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Förderflächen für Artenvielfalt bräuchten mehr Platz und Qualität

Naturnahe Wiesen und Hecken: Solche Förderflächen sollen die Artenvielfalt im Kulturland erhalten. Doch die Biodiversität in der Schweiz schrumpft. Berner Forschende haben das Problem untersucht und plädieren für mehr solcher Flächen mit mehr Qualität.

Agentur
sda
16.01.19 - 16:16 Uhr
Wirtschaft
Naturnahe Wiesen in der Kulturlandschaft sollen die Artenvielfalt fördern. So vielfältige und hochqualitative Flächen wie hier sind jedoch rar im Mittelland.
Naturnahe Wiesen in der Kulturlandschaft sollen die Artenvielfalt fördern. So vielfältige und hochqualitative Flächen wie hier sind jedoch rar im Mittelland.
Silvia Zingg, HAFL, Berner Fachhochschule

Biodiversitätsförderflächen wie naturnahe Wiesen und Weiden in der Kulturlandschaft sollten den Rückgang der Artenvielfalt in der Schweiz eigentlich stoppen. Doch sind sie dabei nicht so wirksam wie ursprünglich erhofft. Forschende der Universität und der Fachhochschule Bern haben untersucht, worin das Problem liegt.

Sie betrachteten 46 Kulturlandschaften mit Förderflächen und analysierten, welche Eigenschaften diese Flächen haben müssen, um die Artenvielfalt von Schmetterlingen und Vögeln tatsächlich zu fördern. Dabei ging es nicht nur um die Eigenschaften der einzelnen Parzelle, wie sie in früheren Studien beleuchtet wurden, sondern um die Wirkung der Förderflächen auf Landschaftsebene, schrieb die Uni Bern am Mittwoch in einer Mitteilung.

Anteil ist wichtigster Faktor

Welchen Anteil die Förderflächen an der Landschaft ausmachen, spielt demnach die wichtigste Rolle, berichten die Wissenschaftler um Jean-Yves Humbert von der Universität und Silvia Zingg von der Fachhochschule Bern im Fachblatt «Biological Conservation».

Ein Anteil von fünf Prozent oder 15 Prozent mache demnach einen gewaltigen Unterschied für die Dichte und Artenvielfalt von Schmetterlingen. Gleiches gilt laut den Forschenden für Brutvögel, die auf den Förderflächen Futter und Nistplätze finden. Für den ökologischen Leistungsnachweis müssen Landwirte jedoch nur sieben Prozent ihrer Fläche als Biodiversitätsförderfläche bewirtschaften.

Zu wenig Flächen mit hoher Qualität

Ein weiteres Problem, das die Forschenden identifizierten: Die meisten Förderflächen wiesen keine besonders hohe Qualität auf. Sie sollten beispielsweise einen hohen ökologischen Wert haben, nicht eintönig sein und eine hohe Tier- und Pflanzenvielfalt aufweisen. Nur zwei der 46 Landschaften hatten jedoch einen hohen Anteil solcher hochqualitativer Förderflächen, hielt Zingg gemäss der Mitteilung fest.

Die Forschenden plädieren aufgrund ihrer Ergebnisse dafür, zusätzliche Förderflächen zu schaffen, um ihren Anteil an der Kulturlandschaft zu erhöhen, und die Qualität der bestehenden Förderflächen aufzuwerten. Für besonders seltene und spezialisierte Arten würde das jedoch nicht ausreichen als Massnahme. Für solche Arten, etwa den Wiedehopf oder das Braunkehlchen, die aus dem Mittelland fast oder ganz verschwunden sind, brauche es zusätzliche, artspezifische Bemühungen, betonte Zingg.

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