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Bündner Ingenieure planen zwei Zürcher Sporttempel

Was hat ein Bündner Schaufenster mit der Zürcher Abstimmung rund um ein neues Fussballstadion zu tun? Sehr viel, wie sich herausstellt.

Corinne
Raguth Tscharner
14.11.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft

Wer an der Martinskirche in Chur vorbei läuft, dem fallen sie direkt ins Auge: die Parolen «Ein fairer Deal für Zürich» und «Ja. Endlich ein Fussballstadion». Auf dunklem Hintergrund sind sie in grossen weissen Buchstaben auf dem Glas eines Schaufensters in der Churer Altstadt zu lesen.

Es sind Parolen, die für ein Ja bei der bevorstehenden Abstimmung über ein neues Fussballstadion auf dem Zürcher Hardturm Areal werben. Natürlich können Bündner in Zürich nicht abstimmen. Natürlich haben sie damit bei der hitzigen Debatte eigentlich nichts mitzureden. Eigentlich.

Tatsächlich sind aber einige Bündner Köpfe an dem Grossprojekt beteiligt. Das zeigt ein Blick hinter die Scheibe des Churer Schaufensters. Dort befinden sich die Räumlichkeiten des Bündner Ingenieurbüros Ferrari Gartmann. «Wir unterstützen die Kampagne, weil wir die Ingenieurarbeiten für das neue Hardturm-Stadion machen können», erklärt der Mitinhaber des Ingenieurbüros, Patrick Gartmann.

Zürcher Grossstadien aus Bündner Hand

Gemeinsam mit einem Architektenteam planen die Bündner Ingenieure das neue Fussballstadion in der Schweizer Grossstadt. «Der ganze Tief- und Hochbau, alles was mit Struktur und Konstruktion zu tun hat, wird hier in Chur gemacht», erklärt Gartmann. Wenn es an der Zürcher Abstimmung vom 25. November also zu einem Ja kommen sollte, dann wird mit dem Grossprojekt ganz viel Planung und Know-how aus Graubünden umgesetzt werden.

Bei einem Nein würde das Projekt hingegen sterben, sagt Gartmann. «Das wäre sehr schade», meint der Bauingenieur. Vor allem, weil seine Firma auch gerade dabei sei, in Zürich das neue Eishockeystadion der ZSC Lions zu planen. «Das wird eine grosse Arena für 12’000 Zuschauer. Wenn wir das Fussballstadion ebenfalls planen würden, könnten wir sehr viele Synergien nutzen», so Gartmann. Beispielsweise könnten die Zuschauertribünen mit ähnlichen Elementen und Konstruktionen umgesetzt werden.

Doppelte Wirkung mit einem Augenzwinkern

Grosse Projekte also für die kleine Bündner Firma, die erst vor drei Jahren ins Leben gerufen wurde und die mit ihrem Schaufenster in Chur für eine Umsetzung des Grossprojektes kämpft. Aber nicht nur das. «Im Hinblick auf die Abstimmung in Chur wurde ich auch schon von vielen Leuten gefragt, ob das Schaufenster auch für das Churer Stadion auf der Obere Au ist», erzählt Gartmann und findet, dass man durchaus auch dieses Fussballstadion unterstützen könne. «Eine doppelte Wirkung mit einem Augenzwinkern.»

Auch die Plakate sind aus Bündner Hand

Mit dem ehemaligen SP-Grossrat Jon Pult ist ein weiterer Bündner ins Zürcher Stadionprojekt involviert – das aber nur im Vorfeld der Abstimmungen. Als Mitarbeiter der Zürcher Marketing- und Kommunikationsagentur Feinheit und stellvertretender Projektleiter setzt er mit der Agentur die Abstimmungskampagne um. «Konkret heisst das, dass wir alle visuellen Elemente und auch alle Massnahmen produzieren und umsetzen. Von Plakaten über Inserate und die Kommunikation auf Social Media bis hin zur Onlinewerbung», erklärt Pult.

Trotz der lebhaften Debatte rund um den Stadionbau und die bevorstehende Abstimmung, werde die Kampagne insgesamt positiv wahrgenommen, so Pult weiter. Man werde dann am 25. November sehen, was die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger davon halten. «Wobei die Kampagne natürlich nur ein kleines Element bei der Entscheidungsfindung der Leute ist», sagt der stellvertretende Projektleiter.

Obwohl die SP Zürich sich offiziell gegen das Hardturmstadion-Projekt stellt, kann Pult die Arbeit an der Pro-Kampagne mit seinem politischen Gewissen vereinbaren. «Die SP ist sehr stark gespalten. Es gibt sehr viele Exponenten, die für das Stadion sind, deshalb fühle ich mich nicht als jemand, der gegen die Interessen der eigenen Partei kämpft. Ich kann hinter dem Projekt stehen», erklärt er und ergänzt, dass er Ja stimmen würde, wenn er in Zürich abstimmen könnte.

Corinne Raguth Tscharner ist stellvertretende Chefredaktorin Online und Zeitung und Chefin vom Dienst bei «suedostschweiz.ch». Zuvor erlernte sie das journalistische Handwerk als Volontärin in vier verschiedenen Redaktionen (Print, Online, Radio, TV) und war als Online-Redaktorin tätig. Mehr Infos

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