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Aktionäre rechnen mit Deutscher Bank auf Generalversammlung ab

Die Aktie im freien Fall, beim Gewinn meilenweit hinter der Konkurrenz und im öffentlichen Ansehen ganz tief unten: Die Aktionäre der Deutschen Bank haben auf der Generalversammlung in Frankfurt kaum ein gutes Haar an der Strategie des deutschen Geldhauses gelassen.

Agentur
sda
24.05.19 - 06:06 Uhr
Wirtschaft
Verwaltungsratspräsident der Deutschen Bank, Paul Achleitner, (rechts) und Deutsche-Bank-Konzernchef Christian Sewing (links) können das Ruder bei dem strauchelnden Geldinstitut nicht herumreissen.
Verwaltungsratspräsident der Deutschen Bank, Paul Achleitner, (rechts) und Deutsche-Bank-Konzernchef Christian Sewing (links) können das Ruder bei dem strauchelnden Geldinstitut nicht herumreissen.
KEYSTONE/EPA/THORSTEN WAGNER

Abermals wurde zudem eine schnelle Kursänderung gefordert. Andreas Thomae von der zur Sparkassengruppe gehörenden Fondsgesellschaft Deka sprach etwa von einem «Horrorfilm mit Überlänge». Auch Alexandra Annecke von Union Investment, dem Fondshaus der Volks- und Raiffeisenbanken, machte wie viele andere Anteilseigner ihrem Ärger Luft: «Es ist traurig und schockierend, was aus der Deutschen Bank geworden ist. Das einstige Vorzeigeinstitut ist nur noch ein Koloss auf tönernen Füssen.»

Aktienkurs nahe Null-Punkt

Die im deutschen Aktienindex Dax notierte Aktie musste am Donnerstag einen neuen Tiefschlag verkraften. Während der seit einem Jahr amtierende Konzernchef Christian Sewing und der schon länger in der Kritik stehende Verwaltungsratsschef Paul Achleitner bei den Anteilseignern um Vertrauen warben, fiel das Papier wie ein Stein um bis zu vier Prozent auf ein Rekordtief von 6,35 Euro. Die gesamte Deutsche Bank ist an der Börse inzwischen weniger als 14 Milliarden Euro wert.

Die Aktionäre erteilten Achleitner und Sewing dennoch die Entlastung, auch ein Antrag auf Abberufung Achleitners scheiterte. Die Bank, die im kommenden März 150 Jahre alt wird, kommt auch unter Sewing nicht aus der Krise. Auf seiner zweiten Generalversammlung als Konzernlenker kündigte der 49-Jährige abermals einen Umbau der darbenden Investmentbank an. «Wir sind zu harten Einschnitten bereit», rief er den enttäuschten Aktionären zu, rund 4000 hatten sich auf den Weg in die Festhalle gemacht.

Schwammige Aussagen

«Wir werden die Transformation beschleunigen - indem wir unsere Bank konsequent auf die profitablen und wachsenden Bereiche ausrichten, die für unsere Kunden relevant sind. Dafür stehe ich. Darauf können Sie sich verlassen.» Konkret wurde Sewing allerdings nicht.

Die Investmentbank des Konzerns war vor der Finanzkrise eine Gewinnmaschine, hat sich in den vergangenen Jahren aber zum Sorgenkind entwickelt. Vor allem in den USA, wo frühere Deutsche-Bank-Chefs mit den grossen Wall-Street-Häusern auf Augenhöhe konkurrieren wollten, ist das Institut inzwischen abgeschlagen. Sewing hat vergangenes Jahr im Aktienhandel oder bei Dienstleistungen für Hedgefonds den Rotstift angesetzt. Vielen wichtigen Aktionären reicht das aber nicht, weil die Erträge weiter erodieren, ohne dass ein Ende des Abwärtstrends in Sicht wäre.

Noch drei Jahre unter Vertrag

Besonders viel Kritik musste - wie schon in den Vorjahren - Achleitner einstecken. Seit der Österreicher vor sieben Jahren als Chefkontrolleur antrat, ist der Aktienkurs um mehr als 70 Prozent in die Knie gegangen. Einen Rückzug oder Rücktritt schloss der 62-Jährige trotzdem aus: Er habe nicht vor, Investoren und Kunden des Instituts im Stich zu lassen, sagte er. «An einem Denkmal liegt mir nichts, am Wohl der Deutschen Bank aber schon.»

Dafür bekam er von den Aktionären keinen Applaus, Buh-Rufe blieben allerdings auch aus. Selbstkritisch räumte er ein: «Natürlich habe ich Fehler gemacht in den letzten sieben Jahren.» An den globalen Ambitionen der Investmentbank will der frühere Deutschland-Chef der US-Bank Goldman Sachs festhalten. Achleitners Vertrag läuft noch drei Jahre.

Der 62-Jährige erhielt schliesslich 71,6 Prozent der abgegebenen Stimmen zur Entlastung, wie Achleitner selbst als Leiter der Hauptversammlung bekanntgab. Zuvor hatte es Zweifel gegeben, ob der Österreicher entlastet wird. Konzernchef Sewing wurde mit 75,2 Prozent entlastet. Üblich sind Quoten von mehr als 90 Prozent.

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