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Sonderbericht: Anstieg des Meeresspiegels wurde bisher unterschätzt

Die Eiswelten und Ozeane der Erde verändern sich durch den Klimawandel markant. Die gesamte Erdbevölkerung ist direkt oder indirekt davon betroffen, warnt der Weltklimarat in einem am Mittwoch in Monaco veröffentlichten Sonderbericht.

Agentur
sda
25.09.19 - 13:42 Uhr
Wirtschaft
Der Anteil des schmelzenden Eises in der Antarktis wurde bisher unterschätzt. Mit dem steigenden Meeresspiegel nehmen in diesem Jahrhundert Risiken wie Fluten oder Küstenerosion deutlich zu. (Archivbild)
Der Anteil des schmelzenden Eises in der Antarktis wurde bisher unterschätzt. Mit dem steigenden Meeresspiegel nehmen in diesem Jahrhundert Risiken wie Fluten oder Küstenerosion deutlich zu. (Archivbild)
KEYSTONE/AP/NATACHA PISARENKO

Der Sonderbericht des Weltklimarats IPCC zeigt die Veränderungen auf, die die Ozeane und weltweiten Eis- und Schneevorkommen (Kryosphäre) im Zuge des Klimawandels durchlaufen haben und wahrscheinlich noch durchlaufen werden. Und die damit verbundenen Risiken, die je nach Grad der Klimaerwärmung zunehmen.

Je nach Szenario wird der Meeresspiegel bis Ende des Jahrhunderts um 43 bis 84 Zentimeter steigen. Gebiete werden dadurch unbewohnbar, in denen heute Hunderte Millionen Menschen leben. Gletscher dürften von 2015 bis 2100 zwischen 18 und 36 Prozent ihrer Masse verlieren, in Europa sogar über 80 Prozent. Ohne Klimaschutz werden bis Ende des Jahrhunderts 49 bis 89 Prozent der wenig tiefen Permafrostböden tauen.

Hänge von Alpen werden instabil

«Die Hänge in den Alpen und anderswo werden durch die immer wärmeren Permafrostböden instabil und setzen in den Polarregionen Kohlenstoff-Reservoire frei, die dort seit Tausenden von Jahren ruhten», liess sich Konrad Steffen, Direktor der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL und Autor des IPCC-Berichtes, in einer Mitteilung der Akademie der Naturwissenschaften SCNAT zitieren. Dadurch gelangen bis 2100 Dutzende oder gar Hunderte von Gigatonnen als Kohlendioxid oder Methan in die Atmosphäre.

Das Schmelzen der Eisschilde und Gletscher beschleunige den Anstieg des Meeresspiegels, sagte Nicolas Gruber von der ETH Zürich, ebenfalls Autor des Berichts. Zwischen 2006 und 2015 lag der Anstieg bereits bei 3,6 Millimetern pro Jahr und damit 2,5 mal höher als der durchschnittliche jährliche Anstieg zwischen 1901 und 1990, wie der «Summary for Policymakers» des Sonderberichts zu entnehmen ist.

Anteil des schmelzenden Eises unterschätzt

Bei den bisherigen Prognosen des Meeresspiegelanstiegs wurde gerade der Anteil des schmelzenden Eises in der Antarktis bisher unterschätzt, schrieb die SCNAT. Mit dem steigenden Meeresspiegel nehmen in diesem Jahrhundert Risiken wie Fluten oder Küstenerosion deutlich zu. Alleine die Schäden durch Überschwemmungen werden jährlich auf das 100- bis 1000-fache ansteigen.

Der Bericht, an dem über 100 Forschende aus über 37 Ländern mitarbeiteten, unterstreicht die Dringlichkeit von Klimaschutz- und Anpassungsmassnahmen. Die Treibhausgas-Emissionen müssten «dringend und ambitioniert» gesenkt und die Folgen des Klimawandels auf die lebenserhaltenden Ozeane und die Kryosphäre gemindert werden, z.B. durch den Ausbau des Küstenschutzes durch Bauten oder Bepflanzungen.

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