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Mobiles Labor misst Lachgas-Emissionen auf Zürcher Äckern

Der Stickstoff aus Dünger landet nicht nur in den Ackerpflanzen. Ein Teil entweicht als klimaschädliches Lachgas. Forschende der Agroscope messen derzeit auf Versuchsparzellen bei Zürich, wie gross diese Emissionen bei verschiedenen Bewirtschaftungsformen sind.

Agentur
sda
15.05.19 - 10:18 Uhr
Wirtschaft

Es ist ein Labor auf Rädern, das derzeit bei Versuchsparzellen bei Zürich steht. Über Zylinder und Schläuche saugt es die Gase auf, die aus dem Ackerboden entweichen. Ziel des Experiments unter der Leitung von Marcel van der Heijden von der Forschungsanstalt Agroscope ist es, die Lachgasmengen zu bestimmen, die bei verschiedenen Landwirtschaftsformen aus dem Boden entweichen - konventioneller und biologischer Landbau sowie pflugloser Ackerbau (Direktsaat).

Lachgas ist ein Treibhausgas und trägt zur globalen Erwärmung knapp 10 Prozent bei. Agroscope erforscht seit längerem die Klimagasemissionen der Landwirtschaft und liefert damit Daten für das nationale Treibhausgasinventar. Wurden jedoch bisher Luftproben genommen und später im Labor analysiert, ist dies nun dank eines mobilen Messgeräts in einem Lieferwagen direkt vor Ort und kontinuierlich möglich, wie van der Heijden im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte. Das Messgerät kam dafür extra für etwas mehr als eine Woche aus Manchester nach Zürich.

Schwerer Stickstoff

Am Anfang des Experiments brachten die Forschenden speziellen Dünger aus, der statt des «normalen» Stickstoff-Isotops 14 das in der Natur viel seltenere Isotop 15 enthält. Ein Teil davon wird von den Pflanzen und Mikroorganismen im Bode aufgenommen, was völlig ungefährlich ist. Ein anderer Teil wird von den Bodenorganismen verstoffwechselt und als Lachgas (N2O) ausgestossen, das ebenfalls das schwerere Isotop Stickstoff-15 enthält.

Nach dem Düngen platzierten die Wissenschaftler zwölf Zylinder auf den verschiedenen Versuchsparzellen. An den Zylindern sind Schläuche angebracht, die zum Messgerät im Lieferwagen führen. Seit vergangenem Sonntag messen die Forschenden so kontinuierlich, wie viel Lachgas entweicht, und können diese Emissionen mit der Menge ausgebrachten Düngers in Beziehung setzen.

Verlust für die Pflanze

«Aus Laborversuchen wissen wir, dass nach dem Düngen die Lachgasemissionen ansteigen und nach zwei bis drei Tagen wieder abfallen - also einen 'Peak' bilden», so der Agroscope-Forscher. Mittwochabend oder Donnerstagmorgen wolle man entscheiden, ob man noch länger messe oder bereits eine zweite Runde mit Wiederholungsmessungen starte.

Dass Stickstoff als Lachgas entweicht, sei eigentlich ein Verlust für die Pflanze und den Landwirt, so van der Heijden, weil es nicht für die Ertragsbildung genutzt werden kann. Am Ende der Auswertung lasse sich bestimmen, mit welcher Bewirtschaftungsform die Pflanze am meisten profitiert und am wenigsten Treibhausgas entsteht. Allerdings seien die Lachgasemissionen natürlich nur ein Aspekt von vielen, den Landwirte abwägen müssten, daneben spielen beispielsweise auch Erträge, Wirtschaftlichkeit, sowie Umweltleistungen wie Biodiversität oder Kohlenstoffspeicherung im Boden eine Rolle.

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