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System mit wenig Erfolg in Graubünden

Unternehmen müssen seit Juli 2018 offene Stellen in Berufsarten mit hoher Arbeitslosigkeit den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) vorab melden. Im Kanton Graubünden ist das System jedoch nicht von grossem Nutzen. Eine Analyse.

04.11.19 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Das inländische Pontetial soll besser genutzt werden. Einfach, ist es jedoch nicht immer und überall.
Das inländische Pontetial soll besser genutzt werden. Einfach, ist es jedoch nicht immer und überall.
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Im ersten Jahr nach Einführung sind den RAV eine Vielzahl von Stellen gemeldet worden, wie ein Bericht des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) zeigt. Die Anzahl gemeldeter Stellen habe unmittelbar nach Inkrafttreten der Stellenmeldepflicht markant zugenommen und sich seither auf einem hohen Niveau stabilisiert, schreibt das Seco in dem am Freitag veröffentlichten Bericht. Insgesamt seien rund 200'000 meldepflichtige Stellen bei den RAV eingegangen.

Das Konzept der Stellenmeldepflicht wurde von der Politik im Zuge der Umsetzung des «Inländervorrangs light» entworfen, den das Parlament nach Annahme der Masseneinwanderungsinitiative beschlossen hatte. Dies mit dem Ziel, das inländische Potenzial besser auszuschöpfen.

Graubünden: Viele Stellen aber wenig Besetzungen

Im Kanton Graubünden wurden seit der Einführung der Stellenmeldepflicht sehr viele Stellen gemeldet. Dies habe damit zu tun, dass es im Tourismus und im Baugewerbe sehr viele Saisonstellen gibt, wie Paul Schwendener, Vorsteher vom Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit, gegenüber Radio Südostschweiz sagt. Trotzdem können von den ausgeschriebenen Stellen nur 4 Prozent der Stellen vom RAV besetzt werden ­– der Schweizer Schnitt liegt bei 8 Prozent. «Sowohl Bauunternehmen und Touristiker haben ihre langjährigen Saisonarbeiter, die gute Arbeit leisten. Die Stellen müssen zwar gemeldet werden, sie sind aber an und für sich bereits besetzt», sagt Schwendener zum Bündner Prozentanteil. Aus diesem Grund habe das RAV gar keine Chance, die Arbeitslosen zu platzieren. «Wir gehen davon aus, dass bei uns im Kanton Graubünden in etwa 90 Prozent der Stellenmeldungen nur Proformameldungen sind», ergänzt er.

Sinn und Zweck wird nicht erfüllt

Daraus stellt sich die Frage, ob es für den Kanton Graubünden nur eine grosse Alibiübung ist. «Wenn man es ganz direkt ausdrucken möchte, müsste man es für Graubünden so beurteilen. In anderen Kantonen sieht es jedoch anders aus», relativiert Schwendener. Beispielsweise seien in Wirtschaftszentren viele Jahresstellen ausgeschrieben, für die das Stellemeldesystem Sinn mache, fügt er an. «Bei uns ist es aber effektiv nicht von grossem Nutzen».

Für Schwendener zeigen diese Tendenzen, dass es womöglich Änderungen braucht und der Bund die Regelungen lockert. «Das sind aber meine persönlichen Überlegungen zur Situation». Im nächsten Jahr werde noch über die Begrenzungsinitiative abgestimmt. Solange diese Abstimmung nicht abgeschlossen ist, werde der Bundesrat keine Sonderlösungen für Saisonbetriebe aufstellen. Bis dann werde sich beim RAV auch nichts ändern. Man habe in Chur eine zentrale Stelle eingeführt, in der zwei Personen sich um die Stellenmeldepflicht kümmere. Diese Anzahl von 200 Stellenprozent sei im Vergleich zum Kanton Zürich mit 30 Angestellten wenig, genüge jedoch. «Wir sind uns bewusst, dass wir im Einzelfall vermitteln können, dass wir aber eigentlich keine Chance haben, weshalb wir es nur mit wenig Personal administrieren», so Schwendener. (sda/so)

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Paul Schwendener, Vorsteher vom Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit bestätigt mir, was jeder betroffene Arbeitslose, seit Januar 2018 instinktiv und umgesetzt erfahren muss und musste.
Die Idee der Stellenmeldung ist ja toll und bringt dem Arbeitslosen einen Vorteil!
"Sich um Zehn Stellen pro Monat" zu bewerben um "existentielles Arbeitslosengeld" erhalten! Danke!
"Aber"! Die Absagen sind Vorprogrammiert.
Die HR Software erledigt dies automatisch ohne menschliche, persönliche Anhörung und Abhandlungen sprich Charakter! Zum anderen einer von Hundert gewinnt.
Damit ist die unfreiwillige Aussteuerung des Bewerbers vorprogrammiert.
Junge und ältere Menschen müssen unterstützt werden, auf welchem Bildungsweg auch immer.
Talent, Willen und der Glauben an den Patron, ist die grösste Kraft und hat mehr Herz, Treue und Wertschätzung!
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