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Handelsstreit, Iran und Niedrigzinsen schicken Gold auf Höhenflug

Lange kam der Goldpreis nicht vom Fleck, zuletzt schoss er nach oben: Getrieben von Ängsten um die Weltwirtschaft und die vielen Krisen rund um den Globus ist Gold so wertvoll wie seit Jahren nicht. Die Aussichten sind nicht schlecht.

Agentur
sda
28.06.19 - 07:25 Uhr
Wirtschaft
Gold hat den Status als sicheren Hafen nicht verloren. (Archivbild)
Gold hat den Status als sicheren Hafen nicht verloren. (Archivbild)
KEYSTONE/AP/MIKE GROLL

Internationale Konflikte, die Aussicht auf weltweit noch niedrigere Zinsen und ein schwacher Dollar beflügeln den Preis des Edelmetalls. Zur Mitte der Woche ist er über die Marke von 1400 US-Dollar gestiegen - erstmals seit dem Jahr 2013. Zwar hat der Preis in den vergangenen Tagen etwas nachgegeben, doch das Umfeld für Gold bleibt laut Ökonomen gut.

Die Gründe für den Höhenflug sind vielfältig: Zunächst hat der allgemeine Nachteil von Gold, keine Zinsen oder Dividenden abzuwerfen, an Gewicht verloren. So hat die US-Notenbank Fed signalisiert, dass sie ihre Leitzinsen senken wird. Auch in der Eurozone wird die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik vermutlich weiter lockern.

Geldpolitische Wende

«Die Aussicht auf eine geldpolitische Wende der beiden grossen Notenbanken, ist der Hauptgrund für den Preisanstieg», sagte Daniel Briesemann, Edelmetallexperte bei der Commerzbank. «Die Attraktivität von Anleihen ist so gefallen und dies macht Gold für Anleger interessanter.» Tatsächlich sind in vielen Ländern die Renditen von Staatsanleihen auf Rekordtiefstände gesunken.

«Zudem haben die jüngsten Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell auch den Dollar unter Druck gebracht», meint Briesemann. Niedrigere Zinsen belasten tendenziell eine Währung. Der US-Dollar ist zuletzt zu einer ganzen Reihe von Währungen unter Druck geraten.

In der Tat stand der jüngste Anstieg des Goldpreises im engen Zusammenhang mit den Kursverlusten des Dollar. Gold aber wird in Dollar gehandelt. So wird das Edelmetall für Anleger in anderen Währungsräumen günstiger und die Nachfrage steigt. Dies gilt vor allem für die Schwellenländer, wo Gold für die Schmuckproduktion wichtig ist.

Sicherer Hafen

Das Edelmetall gilt zudem in heiklen Zeiten als «sicherer Hafen». Und die Krisenherde rund um den Globus haben zuletzt deutlich zugenommen. Der Handelskrieg der USA mit China droht nicht nur kurzfristig eine Belastung für die Weltwirtschaft zu werden. Sollte auf dem G20-Gipfel in Japan keine Einigung erreicht werden, könnte die Weltwirtschaft nachhaltig zu Schaden kommen.

Und wäre das alles nicht genug, kommt obendrein der Konflikt zwischen den USA und dem Iran dazu. Eine militärische Auseinandersetzung ist dort längst nicht mehr ausgeschlossen, da die Spannungen nach dem Abschuss einer amerikanischen Drohne durch den Iran noch zugenommen haben. Der Iran aber lehnt Gespräche mit den USA weiter ab - und US-Präsident Donald Trump verschärfte seine Drohungen. Einen Befehl zum Angriff auf das Land zog er erst in letzter Minute zurück.

Goldexperte Andreas Speer von der Landesbank BayernLB relativiert hingegen etwas die Wirkung von politischen Ereignissen auf den Goldpreis. «So bedarf es schon einer extremen Krise wie derjenigen des Euroraums zu Beginn dieses Jahrzehnts, um einen spürbaren Effekt sehen zu können.» Gleichwohl könnten Ereignisse wie der Iran-Konflikt und Handelsstreitigkeiten bestehende Trends verstärken, insbesondere wenn sie auch Auswirkungen auf die Zinsen und den Dollar hätten.

«Tatsächlich hat der Konflikt zwischen dem Iran und den USA am Goldmarkt lange keine Rolle gespielt», sagte Commerzbank-Experte Briesemann. Seitdem jedoch die Kriegsgefahr zugenommen hat, treibt der Konflikt zunehmend auch den Goldpreis.

G20-Gipfel im Fokus

Können sich Gold-Fans nun auf weitere Gewinne freuen? Das nächste wichtige Ereignis ist das Treffen von Trump mit dem chinesischen Präsident Xi Jinping auf dem G20-Gipfel in Osaka ab diesem Freitag. Wird der Handelsstreit beigelegt, könnte der Goldpreis unter Druck geraten, während er bei einer Verschärfung zulegen dürfte.

«Sollte es auf dem Gipfel zu einem grossen Wurf kommen, dann würde die Risikoneigung an den Finanzmärkten deutlich steigen», sagte Briesemann. Dies würde das als sicher geltende Gold weniger attraktiv machen. Er erwarte jedoch keine baldige Lösung des Handelskonfliktes.

BayernLB-Experte Speer geht allerdings von einer langfristigen Trendwende nach oben beim Goldpreis aus. Die jüngsten Entwicklungen hätten das schon vorher positive Grundszenario bestätigt.

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