Endlich wieder waschen-schneiden-legen
Ab Montag dürfen Coiffeursalons wieder ihre Kundinnen und Kunden empfangen. Marianna Clalüna und ihr Team von «Cuafför Nova» in Scuol haben sich gut auf die Schutzmassnahmen vorbereitet.
Ab Montag dürfen Coiffeursalons wieder ihre Kundinnen und Kunden empfangen. Marianna Clalüna und ihr Team von «Cuafför Nova» in Scuol haben sich gut auf die Schutzmassnahmen vorbereitet.

Normalerweise ist Montag der Ruhetag der Coiffeursalons. Am nächsten Montag jedoch stehen Marianna Clalüna und ihre Mitarbeiterinnen mit Schere und Föhn bereit, um ihre Kundinnen und Kunden zu empfangen. Nun, zumindest die Hälfte des Personals darf wieder im Coiffeursalon an der Hauptstrasse von Scuol arbeiten: zwei Coiffeusen und eine Lehrtochter. Sie werden Schutzmasken, Schutzmantel und Handschuhe tragen, die Desinfektionsmittel stehen griffbereit an jedem Arbeitsplatz. Die Kunden wiederum werden versetzt sitzen, damit die Abstandsregeln eingehalten werden können.
Wenige Tage vor dem Start in einen neuen Arbeitsalltag ist Clalüna mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt. «Ich warte nur noch auf die Schutzmasken», sagt sie. Die Geschäftsinhaberin hat extra bei drei verschiedenen Unternehmen bestellt, um sicherzugehen, dass sie am Montag nicht ohne Schutzmasken dasteht. Noch sind keine eingetroffen.
Das Telefon klingelt Sturm
«Seit der Bund bekannt gegeben hat, dass wir am Montag wieder öffnen können, klingelt bei uns das Telefon», sagt Clalüna. Eine Mitarbeiterin hat jetzt Pikettdienst und nimmt die Reservationen entgegen. Nach dem Lockdown und der abrupten Schliessung der Geschäfte haben einige der Kundinnen und Kunden versucht, dennoch einen Coiffeurtermin zu bekommen – vergebens. «Wir müssen uns an die Regeln halten wie alle anderen auch», betont die Geschäftsinhaberin. Für ihre Mitarbeiterinnen hat Clalüna Kurzarbeit beantragt. Sie war positiv überrascht, wie schnell das Geld überwiesen worden ist. Der März und Ostern sind in der Regel eine umsatzstarke Zeit für den Coiffeursalon im Dorfzentrum von Scuol. «Wir hoffen, die Verluste nun im Mai wieder ausgleichen zu können», sagt die Unternehmerin. Die meisten der Kundinnen und Kunden bleiben nämlich coronabedingt im Tal, statt in die Ferien zu verreisen.
Mehrere Standbeine helfen
Im Gegensatz zu anderen Betrieben hat Clalüna den Vorteil, dass ihre Familie mit einem Bauernhof und einem kleinen Restaurationsbetrieb noch zwei weitere Standbeine hat. «Andere in meiner Branche haben jetzt sicher existenzielle Probleme», meint sie. Ihr Restaurant «La Stalla» hat zwar für Gäste geschlossen, doch die Tunnelarbeiter der RhB verpflegen sich in Ardez bei der Familie Clalüna. Damit sind Einnahmen garantiert. Auch die Arbeiter können nur in kleinen Gruppen kommen und müssen versetzt sitzen, um ihr Essen zu geniessen.
Clalüna besitzt noch einen zweiten Coiffeursalon in Ardez, der ebenfalls am Montag öffnet. Dort arbeitet die Geschäftsinhaberin alleine, was die Arbeitsbedingungen, die durch die Schutzmassnahmen erschwert werden, immerhin etwas erleichtert. Die grosse Herausforderung wird aber in beiden Coiffeursalons sein, die Hygienemassnahmen und Abstandsbestimmungen strikt einzuhalten. Gestern wurden die Lokale nochmals von oben bis unten desinfiziert. Die vergangenen Wochen seit dem Lockdown empfindet Clalüna übrigens nicht nur als eine negative Erfahrung. «Die Entschleunigung hat uns Menschen auch gutgetan», ist sie überzeugt.
Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos
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