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Der Job ist weg – was nun?

Ihr – oder jemand, den Ihr kennt – hat den Job verloren? Ihr wisst nicht, was zu tun ist? Wer Euch nun hilft? Wir haben die Antworten.

Kristina
Schmid
04.03.19 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Offene Stellen werden auch in den Zeitungen inseriert.
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OLIVIA ITEM

Die meisten kennen eine solche oder ähnliche Geschichte: Rico Cantieni ist 55 Jahre alt. Weil das Unternehmen, für das er arbeitet, sparen muss, erhält er die Kündigung. Er hat Angst, keine neue Stelle zu finden. Er denkt an seine Frau, die nicht arbeitet, weil sie mit der Erziehung der gemeinsamen zwei Kinder beschäftigt ist. Grund zu verzweifeln gibt es nicht. Denn hierzulande ist klar, was Cantieni tun muss.

Wer seine Stelle verliert, meldet sich als erstes beim regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV). Wichtig dabei: Bemüht Euch bereits während der Kündigungsfrist um eine neue Stelle. Tut Ihr das nicht, könnte Euch später weniger Geld vom RAV ausbezahlt werden. 

Meldet Euch bereits während der Kündigungsfrist beim RAV. Dort wird man mit Euch die nächsten Schritte besprechen und Euch erklären, welche Unterlagen Ihr ausfüllen müsst, um Arbeitslosengeld zu erhalten. Klar ist: Um Geld vom RAV zu erhalten, werden monatlich mindestens zehn Bewerbungen von Euch erwartet – auch während der Kündigungsfrist. Ansonsten drohen Euch Kürzungen.

Wenn kein Arbeitslosengeld mehr kommt

Zwischen neun und 29 Monate lang erhält man Taggelder der Arbeitslosenversicherung. Das kommt auf das Alter und die Beitragszeit an. Wenn die Zeit jedoch um ist, und man noch immer keine neue Arbeit hat, wird man ausgesteuert.

Wer genügend Vermögen hat, muss fortan dieses für den Lebensunterhalt einsetzen. Mit anderen Worten: Er muss von seinem Ersparten leben. Und das heisst auch: Vom Staat gibt es erst wieder Geld, wenn man mittellos ist. Vorher kann man keine wirtschaftliche Sozialhilfe beziehen. Das wiederum heisst: Wer noch Geld auf den Konten hat, wer Aktien, ein Auto, ein Haus oder Land besitzt, kann keine Sozialhilfe geltend machen.

Wer jedoch mittellos ist, erhält Sozialhilfe. Diese erhält nicht nur, wer nicht verdient, sondern auch, wer ungenügend verdient – aber eben kein Vermögen besitzt.

Nur so erhält man Sozialhilfe

Sozialhilfe ist das allerletzte Auffangnetz in der Schweiz. Erst wenn alle anderen Stricke reissen, erhält man diese finanzielle Unterstützung. In diesem Fall erhält eine alleinstehende Person 986 Franken. Dazu übernimmt die Sozialhilfe die Mietkosten im ortsüblichen Rahmen und die Kosten für die medizinische Grundversorgung.

In der Schweiz beziehen über 270'000 Menschen Sozialhilfe, in Graubünden knapp 2700 Personen.

Sozialhilfe beziehen können:

- Menschen, die nicht oder nicht genügend verdienen – und kein Vermögen besitzen (Geld, Aktien, Liegenschaften).

- Menschen, die sich bemühen, die eigene Situation zu verbessern. Wer das nicht tut, dem drohen Kürzungen von bis zu 30 Prozent. In Einzelfällen werden sämtliche Leistungen eingestellt.

- Menschen, die von Verwandten keine Hilfe erhalten (Grosseltern, Eltern, Kinder und Enkel). Diese müssen helfen, wenn sie vermögend sind. Das Bundesgericht hat entschieden: Ehepaare mit einem steuerbaren Einkommen ab 180'000 Franken und Einzelpersonen mit einem steuerbaren Einkommen ab 120'000 Franken müssen Verwandten helfen.

Die Sozialhilfe finanziert nicht:

- Autos. In Fällen, da man aus gesundheitlichen Gründen darauf angewiesen ist – oder mit dem öffentlichen Verkehr nicht zur Arbeit kommt – gilt die Ausnahme.

- Ferien. Wer verreisen möchte, braucht die Zustimmung des Sozialamtes. Und wer es tut, zahlt selber.

- Eine eigene Wohnung für junge Erwachsene. Von Menschen zwischen 18 und 25 Jahren wird erwartet, dass sie bei den Eltern oder in einer WG wohnen.

- Aus Mitgefühl. Die Sozialhilfe muss zurückbezahlt werden, sobald man wieder auf den eigenen Beinen steht.

Kristina Schmid berichtet über aktuelle Geschehnisse im Kanton und erzählt mit Herzblut die bewegenden Geschichten von Menschen in Graubünden. Sie hat Journalismus am MAZ studiert und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Rheintal, worüber sie in ihrem Blog «Breistift» schreibt. Mehr Infos

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