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Entrümpelt und entstaubt

Das Haushaltswarengeschäft Killias in der Churer Altstadt erlebt einen Generationenwechsel. Auch die Ladengestaltung ist neu – die IBW Höhere Fachschule Südostschweiz gibt Impulse.

Südostschweiz
19.05.19 - 07:37 Uhr
Wirtschaft
Inspiration: Im Schaufenster ist die Projektstudie der IBW Höhere Fachschule Südostschweiz ausgestellt.Bilder Marco Hartmann
Inspiration: Im Schaufenster ist die Projektstudie der IBW Höhere Fachschule Südostschweiz ausgestellt.Bilder Marco Hartmann

Schon über 150 Jahre gibt es das Haushaltswarengeschäft Killias an der Reichsgasse in Chur. Zuletzt hat es Maria Killias bis ins hohe Alter von 92 Jahren geführt – bis sie im April vergangenen Jahres verstarb. Sohn Hans Killias und seine Frau Kerstin Lessing Killias haben im letzten August den Ladenbetrieb übernommen. Sie ist zuständig für die Geschäftsführung und er für die Finanzen.

Nun erstrahlt das Traditionsgeschäft in neuem Glanz: Das Ehepaar rangierte 800 Kilogramm Ausstellungsregale aus, baute den vorderen Teil des Ladens komplett um und erneuerte das Sortiment – so gibt es neu auch Wohnaccessoires und Espressomaschinen zu kaufen. «Wir wollen die Tradition bewahren und respektieren, aber es brauchte dringend ein zeitgemässes Konzept», sagt Kerstin Lessing Killias im neu gestalteten Ladenlokal. «Mit viel Eigeninitiative und Innovationen engagieren wir uns für das Geschäft. Dabei werden wir von drei Mitarbeiterinnen tatkräftig unterstützt.»

Co-Working und Kaffeeecke

Inspiration für die Ladengestaltung erhielt das Ehepaar durch eine Studie der IBW Höhere Fachschule Südostschweiz. Unter der Leitung von Fachvorsteherin Silke Ebner erarbeiteten 15 Innenarchitektur-Studenten und -Studentinnen Modelle, Mustertafeln, Projektpläne und Visualisierungen für die Neugestaltung. Die Studenten sahen neben dem klassischen Angebot an Haushaltswaren unter anderem eine kleine Cafeteria und einen Co-Working-Bereich vor.

«Es waren sehr interessante Ideen, die uns die Studierenden präsentierten. Wir konnten aber nicht alles umsetzen – nur schon aus finanziellen Gründen», sagt Hans Killias. Seine Frau prüft die Möglichkeit, Teile der Ladenfläche unterzuvermieten oder die Lokalität für private Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen.

Doch gerade solche Angebote bergen gemäss Ebner viel Potenzial. Sie beleben das Ladenlokal und sind zudem eine weitere Einnahmequelle. «Für Selbstständige oder Freiberufler ist es anregend, beim Arbeiten ein soziales Umfeld zu haben», sagt Ebner. Gerade in Chur sieht die Fachvorsteherin noch viel Potenzial für Co-Working. Beim Ehepaar Killias ist diese Idee aber vorläufig vom Tisch – aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.

«Altstadt für Festlichkeiten»

Das Geschäft Killias liegt an der Reichsgasse, ein wenig versteckt hinter dem Rathaus, und hat dadurch weniger Laufkundschaft als beispielsweise Ladenlokale an der Poststrasse. Dennoch ist das Ehepaar überzeugt, dass sich das Geschäft rentieren kann: «In der Churer Altstadt gibt es viele Fachgeschäfte, die vormachen, wie es geht.» Nachdem die Churer Altstadt negative Schlagzeile durch «Leerstehende Ladenlokale» (Ausgabe vom 7. März) und «verärgerte Ladenbesitzer» (Ausgabe vom 23. März) machte, wollen nun die Besitzer dazu beitragen, dass wieder positive Meldungen aus der Churer Altstadt kommen.

Doch auch sie sehen problematische Entwicklungen in der Churer Altstadt: In der Peripherie würden Hochhäuser, Kinos und Einkaufszentren gebaut und Teile der kantonalen Verwaltung würden in den Neubau «Sinergia» verlegt. Durch diese Entwicklungen werde der Altstadt immer mehr der Lebensimpuls entzogen. Hans Killias hat zudem den Eindruck, dass die Altstadt vorzugsweise als Veranstaltungsort für Festlichkeiten dient.

«Ladenlokale zusammenlegen»

IBW-Fachvorsteherin Ebner erkennt ebenfalls gewisse Standortnachteile der Churer Altstadt: «Es fehlen Parkmöglichkeiten und ein grösseres Geschäft mit hoher Kundenfrequenz, das auch Fachgeschäfte in der Umgebung beleben würde.» Für grössere Geschäfte seien die Ladenflächen in der Churer Altstadt oftmals zu klein – Ebner empfiehlt deshalb, Ladenlokale zusammenzulegen, um attraktivere Bedingungen zu schaffen. Es brauche dafür aber eine Koordination von Stadt, Vermietern und Ladenbesitzern, so Ebner.

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