×

Jenny Fabrics in Ziegelbrücke schliesst ihre Weberei

Ein Ende nach 186 Jahren Glarner Textilgeschichte: Die Ziegelbrücker Jenny Fabrics stellt ihre Textilproduktion Ende August ein. Betroffen sind 96 Angestellte. Das Geschäft war schon hart, nun gibt ihm Covid-19 den Rest.

Fridolin
Rast
29.04.20 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Die Jenny Fabrics stellt ihre Textilproduktion Ende August ein.
Die Jenny Fabrics stellt ihre Textilproduktion Ende August ein.
SOMEDIA

Die Jenny Fabrics AG in Ziegelbrücke schliesst Ende August die dortige Textilproduktion. Betroffen sind alle 96 Mitarbeitenden, wie es in einer Medienmitteilung von gestern heisst.

Man kann wohl sagen, dass die Weberei in Ziegelbrücke ein direktes Opfer der Coronakrise ist: «Der Zusammenbruch des Auftragseingangs aufgrund von Covid-19» veranlasse «zu guter Letzt und massgebend» die Überlegungen des Verwaltungsrates und die Einstellung des Betriebes. Dies, nachdem die Firma seit ihrer Verselbstständigung 1997 sich in einem sehr schwierigen Umfeld gut gehalten habe. Etliche Krisen habe man gemeistert: «Nichtsdestotrotz wurde das Umfeld zusehends schwieriger.» Sinkende Margen, der starke Schweizer Franken, der Verlust eines grossen Kunden, die Abwanderung von Grundlast-Aufträgen nach Asien. Nun würden sich die Auswirkungen der Coronakrise auch noch bis ins Jahr 2021 weiterziehen.

«Geordnetes und faires Ende»

«Ja, es ist das Ende einer Ära», sagt Verwaltungsratspräsident Caspar Jenny, Nachfahre der Gründerfamilie. «Nach einer 186-jährigen Textiltradition ist das emotional schwierig, doch mit den Emotionen allein können wir die Löhne nicht bezahlen.» Aber, so betont er: «Wir wollen dieses Ende aktiv und kontrolliert durchführen. Jeder Mitarbeiter bekommt alles, was ihm zusteht.» Auch ein Sozialplan stehe bereit.

Der Verwaltungsrat bedaure diese Entwicklung sehr. Alle Mitarbeiter hätten sehr viel und gute Arbeit für die Firma geleistet.

Die Mitarbeitenden haben nun noch zwei Wochen Zeit, Vorschläge zu machen, wie der Betrieb doch noch weitergeführt werden könnte. Dies im obligatorischen Konsultationsverfahren. Am 18. Mai will dann der Verwaltungsrat endgültig entscheiden. «Wir wollen die echte Möglichkeit zu Vorschlägen geben, doch der Verwaltungsrat hat nicht leichtfertig entschieden», erklärt Jenny.

Dennoch bleibe eine Weiterführung eher unwahrscheinlich: «Dafür müsste etwas Bedeutendes übersehen worden sein, denn wir können nicht von einer positiven Entwicklung ausgehen.» Die Jenny Fabrics sei international tätig, «und das internationale Geschäft ist völlig tot». Viele Grenzen seien geschlossen, weder Reisen noch Transporte möglich, Aufträge daher in weiter Ferne, erklärt Jenny: «Ich habe so etwas in den ganzen 25 Jahren im Betrieb noch nie erlebt.»

Coronakredite sind keine Rettung

Um die Coronakrise zu überstehen, müsste die Firma mehrere Millionen Franken an Krediten aufnehmen, steht in der Mitteilung weiter. Sie wieder zurückzubezahlen, würde drei bis vier Jahre dauern. So lange wären dringend nötige Investitionen nicht möglich. Das aber ginge zulasten von Leistung der Maschinen und Qualität der Produkte.

Nicht betroffen sind die anderen Jenny-Unternehmungen. Sie bieten laut Mitteilung am Standort Niederurnen weiterhin 35 Arbeitsplätze.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.

Mein Urgrossvater, meine Grossmutter haben dort gearbeitet, ich erwandere alle Ahnenrelevante Orte, es macht mich traurig. Sonja Prete

Auch ein Unternehmen 186 Jahre zu führen ist eine lange Zeit. Für viele Niederurner/innen und auswärtige war es ein Arbeitsplatz für ihr ganzes Leben .Man hatte ja auch nur diese zwei Großindustrien Jenny +Eternit.Da aber der grösste Teil des Jenny Industrie Areals auf Immobilien ausgerichtet ist ,wird es vermutlich weiter auf Immobilen ausgerichtet sein ,sprich Immo support.

Mehr zu Wirtschaft MEHR