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Selbstfahrende Autos: Ohne staatliche Lenkung droht mehr Verkehr

Selbstfahrende Autos werden die Schweiz erobern, darüber sind sich Fachleute einig. Wie genau sie sich ins Verkehrssystem einfügen könnten und welche Rolle dem Staat dabei zukommt, fasst die Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzungen in einem Bericht zusammen.

Agentur
sda
26.02.20 - 12:00 Uhr
Wirtschaft
Autonome Busse wie hier in Genf könnten das Verkehrssystem der Schweiz entlasten und Ressourcen schonen. Dafür müsste die Politik die Entwicklung des automatisierten Fahrens in der Schweiz jedoch aktiv lenken. (Archivbild)
Autonome Busse wie hier in Genf könnten das Verkehrssystem der Schweiz entlasten und Ressourcen schonen. Dafür müsste die Politik die Entwicklung des automatisierten Fahrens in der Schweiz jedoch aktiv lenken. (Archivbild)
Keystone/SALVATORE DI NOLFI

Selbstfahrende Fahrzeuge werden früher oder später die Schweiz erobern, die Weichen dafür gelte es aber bereits heute zu stellen. Das hält die Stiftung TA-Swiss in ihrem neuen Bericht «Automatisiertes Fahren in der Schweiz» fest, den sie am Mittwoch vor den Medien in Bern vorstellte.

Ganz zentral für die künftige Rolle automatisierter Fahrzeuge in der Schweiz ist, wie aktiv der Staat die Entwicklung lenkt. Die Autorinnen und Autoren des Berichts stellen dementsprechend drei mögliche Szenarien vor.

Mehr Verkehr und Zersiedelung

Halte sich der Staat zurück und überlasse die Entwicklung allein den marktwirtschaftlichen Treibern, also Autoherstellern und Datenlieferanten und -verarbeitern, drohe erhöhtes Verkehrsaufkommen, heisst es im Bericht. Denn dann läge der Fokus auf individueller Nutzung solcher Fahrzeuge. Auch könnte dies die weitere Zersiedelung der Schweiz begünstigen.

Ein weiteres mögliches Zukunftsszenario sieht TA-Swiss in der kollektiven Nutzung selbstfahrende Fahrzeuge in Städten, wo durch autonom fahrende Busse und Taxis der öffentliche Verkehr effizienter gestaltet und das Verkehrssystem insgesamt entlastet werden könnte. Hierbei würde die öffentliche Hand eine aktivere Rolle spielen, indem sie Marktvorteile für eine solche kollektive Nutzung schafft. Allerdings brauche es dafür Anpassungen der Bewilligungspraxis und der rechtlichen Grundlagen zur Personenbeförderung. Im ländlichen Raum bliebe die Entwicklung jedoch marktgetrieben und damit mehr auf individuelle Nutzung fokussiert.

In einem dritten möglichen Szenario würde der Staat die Entwicklung stark lenken, um gemeinsam genutzten selbstfahrenden Fahrzeugen schweizweit einen Vorteil zu verschaffen - auch dort, wo die Nachfrage gering ist. Damit liesse sich der Ressourcenbedarf des Verkehrssystems insgesamt reduzieren und vermutlich einer weiteren Zersiedelung der Schweiz entgegenwirken. Dies würde allerdings den Aufbau eines flächendeckend leistungsfähigen Mobilfunknetzes voraussetzen.

Welche Ausbildung ist nötig?

Neben der Entscheidung über die Rolle der öffentlichen Hand bei dieser Entwicklung, gibt es aber auch viel grundlegendere Voraussetzungen, damit selbstfahrende Autos in der Schweiz überhaupt das Verkehrssystem ergänzen können: Sie müssen zunächst überhaupt für den Strassenverkehr zugelassen werden. Zudem muss geregelt werden, welche Ausbildung künftige Passagiere oder Besitzerinnen und Besitzer selbstfahrender Autos haben müssen, und wer für das Auto verantwortlich ist.

Schliesslich ist laut TA-Swiss ein öffentlicher Diskurs über die gewünschte Entwicklung des automatisierten Fahrens in der Schweiz nötig. Ebenso gelte es ethische Fragen zur Verantwortung bei einem Unfall und zur Erhebung und Nutzung von Daten zu klären.

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