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Lufthansa-Chef warnt vor Kollaps des Flughafens Zürich als Hub

Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr befürchtet einen Kollaps des Flughafens Zürich als Umsteigezentrum. Der Manager der Swiss-Muttergesellschaft hat in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» vor weiteren Einschränkungen des Flugbetriebs gewarnt.

Agentur
sda
14.07.19 - 03:21 Uhr
Wirtschaft
"Wir sehen keine Zurückhaltung - im Gegenteil": Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr zu den Buchungszahlen inmitten der Klimadiskussion. (Archivbild)
"Wir sehen keine Zurückhaltung - im Gegenteil": Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr zu den Buchungszahlen inmitten der Klimadiskussion. (Archivbild)
KEYSTONE/AP/MICHAEL PROBST

«Besonders eine Vorverlegung der Starts und Landungen spätabends um bis zu 25 Minuten, wie zurzeit diskutiert, würde den Hub-Betrieb in existenzielle Probleme bringen», sagte der 53-jährige Manager und Pilot. Ohne Hubbetrieb werde sich Zürich mit weniger als zehn Langstreckenzielen zufrieden geben müssen statt 45 wie heute.

Die Diskussionen rund ums Klima führten laut Spohr bislang nicht zu einem Buchungsrückgang. «Wir sehen derzeit keine Zurückhaltung - im Gegenteil.» Im Vergleich zum Vorjahr, das ein Rekordjahr war, erwarte die Lufthansa gruppenweit einen Passagierzuwachs von rund vier Prozent. Auch die Swiss verzeichne weiter ein Wachstum.

«Die Menschen wollen fliegen. Immer mehr möchten die Welt entdecken und international Geschäfte machen», sagte Spohr. Er verteidigte die Luftfahrt «als eines der effizientesten Transportmittel, vor allem für lange Strecken.» Global mache der CO2-Ausstoss aller Fluggesellschaften rund 2,8 Prozent der von Menschen verursachten CO2-Emissionen aus.

Kritik an «Wildwuchs» bei Passagiersteuern

«Wenn wir jetzt aus unserer mitteleuropäischen Sicht einen Flugverzicht verlangen, dann fordern wir auch von Menschen in Schwellenländern einen Verzicht auf die Chance, die Welt zu entdecken. Das wird nicht gelingen», sagte Spohr weiter.

Der Airline-Chef kritisierte zudem den nationalen Wildwuchs bei den Passagiersteuern: «Das Klima schützen wir damit nicht.» Allfällige Massnahmen sollten seiner Meinung nach innerhalb Europas wettbewerbsneutral gestaltet werden. «Unsere Konkurrenten für die Langstrecken sitzen heute in der Türkei, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder für Flüge über den Nordatlantik in den USA. Die alle erheben bestimmt keine CO2-Abgaben.» Sie würden so aber Passagiere abziehen.

Gleichzeitig verurteilte Spohr Flugangebote von Billigairlines zu Spottpreisen. «Wettbewerber arbeiten tatsächlich teilweise mit Preisen pro Flug unter zehn Euro. Das ist ökonomisch, ökologisch und auch politisch unverantwortlich.» Insgesamt gebe es in Europa weiterhin zu viel Kapazitäten im Markt. Er räumte ein, das auch die Lufthansa-Billigtochter Eurowings Trips für teils unter 35 Euro anbietet. «Weil wir unsere Heimatmärkte verteidigen müssen, können wir uns dem nicht vollständig entziehen.»

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Sehr geehrter Herr Spohr ,
nach monatelangem Suchen in den täglichen Ausgaben der Suedostschweiz entlich ein Glimmer von Hoffnung, ein Artikel der uns hoffen lässt und von Realität spricht, nicht vom Träumen ( wishful thinking).
Frau Jean- Marie Zogg , ich hoffe dass Sie den Artikel auch lesen.
Carsten Spohr , ich danke Ihnen vom Herzen. .

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