×

«Zwei Briefe per A-Post und eine Packung Aspirin, bitte»

Auch die Schmerkner müssen hinnehmen, dass sie bald nur noch über eine «Poststelle light» verfügen werden: Die Post-Filiale geht zu, in der Drogerie Brunner gibts eine Ersatzlösung mit verkleinerter Dienstleistungspalette.

14.11.18 - 04:34 Uhr
Wirtschaft
Die Angestellten der Drogerie Brunner in Schmerikon werden bald auch Post-Dienstleistungen erbringen.
Die Angestellten der Drogerie Brunner in Schmerikon werden bald auch Post-Dienstleistungen erbringen.
MARKUS TIMO RÜEGG

Der Poststellen-Abbau im Linthgebiet geht weiter. Nachdem jüngst bereits die Poststellen in Schänis und Gommiswald aufgehoben und durch sogenannte Partner-Lösungen in Denner-Filialen ersetzt wurden (diese Zeitung berichtete), ist nun das Seedorf dran. Voraussichtlich auf das zweite Quartal 2019 hin soll dort die Poststelle verschwinden. Postdienstleistungen wie das Verschicken von Briefen und kleinen Paketen, Einzahlungen oder Bargeldbezüge können dann in der Partner-Filiale in der Drogerie Brunner erledigt werden (siehe Infokasten).

Postcom nicht eingeschaltet

Der Schritt kommt für Gemeindepräsident Félix Brunschwiler nicht überraschend. Bereits Anfang Jahr hiess es vonseiten der Gemeinde, die Schliessung der Poststelle zu verhindern, übersteige die Möglichkeiten einer Gemeindebehörde. Von der Option, bei der unabhängigen Postkommission Postcom vorstellig zu werden, hat der Gemeinderat keinen Gebrauch gemacht. «Die Post hätte lediglich nachweisen müssen, dass sie uns in die Entscheidung einbezogen hat», erläutert Brunschwiler. Das sei der Fall gewesen, der Gang über die Postcom erachtete der Gemeindepräsident deshalb als überflüssig.

Brunschwiler macht der Post denn auch keinen Vorwurf: «Uber krempelt die Taxiwelt um, Booking.com die Hotellerie, und Whatsapp macht den Telefondienstleistern das Leben schwer. Der Wandel hin zur Digitalisierung ist in vollem Gange, dem kann man sich nicht verschliessen.» Ausserdem sei die Post die Sache sehr professionell angegangen: «Deren Mitarbeiter wissen natürlich aus anderen Gemeinden, in welchem Spannungsfeld sich die Behörden befinden, wenn die Schliessung einer Poststelle ansteht.» So habe die Bevölkerung Erwartungen, gleichzeitig zeigten die Zahlen aber, dass der Schritt sinnvoll ist. «Der Wandel des Filialnetzes ist zurzeit das tägliche Geschäft der Post. Alles in allem sind wir mit der Abwicklung zufrieden», sagt der Gemeindepräsident.

SBB bauen schrittweise ab

Eine Befürchtung hat Brunschwiler dennoch. Er vergleicht das Vorgehen der Post mit den Abbau des Service public der SBB: «Vor wenigen Jahren haben die Bundesbahnen entschieden, ihre Billett-Verkaufsstelle aufzugeben und den Verkauf künftig im Migrolino am Bahnhof abzuwickeln.» Ganz ähnlich tue dies nun die Post, indem sie ihre Dienstleistungen in die Räumlichkeiten eines Privaten verlagere. «Vor Kurzem haben die SBB dann beschlossen, den Ticketverkauf in Schmerikon bis auf die Automaten ganz aufzugeben.» Brunschwiler hofft, dass die Post nicht nach demselben Verfahren vorgeht.

Befürchtungen ausgeräumt

Post-Mediensprecherin Carmen Lama winkt ab: «Das entspricht überhaupt nicht unserer Strategie», sagt sie. Die Post baue ihre Zugangspunkte vielmehr laufend aus: «Dazu gehören zum Beispiel auch die Filialen mit Partnern wie in Schmerikon, von denen es schweizweit bereits über 1000 gibt.» Die Post sei sich überdies der Sensibilität beim Umbau des Postnetzes gerade in ländlichen Randregionen durchaus bewusst, sagt Lama: «Deshalb führen wir den Dialog nicht nur mit den Behörden, sondern haben schweizweit auch schon mehr als 270 Informationsveranstaltungen für die Bevölkerung durchgeführt.»

Eine solche wird es auch in Schmerikon geben: am 5. Februar 2019 um 19 Uhr im Restaurant «Seehof».

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.

Ich bin der gleichen Meinung wie Herr Brunschwiler aus Schmerikon. Kein weiterer Kommentar, das Beste wäre ein Hausservice, wie er einmal in unserem Dorf war.

Mehr zu Wirtschaft MEHR