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Dorfläden fordern von der Post eine faire Vergütung

In der Schweiz gibt es mittlerweile 1200 Postagenturen, deutlich mehr als klassische Poststellen. Um die Vergütung der postalischen Versorgung, die unter anderem in Dorfläden erbracht wird, ist nun ein Streit entbrannt.

Agentur
sda
16.07.20 - 06:32 Uhr
Wirtschaft
Die Betreiber von Postagenturen fordern eine faire Entschädigung ihrer Leistungen. (Archivbild)
Die Betreiber von Postagenturen fordern eine faire Entschädigung ihrer Leistungen. (Archivbild)
KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

«Bei uns sind in den vergangenen Monaten Beschwerden von Mitgliedern eingegangen», zitiert die «Neue Zürcher Zeitung» am Donnerstag Felix Bischofberger, Geschäftsführer des Verbandes der Postagenturen.

Es sei den Betreibern von Postagenturen klar, dass die Entschädigung nicht einer klassischen Poststelle entsprechen könne. Aber die Agenturen forderten eine faire Vergütung. Auch Postagenturen, die den Service-public-Auftrag mit beschränkten Umsatzmöglichkeiten erbrächten, sollten auf ihre Rechnung kommen.

Rechnung geht nicht auf

Vor allem für kleinere Dorfläden gehe die Rechnung nicht auf, zitiert die NZZ einen Unternehmer, der einen Betrieb mit sieben Bäckereifilialen und eine Backstube betreibt. Da die Entschädigungen für die meisten postalischen Dienstleistungen im Rappenbereich lägen, könne man so keine Agentur kostendeckend betreiben.

Die Post versteht die Aufregung nicht. Drei Vertreter des Postagenturverbandes seien bei der Erarbeitung des neuen Vergütungsmodells für «Filialen mit Partner» dabei gewesen, sagte Post-Sprecher Erich Goetschi. Doch laut Bischofberger ist das nur die halbe Wahrheit.

Tatsächlich hätten die Agenturen anfangs mitreden können. Die fixen Vergütungen hätte die Post jedoch in Eingenregie festgesetzt. Der Verband sei von Beginn weg der Ansicht gewesen, dass die Vergütungen zu tief bemessen seien. Das habe man der Post auch so mitgeteilt.

Post wehrt sich

Die Post sieht laut Goetschel jedoch keinen Handlungsbedarf. Das neue Vergütungsmodell entschädige die Partner nach ihrem effektiven Aufwand. Der fixe Vergütungsanteil werde zwar kleiner. Dafür bezahle die Post jede Leistung, die erbracht werde.

Der Detailhändler Volg, der schweizweit 370 Postagenturen betreibt, sieht dies ähnlich. Die Zusammenarbeit mit der Post bewähre sich, sagte eine Sprecherin der NZZ. Die frequenz- und umsatzabhängige Entschädigung decke in der Regel die anfallenden Kosten.

Zusatzbetrag für Sonderleistungen

Auf Druck der Dorfläden ist nun Bewegung in die Frage der Entschädigungen gekommen. Die Post verweist darauf, dass sie einen Zusatzbetrag für Sonderleistungen auszahle, der jedoch nicht allen Agenturen gewährt werde. Dieser Zusatzbeitrag sei auf der Webseite der Post unter der Rubrik «Filiale mit Partner» aufgeführt.

Der Postagenturverband hält seinerseits fest, dass die Post die Existenz der zusätzlichen Vergütung erst letzte Woche auf der Webseite publiziert habe - nach Intervention des Verbandes.

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mit den "Postagenturen" ist eigentlich nur eine "Verschlimmbesserung". Man hat vielleicht etwas längere Öffnungszeiten - was allerdings auch nicht überall zutreffend ist - aber auf alle Fälle weniger Service. Vor allem keine Bargeldbwicklungen - Einzahlungen, Bargeldversorgung -, was zwar aus Sicherheitsgründen über Postagenturen nicht möglich ist und daher ist diese Variante völlig ungeeignet. Die Post wäre besser beraten gewesen, ihr Netz aktiver auszubauen und den Service zu erweitern. Dass man z.B. - durch entsprechend qualifiziertes Personal - auch die Beratung und Versorgung mit Kommunikationsdienstleistungen - Mobiltelefonie, Internetversorgung - ergänzen hätte können. Eventuell auch öffentlich zugängliche Internetterminals anbieten. In Tourismusorten touristische Dienstleistungen - Geldwechsel, Bargeldversorgung, Ausgabe von Tageskarten/Touristenpässe oder Eintrittskarten - anbietet. Durch die grösser werdenden Gemeinden durch Fusionen einen Teil deren Aufgaben - Ausgabe von Kehrrichtsäcken, Entgegennahme von An- und Abmeldungen, Pass- und ID-Anträge - übernehmen. Entgegennahmen für Swiss-Pass, GA, Halbtax, Streckenabonnemente, Ausgabe von Mehrfahrtenkarten, Tageskarten, wodurch auch eine breitere Bevölkerung zu diesen ÖV-Angeboten Zugang hätte. Kopiermöglichkeiten. Durchaus auch Produkte aus dem Papeterie-Sektor, soferne am Ort keine gleichwertige Möglichkeit besteht. Es gäbe sicher noch andere Möglichkeiten von Service für Postfilialen. Sicher ist es in manchen Regionen mit Subventionen notwendig, aber ein flächendeckender und qualifizierter "Service Public" kostet eben was und für die Bevölkerung ist das notwendig und sinnvoll. Derartige Dienste eignen sich nicht für Gewinnmaximierungen und "Mitarbeiter-Intensivhaltung".

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