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Boston Consulting schätzt Wert der Wälder auf 150 Billionen Dollar

Das Beratungsunternehmen Boston Consulting Group (BCG) hat sich zum Ziel genommen, den Wert des globalen Waldbestands in US-Dollar auszudrücken - und gleichzeitig vor einer Wertminderung zu warnen. 150 Billionen Dollar (143 Billionen Franken) wäre der Preis.

Agentur
sda
10.06.20 - 07:05 Uhr
Wirtschaft
Blick ins Cluozzatal im Nationalpark. Wald ist kostbar: 150 Billionen US-Dollar würde er kosten, würde man ihn seinem Nutzen entsprechend veräussern. (Archiv)
Blick ins Cluozzatal im Nationalpark. Wald ist kostbar: 150 Billionen US-Dollar würde er kosten, würde man ihn seinem Nutzen entsprechend veräussern. (Archiv)
Keystone/GAETAN BALLY

Bis zu 90 Prozent davon «verdienen» die Wälder schon nur aufgrund ihrer Fähigkeit zur Klimaregulation. Der gewaltige «Wälder-Wert» ergibt sich auch aus der fast vier Milliarden Hektar umspannenden Fläche weltweit.

Fünf Nationen besitzen dabei aber mehr als die Hälfte der Waldfläche: Russland liegt mit 20 Prozent vor Brasilien (zwölf) , Kanada (neun), USA (acht) und China (fünf Prozent). Torsten Kurth , Geschäftsführer bei BCG-Deutschland und Mitautor des aktuelle publizierten Berichts bezeichnete die Quantifizierung der Wälder als eine «objektive Messung», die einen Beitrag leisten könne, den emotional geprägten Dialog über den Schutz der Wälder auf eine faktenorientierte Basis zu verlagern.

«Es ist entscheidend, jetzt entschlossen zu handeln, um die Zerstörung des Waldwertes zu stoppen - insbesondere angesichts der Rolle, die Wälder als mächtige Waffe im Kampf gegen den Klimawandel spielen», lautet das Statement des Biochemikers.

Bis 2050 könnte ein Drittel weg sein

Der Raubbau an den Wäldern durch Landnutzungsänderungen und der Klimawandel bedrohen den Bestand erheblich: Der Anteil dieser beiden Aspekte an der gesamten Wertminderung des «Rohstoffs» soll bis 2050 mit 27 von insgesamt 30 Prozent den Grossteil der Verluste von über 800 Millionen Hektar ausmachen. Die verschwinden laut Analyse des Beratungsgesellschaft, wenn jetzt nichts unternommen werde.

Die Coronakrise habe den Waldverlust verschärft, hiess es weiter. Diese Aussage zeigten jüngst auch Medienberichte auf, wonach die Zerstörung im Amazonas-Gebiet im Schatten der Pandemie dramatisch zugenommen habe. «Illegale Holzfäller machen kein Home-Office», sagte Romulo Batista von Greenpeace in diesem Kontext.

Mit der raschen Entwaldung und Degradation mindert sich auch die Fähigkeit der Wälder, CO2 aufzunehmen und zu speichern, was Klimawandel und Erdewärmung wiederum weiter vorantreibt.

10% Wertverlust nicht zu verhindern

Fünf Hauptbedrohungen wurden in der Analyse ausgemacht. Neben genannter Landnutzungsänderungen und steigenden globalen Temperaturen sind die weiteren drei Schädiger: nicht nachhaltige Schlägerung, so genannte abiotische Störungen wie Waldbrände, und erst ganz am Schluss natürliche, also biotische Störungen wie die Ausbreitung von Schädlingen und Krankheiten.

Um das Ausmass der Schädigung möglichst zu begrenzen riet BCG Regierungen, NGOs, Privatsektor und Verbraucher Massnahmen zu ergreifen, die von der Wiederherstellung von Wäldern, über die Reduktion von Fleischkonsum bis hin zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf weniger als zwei Grad reichen - was sich mit den Pariser Klimazielen deckt. Die vollkommene Rettung ist auch bei Einhaltung dieser Punkte aber nicht in Sicht, sondern trotzdem wäre hier ein Wertverlust von zehn Prozent gegeben.

Um den Gesamtwert der Wälder heute zu erhalten oder sogar zu stärken, müssten fast utopisch anmutenden Massnahmen ergriffen werden: Etwa auch die nur zum Teil kommerziell genutzten Wälder mit einer Fläche von über 2,7 Milliarden Hektar müssten dann nachhaltig bewirtschaftet und aufgeforstet sowie neue Wälder angepflanzt werden - und zwar auf einer Fläche, die grösser als Australien ist.

BCG-Studie «The Staggering Value of Forests-and How to Save Them» unter: http://go.apa.at/zhOsAliQ)

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