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Ein Stromspeicher der Superlative

Die AG Elektrizitätswerk Maienfeld hat in einen Grossbatteriespeicher investiert. Damit sollen Kosten reduziert werden, die auch durch die vielen Elektroladesäulen entstehen.

Daria
Joos
03.04.19 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
38 Tonnen: Ein Kran platziert den ersten Bündner Grossbatteriespeicher.
38 Tonnen: Ein Kran platziert den ersten Bündner Grossbatteriespeicher.
OLIVIA ITEM

In Maienfeld steht neu der erste Grossbatteriespeicher von Graubünden und der erst zweite der Schweiz. Ein Kran, ein Lastwagen und zahlreiche Arbeiter haben die von der Firma Edion gelieferte Batterie gestern an der Werkhofstrasse positioniert. Die rund 38 Tonnen schwere Batterie in der Grösse eines Schiffscontainers hat eine Kapazität von 1,25 Megawattstunden. Konkret heisst das: Die Batterie könnte an einem Sommertag die halbe Stadt Maienfeld während einer Stunde mit Strom versorgen.

Der 1,2-Megawatt-Batteriespeicher gehört der AG Elektrizitätswerk Maienfeld (EWM). Grund für die Anschaffung einer solchen Batterie sind laut Verwaltungsrat Christian Dürr zu einem grossen Teil die vielen Elektroladesäulen für die E-Mobilität im Einzugsgebiet des vergleichsweise kleinen Kraftwerks. An diesen Schnellladestationen werde jeweils unregelmässig viel Strom bezogen. Die Folge: kostspielige sogenannte Lastspitzen.

So funktioniert das System. GRAFIK MARCO HARTMANN
So funktioniert das System. GRAFIK MARCO HARTMANN

Batterie spart Kosten

Die Kosten für einen Netzausbau wären laut Dürr sehr hoch. Aber auch ein Batteriespeicher könne die Lastspitzen reduzieren: «Wenn wir starke Lasten haben, können wir Leistungen aus der Batterie beziehen, bei schwacher Nutzlast wird die Batterie geladen», sagt Dürr. Alle Ladestationen für Elektroautos werden also neu mit Strom aus der Batterie an der Werkhofstrasse versorgt.

Der Batteriespeicher dient einerseits als Puffer. Andererseits wird er für Systemdienstleistungen genutzt: Die Flexibilität der Batterie wird an wöchentlichen Auktionen der nationalen Netzgesellschaft vermarktet und dient so als Frequenzstabilisierung, wie Dürr erklärt. Diese Doppelnutzung eines Grossbatteriespeichers sei schweizweit einzigartig, so Dürr.

Die Batterie hat auch ihren Preis: Laut Dürr lässt sich ein Megawatt Leistung in etwa eine Million Franken umwandeln. «Das ist immer noch günstiger, als das Netz auszubauen», sagt er.

Gestern Morgen wurde die Lüftung des 1,2-Megawatt-Batteriespeichers installiert, am Nachmittag wurde er ans Netz angeschlossen. Der Testbetrieb beginnt heute. Die Bevölkerung wird davon laut Dürr wenig mitbekommen. «Ausser, wenn sie dann im Jahresbericht die Netzlast betrachtet», fügt er an.

Daria Joos Daria Joos ist Regionalredaktorin für Online/Zeitung. Sie absolvierte nach ihrem Maturitätsabschluss ein einjähriges Redaktionspraktikum bei der «Südostschweiz». Aktuell belegt sie die Masterstudiengänge Empirische Kulturwissenschaft und Gender Studies an der Universität Zürich. Mehr Infos

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