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Märkte reagieren ruhig auf Ablehnung des Brexit-Deals

Die harsche Ablehnung des Austrittsabkommens mit der EU durch das britische Parlament hat die Finanzmärkte zur Wochenmitte erst einmal kalt gelassen. Doch nach der Abstimmung ist vor der Abstimmung.

Agentur
sda
16.01.19 - 08:24 Uhr
Wirtschaft
Die Niederlage von Theresa May vor dem britischen Parlament hat die Anleger erst einmal kalt gelassen. (Archivbild)
Die Niederlage von Theresa May vor dem britischen Parlament hat die Anleger erst einmal kalt gelassen. (Archivbild)
KEYSTONE/ENNIO LEANZA

«Die Märkte bleiben ruhig. Es hat den Anschein, als seien Händler und Investoren gut vorbereitet gewesen», sagte Chefstratege Michael McCarthy vom Broker CMC Markets.

Der Broker IG taxierte den Swiss Market Index (SMI) gut eine Stunde vor Handelsstart 0,11 Prozent höher auf 8837 Punkte. Der britische Leitindex FTSE 100 wird kaum verändert taxiert. An der Wall Street hatten die grossen Börsenindizes am Vorabend gar mit Gewinnen geschlossen.

In Fernost melden die Aktienmärkte überwiegend leichte Aufschläge. Die Tokioter Börse hat am Mittwoch zwar nachgegeben. Händler verweisen aber auf Gewinnmitnahmen, nachdem am Tag zuvor noch die Hoffnung auf Konjunkturhilfen in China den Kursen Auftrieb verliehen hatte.

Der Goldpreis als ein Indikator für die Risikoaversion von Anlegern legte zwar leicht zu, US-Staatsanleihen gaben dagegen etwas nach.

Grössere Schwankungen gab es vor und nach der Abstimmung vor allem beim britischen Pfund. Mittlerweile hat sich die Lage aber auch hier beruhigt. Die britische Währung notiert zum US-Dollar in etwa wieder auf dem Stand von vor dem Brexit-Votum. «Das zeigt, wie unsicher der Austrittsprozess bleibt und wie wenig mit der gestrigen Entscheidung erreicht worden ist», sagte Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda.

Der Schweizer Franken reagierte ebenfalls kaum. Der Euro notiert am Mittwochmorgen mit 1,1273 Franken praktisch auf dem gleichen Stand wie noch am Vorabend. Der US-Dollar zeigt sich mit 0,9885 Franken nur unwesentlich teurer als am Dienstagabend.

Nach der Abstimmung ist vor der Abstimmung

In den nächsten Tagen halten Marktstrategen aber weiterhin Zurückhaltung für angebracht. Die Anleger dürften auch nach dem Nein im britischen Parlament zum Brexit-Vertrag mit der EU in Deckung bleiben, um die weitere Entwicklung abzuwarten. «Nach der Abstimmung ist vor der Abstimmung», kommentiert etwa Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank.

Die Grossbank UBS rät nach der Ablehnung des Brexit-Deals gar von Investitionen in dem Land ab. Anleger sollten ihr Engagement im Vereinigten Königreich begrenzen, da die Turbulenzen an den Finanzmärkten wegen der politischen Unsicherheiten anhalten könnten, teilte die Schweizer Bank mit. Die Volatilität werde so lange nicht verschwinden, bis der Austrittsprozess konkret werde.

Abwechslung vom Thema Brexit verspricht am Mittwoch der Konjunkturbericht der US-Notenbank Fed. Börsianer erhoffen sich vom sogenannten Beige Book Hinweise hinsichtlich einer möglichen Pause bei den Zinserhöhungen. Und in Griechenland muss sich im Tagesverlauf Ministerpräsident Alexis Tsipras einer Vertrauensabstimmung stellen, die er nach Einschätzung von Experten wohl überstehen wird.

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