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Neue Projekte unterstützen statt lähmen

Am Neujahrsapéro des Handels- und Gewerbevereins Unterengadin stand das Thema «Entwicklungschancen Unterengadin» im Zentrum. Während die Referenten optimistisch in die Zukunft der Region blickten, äusserten sich einige Vereinsmitglieder sehr selbstkritisch.

07.01.19 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Andrea Gilli und Philipp Gunzinger (von links).Bild Flurin Andry/ANR
Andrea Gilli und Philipp Gunzinger (von links).Bild Flurin Andry/ANR

Der Neujahrsapéro dient den Mitgliedern des Handels- und Gewerbevereins Unterengadin jeweils, um auf das vergangene Jahr zurückzublicken und um eine Prognose für das neue Jahr zu wagen. Laut Präsident Claudio Andry war 2018 ein relativ gutes Jahr. «Die wirtschaftliche Entwicklung in der Region hat sich leicht erholt, aber wir sind wenig dynamisch unterwegs», sagte er am Freitagabend in Scuol. Hinzu komme ein Investitionsstau bei den Gemeinden und beim Tourismus. Dennoch meinte Andry: «Wir können positiv in die Zukunft blicken.»

Diese Meinung teilt auch Philipp Gunzinger, Vorsitzender des Forums Engiadina Bassa/Val Müstair. Gemäss seinen Ausführungen hat die Region eine «hervorragende Ausgangslage». Er sprach von «sehr vielen Stärken», von einer guten Lebensqualität, einer sehr guten Infrastruktur sowie einer intakten Kulturlandschaft. Der Wirtschaftsmotor Tourismus müsse weiter gestärkt werden. «Wenn es dem Tourismus gut geht, dann geht es der Region gut», sagte er.

Im vergangenen Jahr seien viele kleine Projekte lanciert worden. «Im Moment fehlt aber noch der grosse Wurf», meinte Gunzinger. Sein Appell an die Vereinsmitglieder lautete, aktiv zu werden und Leuchtturm-Projekte anzupacken. «Wer mutig vorangeht, sollte unterstützt und nicht gelähmt werden», ermahnte Gunzinger.

Selbstkritik statt Eigenlob

Chancen sieht Gunzinger nicht nur in neuen Projekten, sondern auch in eine bessere Vernetzung unter den verschiedenen Branchen. «Es braucht eine Gesamtstrategie für die Region», ist er überzeugt. Dazu gehöre auch eine regionale Finanzplanung. «Denn, wenn die Mittel fehlen, können wir nichts tun.» Es gehe in Zukunft darum, Handlungsspielräume zu definieren, Prioritätenlisten zu erstellen und die Mittel «konsolidiert in der Gesamtplanung am richtigen Ort einzusetzen».

Regionalentwickler Andrea Gilli strebt eine bessere Vernetzung in den Südtälern an. «Wir müssen uns als Region Südbünden besser positionieren und den Know-how-Transfer stärken», meinte er. Wichtig sei zudem, gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, welche eine Entwicklung ermöglichen und nicht behindern.

Genau diesen Punkt kritisierte Hotelier Kurt Baumgartner. Projekte, die er in den vergangenen Jahren aufgegleist hat – wie ein Hotel in Trü oder ein Hotel bei der Talstation in Scuol –, wurden bisher nicht unterstützt. «So blendend geht es uns nicht», betonte Baumgartner und ergänzte: «Wir müssen Projekte anpacken und vorwärts schauen, wir brauchen neue Logiernächte.» Selbstkritik sei jetzt angebracht, nicht Eigenlob. Unterstützung erhielt Baumgartner bei seinem Votum von verschiedenen Anwesenden, darunter auch vom neuen Samnauner Gemeindepräsidenten Walter Zegg.

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

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