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Deutsche Piloten und Ryanair einigen sich auf Tarifeckpunkte

Der Billigflieger Ryanair muss in Deutschland vorerst keinen Pilotenstreik mehr fürchten. Nach elf Monaten Verhandlungen hat sich das Unternehmen mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) auf Grundzüge von Tarifverträgen geeinigt.

Agentur
sda
04.12.18 - 12:09 Uhr
Wirtschaft
Beim Billigflieger Ryanair ist ein Pilotenstreik in Deutschland abgewendet. Die deutschen Piloten haben sich mit der Airline auf Eckwerte für einen Tarifvertrag geeinigt. (Archiv)
Beim Billigflieger Ryanair ist ein Pilotenstreik in Deutschland abgewendet. Die deutschen Piloten haben sich mit der Airline auf Eckwerte für einen Tarifvertrag geeinigt. (Archiv)
KEYSTONE/EPA/STEPHANIE LECOCQ

Die Vereinbarung umfasse Eckpunkte zu Bezahlung, Pensionen, Urlaub und Pilotenzulassungen, erklärten beide Seiten am Dienstag. Die Tarife zu Arbeits- und Vergütungsbedingungen sollen bis Ende Februar besiegelt werden, ein zweites Paket zu Sozialplan und Personalvertretung bis Ende März.

«Während dieser Zeit wurde im Hinblick auf die jeweiligen Verträge Friedenspflicht vereinbart», erklärte die VC. Kurz vor Weihnachten im vergangenen Jahr hatte die Pilotenvereinigung den ersten Warnstreik in der Geschichte von Europas grösster Billigairline organisiert.

Ryanair hatte sich im Herbst 2017 dazu durchgerungen, erstmals Gewerkschaften für das fliegende Personal anzuerkennen und Tarifverträge abzuschliessen. Die zähen Verhandlungen in mehreren Ländern zogen sich über das ganze Jahr hin und waren von Streiks mit vielen Flugausfällen begleitet.

Nun will die Airline bis Ende März alle Vereinbarungen mit Gewerkschaften in Europa unter Dach und Fach bringen. Im November hatte sich die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mit Ryanair ebenfalls schon auf Grundsätze für Tarifverträge geeinigt. Die Verträge mit VC sollen laut Ryanair eine Laufzeit von vier Jahren haben.

Bessere Bezahlung gefordert

Die Gewerkschaften forderten bessere Bezahlung und kritisierten schon lange schlechte Arbeitsbedingungen, die Ryanairs Aufstieg zur grössten Billigfluggesellschaft Europas mit ermöglichten. Flugausfälle und Kundenentschädigungen durch die Streiks in mehreren europäischen Ländern zwangen Ryanair dazu, die Gewinnprognose für das bis Ende März laufende Geschäftsjahr auf 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro zu senken.

Vor allem wegen höherer Kerosinkosten hatte Ryanair-Chef Michael O'Leary ohnehin schon den ersten Gewinnrückgang seit fünf Jahren nach dem Rekordprofit von 1,45 Milliarden Euro angekündigt. Nach Einschätzung von Experten könnten höhere Personalkosten den Billigflieger künftig einige Prozentpunkte Rendite kosten - doch auch mit rund 20 Prozent bleibe Ryanair in Europa die mit Abstand profitabelste Airline.

Für die Piloten in Deutschland sollen die Grundgehälter angehoben und der bisher hohe variable Anteil der Vergütung gesenkt werden, erklärte die VC weiter. Ab April solle das Nettogehalt deutlich steigen, indem vom irischen auf deutsches Einkommensteuerrecht umgestellt werden. Wie in anderen Ländern auch will Ryanair die Arbeitsverträge auf Basis des nationalen Rechts abschliessen.

Auch soll erstmals betriebliche Mitbestimmung mit einer Personalvertretung eingeführt werden. Dabei habe die Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes geholfen, nach der Piloten und Flugbegleiter künftig auch ohne geltenden Tarifvertrag Betriebsräte wählen dürfen, wie VC-Präsident Martin Locher erklärte.

Arbeitsminister Hubertus Heil hatte den Tarifkampf bei Ryanair und die Weigerung der Iren, Betriebsräte zuzulassen, zum Anlass für die Gesetzesänderung genommen.

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