der Finanzexperte bezüglich solcher Vorwürfe gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Samstag.

Agentur
sda
10.10.20 - 03:02 Uhr
Wirtschaft
Der Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Agustín Carstens, sieht in der derzeitigen Schwächung des Frankens eine defensive Massnahme der Schweiz und keine Manipulation. (Archivbild)
Der Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Agustín Carstens, sieht in der derzeitigen Schwächung des Frankens eine defensive Massnahme der Schweiz und keine Manipulation. (Archivbild)
KEYSTONE/AP/Eduardo Verdugo

Die Schweizerische Nationalbank SNB verfolge überhaupt kein Wechselkursziel, sagte Carstens. «Die Nachfrage nach Schweizerfranken ist ein Nebeneffekt der weltweit sehr lockeren Geldpolitik», hiess es weiter. Die Schweizer Wirtschaft habe aber nicht die Kapazität, alle diese Zuflüsse zu absorbieren. «Also stemmt sich die SNB dagegen. Bei den Devisenkäufen handelt es sich um eine defensive Massnahme», betonte der 62-Jährige.

Gleichzeitig lobte der BIZ-Generaldirektor die Politik der Schweizerischen Notenbank SNB noch in einem anderen Punkt. Es geht dabei um das Inflationsziel der Währungshüter. «Für die Schweiz kann man sagen, dass sie mit der Vorgabe einer Bandbreite von 0 bis 2 Prozent gut gefahren ist», sagte Carstens. Ein Inflations-Intervall und keine absolute Zahl - wie etwa zwei Prozent - sei gut. Entscheidend sei auch immer, dass eine Notenbank ihr Ziel einer niedrigen Teuerung durch eine Strategieänderung nicht verwässere.

Noch Spielräume für Notenbanker

Carstens sieht zudem keine Anzeichen dafür, dass die Notenbanken in der Coronavirus-Krise mit niedrigen oder negativen Zinsen bereits ihre Munition verschossen hätten. «Von den Zinsen her könnte man das meinen, doch gibt es noch genügend Spielraum», sagte er. «Die Notenbanken können ihre Bilanzen kreativ einsetzen», hiess es ausserdem. Darüber hinaus könnten die Zentralbanken mit ihrer Kommunikation die Erwartungen über den zukünftigen Pfad des Zinsniveaus beeinflussen, sagte Carstens.

Zwar hätten die Notenbanken mit ihrer jüngsten Geldpolitik rote Linien überschritten. «Aber man hat das in vollem Bewusstsein der Risiken getan», relativierte er gegenüber der «NZZ». «Wir sind da, weil die Umstände so schwierig sind», erklärte der BIZ-Generaldirektor.

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