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Design-Ikonen aus der Therma

Im Therma-Areal eröffnen die Gebrüder Schätti einen Showraum für ihre neue Leuchten-Kollektion und für die Olympia-Kaffeemaschinen. Zielpublikum sind Architekten und Lichtplaner. In Schwanden wird eine neue Design-Geschichte geschrieben. 

31.05.20 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Leuchtendesign aus Schwanden: Thomas Schätti präsentiert seine neue Kollektion ab jetzt Architekten und Lichtplanern
Leuchtendesign aus Schwanden: Thomas Schätti präsentiert seine neue Kollektion ab jetzt Architekten und Lichtplanern
SASI SUBRAMANIAM

Ende 2015 hat Electrolux die Lichter eines Glarner Industrieunternehmens gelöscht, das in Schwanden einst über 1000 Angestellte zählte. Die Ära der früheren Therma, welche die Design-Geschichte der Schweiz geprägt hat, war damit zu Ende. Was aber nicht heissen muss, dass die Design-Geschichte fertig geschrieben ist.

Denn Industrie-Design made in Schwanden hat bereits wieder Einzug gehalten. Dies zeigt ein Besuch des Showraumes, den Thomas Schätti, 
Mitinhaber der Schätti AG Metallwarenfabrik, im Therma-Gebäude 34 B eingerichtet hat. Hier inszeniert er seine vom Designer Jörg Boner gestaltete Leuchten-Kollektion und präsentiert blitzende Chromstahl-Kaffeemaschinen, ebenfalls aus Schätti-Produktion, die bei Besichtigungen auch noch frischen Kaffeeduft verströmen.

Im hinteren Teil der Halle können Besucher wie in einer Manufaktur zudem den Angestellten über die Schulter schauen, wie sie die Luxuskaffeemaschinen und die modernen Leuchten montieren und testen.

Alles aus einem Guss

Doch Vorhang auf: Präsentiert wird die Leuchten-Kollektion hinter wehenden Vorhängen. Da gibt es Decken-, Pendel-, Boden- oder Tischleuchten für Büros, Foyers oder Restaurants, für Schule oder Spital. Metall-Leuchten, die einzeln für sich stehen oder als Kollektion in ihrer Formensprache für verschiedene Lichtbedürfnisse ein ganzes Gebäude beleuchten können.

Thomas Schätti führt eine drehbare Tisch- und Bodenleuchte vor, die für ein optimales Arbeitslicht sorgen soll. Dann steuert er die programmierten Tageslichtstimmungen einer Wandleuchte an, die zum Beispiel in einem Spitalzimmer hängen könnte. Die LED-Technik ermöglicht ein Dimmen von sehr wenig zu sehr viel Licht. «An Messen hat mich zuerst die immer wieder gestellte Frage erstaunt, ob sich die Lampen auch für das Wohnzimmer eignen», erzählt Schätti: «Natürlich, die Lichtbedürfnisse können gerade auch daheim gross sein.»
Doch wie kommt Thomas Schätti dazu, als Newcomer im Markt für hochwertige Design-Leuchten eine Rolle zu spielen? Der Wechsel von konventionellen und Halogen-Glühbirnen zu Leuchtdioden (LED) sei für ihn eine Chance gewesen, erklärt der an gutem Design interessierte Ingenieur: «Als die Karten frisch verteilt wurden, nutzten wir den Technologiesprung, um den Markteintritt zu schaffen.» Wichtig sei, alles aus einer Hand, aus einem Guss zu gestalten. Designer Jörg Boner sei der Türöffner gewesen, um etwa am «Designer’s Saturday» für Architekten und Interessierte in Langenthal auf Anhieb aufzufallen.

Das Lokale wird geschätzt

«Zum Glück haben wir die neue Bühne für unsere Leuchten und Kaffeemaschinen vor der Coronakrise geplant», sagt Schätti. Die Leuchten-Kollektion hätte eigentlich Mitte März an der Messe «Light + Building» in Frankfurt präsentiert werden sollen, die aber zuerst in den Herbst verschoben und dann abgesagt wurde. Dank des neuen Showraums können Fachpresse, Architekten und Lichtplaner aus der Schweiz oder dem nahen Ausland die Produkte nun in Schwanden besichtigen. Dies sogar mit Blick auf die Glarner Alpen, auf Wunsch mit einer Führung in die Schätti-Produktion im Tschachen oder gar kombiniert damit beim Möbelhersteller Horgenglarus in Glarus.
Das Lokale mit seinen Geschichten wird laut Schätti geschätzt. So wird er den Besuchern gern auch von Hans 
Hilfiker erzählen, dem Designer der Schweizer Bahnhofsuhr. Denn Hilfiker hat als Direktor der Therma vor 60 Jahren in der gleichen Halle die Schweizer Küchennorm entwickelt.

Aus einem Fenster blickt man auf die Villa des Therma-Gründers Samuel Blumer. Blumer wie Hilfiker waren Pioniere des Schweizer Industriedesigns. An ihren Geist anzuknüpfen, gefällt Schätti, der sich in seiner Freizeit mit viel Passion auch um die Sammlung der historisch wertvollen Therma-Haushaltgeräte kümmert. Er möchte denn auch das Therma-Schaulager  – inventarisiert und frisch geordnet  – ab Herbst 2021 wieder dem Publikum zugänglich machen.

Seit 2011 produziert Schätti auch die Espressomaschinen für die Tochtergesellschaft Olympia Express, ein Markenprodukt schon seit 1928. Vor acht Jahren gründete er die noch junge Eigenmarke Schätti-Leuchten. «Das sind zwar zwei komplett verschiedene Dinge, doch passen sie zusammen», sagt Schätti lachend. Wenn er an einem Messestand Architekten erkläre, dass er die bekannte Kaffeemaschinen-Marke produziere, glaubten sie ihm als Newcomer, dass er auch qualitativ hochwertige Leuchten herstellen könne: «Leuchten und Kaffeemaschinen führen zu interessanten Gesprächen.»

2017 hat die Firma Schätti einen Teil der früheren Therma-Werkhallen gekauft, die sie teils selbst nutzen, teils vermieten. Von rund 10 000 Quadratmetern Fläche sind bis heute rund 70 Prozent belegt. Das Areal werde von privater Seite pragmatisch und bedürfnisorientiert entwickelt, findet Schätti. Auf dem gesamten Areal arbeiteten nun schätzungsweise wieder rund 70 Personen. «Die Umnutzung des Therma-Areals ist zwar noch nicht abgeschlossen, aber nach knapp fünf Jahren auf gutem Weg.» Ab jetzt gehören auch die Besuche im Showraum dazu, für die man sich anmelden muss.

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