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Tausende Tonnen Mikrogummi aus Reifenabrieb landen in der Umwelt

Kilometer für Kilometer schwindet ein bisschen Profil vom Pneu. Das abgeriebene Gummi landet als Mikropartikel in der Umwelt. Laut Empa-Forschenden sind dies erhebliche Mengen.

Agentur
sda
14.11.19 - 11:51 Uhr
Wirtschaft
Reifenabrieb landet vor allem abseits der Strasse in Böden und unter Umständen auch in Gewässern. (Archivbild)
Reifenabrieb landet vor allem abseits der Strasse in Böden und unter Umständen auch in Gewässern. (Archivbild)
KEYSTONE/PETER KLAUNZER

In der Schweiz landeten zwischen 1988 bis 2018 rund 200'000 Tonnen Mikrogummi in unserer Umwelt. Zu diesem eindrücklichen Ergebnis kommen Forschende um Bernd Nowack von der Forschungsanstalt Empa. Der grösste Teil davon (97 Prozent) stammt vom Abrieb von Reifen.

Mikrogummi steht weniger im öffentlichen Fokus als Mikroplastik, das auch im menschlichen Körper bereits nachgewiesen wurde. Allerdings zeigen die Berechnungen der Empa-Forschenden, dass die winzigen Gummipartikel aus Reifenabrieb und - zu einem geringen Anteil - aus Kunstrasen, zumindest mengenmässig ein viel grösseres Problem darstellen.

Von allen in die Umwelt freigesetzten, Polymer-basierten Mikropartikeln bestehen nur sieben Prozent aus Plastik, 93 Prozent aus Reifenabrieb. «Die Menge von Mikrogummi in der Umwelt ist riesig und somit höchst relevant», liess sich Nowack in einer Mitteilung der Empa vom Donnerstag zitieren.

Randstreifen aus Mikrogummi

Das abgeriebene Gummi wirbelt zunächst durch die Luft und landet auf den Streifen rechts und links der Fahrbahn. Drei Viertel der Gesamtmenge der Gummipartikel bleiben auf einem fünf Meter breiten Streifen abseits der Strasse, wie die Empa schrieb. Rund fünf Prozent gelangt in die restlichen Böden, knapp 20 Prozent landen in Gewässern.

Zumindest aus dem Strassenabwässern wird der Reifenabrieb mittlerweile besser entfernt, so dass deutlich weniger Mikrogummi in Gewässern landen dürften. Seit dem Jahr 2000 bestehen schärfere Regeln zur Wiederaufbereitung von Wasser und zur Verhinderung der Verschmutzung von Böden.

Gefahr für den Menschen gering

Trotz der eindrücklichen Menge an Mikrogummi schätzt Christoph Hüglin von der Empa das Risiko für den Menschen als gering ein. «Der Anteil von Reifenabrieb am eingeatmeten Feinstaub liegt auch an verkehrsnahen Standorten im tiefen einstelligen Prozentbereich», zitiert Hüglin die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2009.

Nowack betont zudem, dass zwischen Mikrogummi und Mikroplastik ein erheblicher Unterschied bestehe, so dass sich die Partikel kaum vergleichen liessen.

Das Forschungsteam nutzte für seine Berechnungen Daten zum Import und Export von Reifen. Auf dieser Basis modellierten die Wissenschaftler dann das Verhalten von Gummi auf Strassen und in Strassenabwasser. Von den Ergebnissen berichteten sie im Fachblatt «Environmental Pollution».

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0269749119333998?via%3Dihub

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Endlich wird das mal thematisiert, aber ich finde: falsch.
1)
Warum wird uns in diesem Artikel quasi weisgemacht, es gehe bei den Autoreifen bzw. Pneuabrieben bloss um Gummi, sondern es ist ähnlich bei Zigaretten ein Chemie-Cocktail bzw. inwieweit sind alle Reifen schon "Bio"?
1A)
Zitat:
Die schwarze Gefahr unter dem grünen Rasen | Der Bund
Während grosse Verbände wie die Fifa den zwar kostspieligen, aber gesundheitlich unbedenklichen Kautschuk nutzen, greifen kleinere Sportvereine oft auf das billigere schwarze Granulat zurück, das aus Resten von Autoreifen hergestellt wird. Das Öl in den Autopneus enthält hochgiftige Schwermetalle und Kohlenwasserstoffverbindungen.
https://www.spiegel.de/auto/werkstatt/gift-im-reifen-gefahr-auf-weichen…
2)
Wenn schon diese Riesenmenge Reifen nur "einige wenige Prozent des Feinstaubes im Verkehr" ausmachen - «Der Anteil von Reifenabrieb am eingeatmeten Feinstaub liegt auch an verkehrsnahen Standorten im tiefen einstelligen Prozentbereich», zitiert EMPA-Christoph Hüglin die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2009. - woraus bestehen dann die restlichen etwa 95 Prozent dessen, was in unseren Lungen, Essen, Trinkwasser etc. landet? Das muss ja echt viel sein (wenn pro Autopneu etwa 1 bis 1.5 Kilo Abrieb und pro LKW-Pneu etwa 12 Kilo Abrieb entstehen). Ja klar, schauen Sie mal, wieviele Giga/Terra/(...) Liter Diesel und Benzin pro Jahr verbrannt werden (das BLEIBT zu einem nicht kleinen Teil stofflich bei uns, bei wem sonst, ähnlich wie bei einer Kerze, die sich eben NICHT einfach "in Luft auflöst" im Sinne inexistent, welch unreifer Gedanke, sondern in die Lunge legt, COPD-Rate in der Schweiz lässt grüssen und vor allem die Herz-/Hirn-Infarkte durch Feinststäube (mutmasslich weil diese Partikel entzündungshervorrufend sind), dass die bei Bewohnern in Strassennähe/Städten deutlich höher ist, ist seit Jahrzehnten bekannt. Merci.
Zusatzfrage:
WARUM wird nicht erläutert, was Nowack behauptet:
"Nowack betont zudem, dass zwischen Mikrogummi und Mikroplastik ein erheblicher Unterschied bestehe, so dass sich die Partikel kaum vergleichen liessen."
Denn, sogar AUTO MOTOR SPORT titelt:
Autoreifen größter Verursacher von Mikroplastik
https://www.auto-motor-und-sport.de/verkehr/mikroplastik-durch-autoreif…
https://www.quarks.de/technik/mobilitaet/das-passiert-mit-dem-abrieb-vo…
Fazit:
Ich finde den SDA-Artikel SCHLECHT (ich finde die oft schlecht).
Kann die Südostschweiz ihre Artikel nicht woanders kaufen? Nein? Gell, wir leben in einer Alternativlosen Gesellschaft. Oje! Wir KÖNNTENS ändern.

https://www.quarks.de/technik/mobilitaet/das-passiert-mit-dem-abrieb-vo…
https://www.auto-motor-und-sport.de/verkehr/mikroplastik-durch-autoreif…

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