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27 Millionen werden an die Versicherten ausgeschüttet

Mit einem Gewinn von 52 Millionen Franken hat die Gebäudeversicherung Graubünden ihren zweithöchsten Gewinn in der Geschichte erreicht. Nun werden 27 Millionen davon an die Versicherten ausgeschüttet. Ausserdem teilt die GVG mit, wie es um Versicherungen in Fällen, wie der Rutschung in Brienz aussieht und was der Klimawandel mit sich bringen wird.

Südostschweiz
06.05.20 - 17:09 Uhr
Wirtschaft
Brienz/Brinzauls
Die Rutschung des Dorfes Brienz zeigt Schwachstellen im Versicherungssystem auf.
PHILIPP BAER

Dank einem hervorragenden Gewinn 2019 von 52 Millionen Franken hat die Verwaltungskommission der Gebäudeversicherung Graubünden (GVG) der Regierung einen einmaligen Prämienrabatt von 27 Millionen Franken beantragt. Dieser soll die Volkswirtschaft Graubünden in der Corona Krise stützen. Die Regierung hat diese Gewinnausschüttung an die Solidargemeinschaft der Versicherten bewilligt.

Damit kann ein Prämienrabatt auf den reinen Versicherungsprämien 2021 von 100 Prozent gewährt werden, wie die GVG in einer Mitteilung schreibt. Die Präventionsabgabe und die Abgabe für die Elementarschadenkasse Graubünden (ESK) wird jedoch vollumfänglich in Rechnung gestellt. Auf der gesamten Prämiensumme resultiert somit immerhin ein Rabatt von mindestens 65 Prozent auf den gesamten Abgaben an die Gebäudeversicherung und die Elementarschadenkasse.

Der zweithöchste Gewinn in der Geschichte

Nach dem letztjährigen Verlust von 18,40 Millionen resultiert 2019 mit 52,58 Millionen Franken der zweithöchste Gewinn in der Geschichte der GVG. Das positive Ergebnis sei alleine der Börse zu verdanken, denn die Schäden seien zum Teil stark über dem Budget gewesen, heisst es in der Mitteilung. So resultierte beispielsweise mit 15,89 Millionen Franken Feuerschäden eine Budgetüberschreitung von 2,8 Millionen Franken.

Die hohen Feuerschäden 2019 sind das Resultat einiger Grossbrände in Graubünden. Dazu gehören beispielsweise das Postautodeck in Chur, der Brände bei der Ems-Chemie, in Tomils und in Trun. Ausserdem mussten auch in diesem Jahr viele Schneedruckschäden bearbeitet werden. Finanziell seien viele dieser Schäden eher klein, heisst es in der Mitteilung. Deren Erfassung und Beurteilung seien aber oft sehr zeitaufwändig.

Die Rutsch-Situation in Brienz

Die intensive Rutschung des Dorfes Brienz machte bewusst, dass existenzbedrohende Totalschäden von der Gebäudeversicherung nicht gedeckt wären. Vollständig gedeckt sind aber jegliche Schäden aus Felssturz. Schäden aus permanenter Rutschung bleiben gemäss GVG auch in Zukunft genauso wie Bergdruck, Kriechschnee oder schlechter Baugrund nicht versichert. Wird ein Gebäude aber langjährig infolge intensiver permanenter Rutschung unbewohnbar, so sollen Totalschäden als Ausnahme im ganzen Kanton versichert und national rückversicherbar werden.

Gleichzeitig sei in der Teilrevision ein Anliegen aus dem Grossratsauftrag von M. Michael umgesetzt worden. Bei Totalschäden von Gebäuden wird nicht nur ein Wiederaufbau neuwertversichert, sondern neu auch der Ersatzkauf eines bestehenden Gebäudes. Volkswirtschaftlich macht es für den Kanton Graubünden Sinn, nicht benutzte Gebäude wieder zu nutzen und somit der Baulandverschleuderung entgegenzuwirken.

Klimawandelt erhöht gewisse Risiken

Die Erderwärmung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr Extremereignisse wie Sturmschäden, Hochwasser, Rüfen und Erdrutsche verursachen, schreibt die GVG in der Mitteilung. Die Gebäudeversicherungen tun gut daran, diesen Veränderungen Rechnung zu tragen. Die GVG setzt verstärkt auf Prävention mit Anreizen zur besseren Sicherung von Gebäuden. Sie hat dazu auch ein kleines aber schlagkräftiges Elementarschadenteam aufgebaut und sie hat in den letzten zwei Jahren alle Mitarbeiter mit einer zweitägigen Präventionsausbildung für die Thematik sensibilisiert.

Kennzahlen GVG 2019 und Vorjahresvergleich

Gutes, aber intensives Jahr für die Elementarschadenkasse Graubünden

Die Elementarschadenkasse Graubünden (ESK) ergänzt die Leistungen der Gebäudeversicherung (GVG) und trägt dazu bei, Schäden von Naturereignissen ausserhalb des Gebäudes finanziell tragbar zu machen. Sie hilft bei nicht versicherbaren Elementarschäden an Grundstücken, bei Schäden an Einrichtungen zu ihrer Erschliessung und ihrer Sicherung sowie bei Schäden an Kulturen. Sie trägt zur Existenzsicherung von Grundstückeigentümern bei, ist aber keine Versicherung, sondern eine Art Fonds.

Der Beitrag der ESK beträgt gemäss ihren eigenen gesetzlichen Grundlagen 70 Prozent des anrechenbaren Schadens. Als Ergänzung leistet der Fondssuisse in Bern Ergänzungsbeiträge bis zu maximal 20 Prozent.

Dreimal mehr Schadenfälle

Bei der Elementarschadenkasse war das Jahr 2019 wieder ein intensives Schadenjahr. Mit 1091 gemeldeten Schadenfällen sind es drei Mal mehr als in einem durchschnittlichen Jahr. Die häufigsten Schadenursachen waren Lawinen (469 Fälle) gefolgt von Überschwemmungen, Rüfen und Erdrutsche (285 Fälle) sowie Schneedruck (106 Fälle). Die Schadenfälle aus dem Berichtsjahr 2019 belasten die Betriebsrechnung der ESK total mit 1,71 Millionen Franken. Der Fondssuisse in Bern leistete 2019 Ergänzungsbeiträge an die Geschädigten von total 157'500 Franken. (hin)

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