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Churer Gastronomen sind glücklich mit dem Start

Gut besucht. Zufriedene Chefs. Positive Stimmung. So könnte man die ersten Betriebstage der Churer Restaurants zusammenfassen. Aber nicht alle sind glücklich.

Kristina
Schmid
16.05.20 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Nach fast zwei Monaten können sich Gäste wieder im Restaurant mit einem leckeren Menü verwöhnen lassen.
Nach fast zwei Monaten können sich Gäste wieder im Restaurant mit einem leckeren Menü verwöhnen lassen.
PIXABAY

Seit Montag dürfen in der Schweiz Restaurants ihre Gäste wieder bedienen. Nicht im gleichen Umfang wie zuvor – den meisten Restaurants in Chur etwa stehen aufgrund der Sicherheitsabstände nur noch die Hälfte der zuvor vorhandenen Plätze zur Verfügung – aber immerhin. Und die Wirte sind zufrieden. «Ich bin positiv überrascht», sagt Franz Sepp Caluori, Präsident des Verbands Gastro-Graubünden. «Ich hab bisher fast nur gute Rückmeldungen erhalten. Ein Betrieb teilte mir sogar mit, dass er bereits jetzt schon kostendeckend arbeiten könne.»

Auch im Café «Caluori» sind die ersten Reservationen bereits eingetroffen; die Tische sind gut besetzt. «Ich denke, es kann nur noch besser werden», sagt Caluori mit Blick auf das Wetter. Seit Anfang Woche begleiten Regen und Wolken den Alltag der Bürger. «Kommt aber die Sonne wieder zum Vorschein, können die Wirte ihre Gäste auch draussen bedienen.»

Auf das Wetter setzten alle Restaurants und Cafés in Chur ihre Hoffnungen. Nicht ohne Grund: Bei schönem Wetter kommen in der Tendenz mehr Gäste, was mehr Umsatz verspricht. Und auf diesen sind alle angewiesen. Nicht nur, weil die Betriebe ihre Türen aufgrund der Coronakrise mehr als sechs Wochen schliessen mussten. Auch wegen der verringerten Anzahl an Sitzplätzen. «Dass wir nur noch die Hälfte der Plätze mit Gästen belegen dürfen, merken wir natürlich im Umsatz», sagt Toni Foppa vom Restaurant «Da Noi». Er war zu Beginn skeptisch, ob mit der Öffnung auch wirklich Gäste kommen würden oder nicht. Doch die Skepsis war schnell verschwunden. «Wir haben eine tolle Auftragslage, sind sehr gut ausgebucht. Fürs Wochenende hatten wir sogar so viele Reservationen, dass wir gewissen Gästen absagen mussten.»

«Einfach nur froh»

Eine positive und hoffnungsvolle Grundstimmung herrscht auch bei anderen Churer Restaurants. War es beim «Flavour’s» in den ersten vier Tagen noch ruhig, so ist das Restaurant fürs Wochenende fast ausgebucht. Im Restaurant «Stern» sind im Schnitt etwa 70 Prozent der reduzierten Plätze jeweils ausgelastet. Und Eigentümer Adrian Müller geht davon aus, dass sich diese Zahl in den nächsten Wochen auf einem höheren Niveau einpendeln wird. «Einerseits wird das Wetter das seine dazu beitragen, das Gartenrestaurant kann dann geöffnet werden. Andererseits nimmt auch das Vertrauen der Gäste zu und es wird wieder vermehrt auswärts getafelt», sagt Müller.

Im «Va Bene» wurden die ersten Tage zufriedenstellend besucht. «Am Wochenende erwarten wir auch hier vermehrte Besuche», sagt Direktor Daniel Durrer. Im «Calanda» ist man zufrieden, wie es angelaufen ist. «Am Mittag ist jeweils fast alles belegt», sagt die Leiterin Carmen Cappellini-Brunner. Und im «Drei Bünde» hat Stefan Mark die erste Tisch-Reservation noch während der Medienkonferenz zur Öffnung der Restaurants erhalten. «Viele Stammgäste und ältere Gäste sind einfach nur froh, dass sie wieder auswärts essen dürfen.»

Nicht überall läuft es gut

Nicht ganz so zufrieden ist Katharina Jenny vom Restaurant «Zum Metzgertor». «Die Gäste kommen sehr spärlich.» Doch das Team sei weiterhin motiviert und hoffe auf das gute Wetter. Ebenfalls zu wenige Gäste hat der «Rätushof» zu beklagen. Und wie Jenny hofft auch «Rätushof»-Betreiber Horst Salutt auf das Wetter. «Auf der Terrasse trauen sich Gäste eher zu kommen. Ausserdem wird uns das Entgegenkommen der Stadt – bezüglich der Nutzung des öffentlichen Grunds – helfen, nicht zu viele Plätze zu verlieren.»

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Gar nicht zufrieden mit der aktuellen Situation sind die Betreiber des Restaurants «Zollhaus». Wie die Eigentümer Roland Dick und Irene Capaul Zahnd sagen, haben sich ihre Befürchtungen leider bewahrheitet, dass die Betriebe einen Monat zu früh geöffnet hätten. «Es nützt nichts, aufzuschliessen, und den Minimalumsatz nicht erreichen zu können.» Die beiden hoffen nun auf mehr Gäste. Denn so viele wie jetzt kommen, seien zu wenige, um den Betrieb weiterhin aufrecht erhalten zu können.

Hoffnung auf weitere Lockerungen

Neben dem Wetter hoffen viele Restaurant-Betreiber auf eine baldige Aufhebung des Versammlungsverbots. «Ein Restaurant darf 20 Gäste bedienen, wenn es die Gäste jeweils zu viert an fünf verschiedene Tische setzt, die jeweils zwei Meter auseinandergestellt sind. Das gleiche Restaurant darf aber bei gleichen Bedingungen nicht 20 Gäste empfangen, wenn sie das Restaurant gemeinsam besuchen, etwa eine Taufe feiern. Das ist absurd», sagt Caluori, der Präsident von Gastro-Graubünden. «Wir hoffen schwer, dass der Bundesrat diesbezüglich seine Regeln bald etwas lockern wird.»

Darauf hofft auch «Va Bene»-Direktor Durrer. «Wichtig für unseren Betrieb wäre, dass möglichst bald grössere Veranstaltungen wieder durchführbar sind.» Das könnte eben eine Taufe sein, oder auch eine Hochzeit, die im kleineren Rahmen gefeiert wird.

Kristina Schmid berichtet über aktuelle Geschehnisse im Kanton und erzählt mit Herzblut die bewegenden Geschichten von Menschen in Graubünden. Sie hat Journalismus am MAZ studiert und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Rheintal, worüber sie in ihrem Blog «Breistift» schreibt. Mehr Infos

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