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Stromkosten variieren in den Gemeinden stark

Die Strompreise entwickeln sich im Linthgebiet sehr unterschiedlich: Während Benken mehr als zehn Prozent aufschlägt, wird der Strom in Kaltbrunn erneut günstiger. Die Gründe dafür sind vielfältig.

03.11.18 - 04:35 Uhr
Wirtschaft
EWZ Rothenbrunnen Strom Energie
In drei von sieben Gemeinden des Linthgebiets muss nächstes Jahr mehr hingeblättert werden für den Strom.
Olivia Item / SYMBOLBILD ARCHIV

Einen Überblick über die Kosten, die 2019 für Strom in den einzelnen Gemeinden anfallen, bietet die Karte: 

Im Winter wird generell mehr Strom verbraucht und weniger produziert, folglich ist der Strom in den kalten Monaten auch teurer. Wie tief Einwohner für die Versorgung in die Tasche greifen müssen, ist aber von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich, wie ein Blick auf die aktuellsten Zahlen der Elcom zeigt. Die Elcom ist die Eidgenössische Energiekommission, die als «Preisüberwacherin» im Elektrizitätsbereich amtet.

Für 2019 wird der Strom in Kaltbrunn, Schmerikon und Uznach günstiger. In allen anderen Linthgebiet-Gemeinden muss für die Elektrizität mehr hingeblättert werden als im Vorjahr. Die Veränderungen sind allerdings unterschiedlich gross: So schlägt Benken um mehr als zehn Prozent auf. Dies sei hauptsächlich auf teure Investitionen ins Netz zurückzuführen, heisst es von der Elektrizitätsversorgung Benken. Am besten schneidet im Vergleich zum Vorjahr Uznach ab, wo der Strom fast sechs Prozent günstiger wird. Auch Kaltbrunn ist mit einem Preisrückgang um rund drei Prozent gut unterwegs – mit 15,76 Rappen pro Kilowattstunde ist der Strom dort gar so günstig wie in kaum einer anderen Gemeinde im Kanton. Insgesamt liegt das Linthgebiet im kantonsweiten Vergleich etwas unter dem Durchschnitt.

Zwischen 700 und 900 Franken pro Jahr

Konkret heisst das:Die Bewohner einer 5-ZimmerWohnung mit Elektroherd und Tumbler verbrauchen im Jahr ungefähr 4500 Kilowattstunden Strom. In Rapperswil-Jona, wo der Strom am meisten kostet, müssen sie dafür 905 Franken hinblättern. In Kaltbrunn bezahlen die Bürger für dieselbe Menge lediglich 709 Franken, also fast 200 Franken weniger (siehe Tabelle). Weshalb der Strom in Kaltbrunn so günstig ist, erklärt Joe Fritschi, Geschäftsführer der Elektrizitätsversorgung Kaltbrunn. «Einerseits, weil wir den Strom über die Energieplattform AG beziehen.» Diese Firma kaufe den Strom über mehrere Jahre bei diversen Anbietern zum jeweils bestmöglichen Preis ein. «Dadurch kaufen wir meist zu günstigeren Preisen ein, als wenn wir den gesamten Jahresbedarf zu einem bestimmten Zeitpunkt bei einem einzigen Anbieter beziehen würden», sagt Fritschi.

Ausserdem könne die EVK den Kunden 2019 über den Preis etwas zurückgeben, weil sie vorher eher etwas zu viel verlangt hatte. Die Kosten für den Transport vom Kraftwerk zu den Haushalten seien ebenfalls leicht gesunken. Zu guter Letzt müsse die EVK der Gemeinde im Gegensatz zu andern EW keine Abgaben entrichten.

Fritschi betont, der Strompreis in den einzelnen Gemeinden hänge von sehr vielen Faktoren ab und könne deshalb von Jahr zu Jahr stark schwanken: «So können beispielsweise nötige Investitionen ins Stromnetz in einem Jahr stark zu Buche schlagen, bereits im nächsten Jahr ist die Gemeinde aber wieder top bei den Preisen.» Das bestätigt auch Elcom-Pressesprecher Simon Witschi.

«Teure Investitionen in modernes Netz»

Am teuersten wird der Strom 2019 in Rapperswil-Jona. Auch Michael Bätscher, Geschäftsführer der Elektrizitätswerke Jona-Rapperswil AG (EWJR), betont, der Strompreis hänge von diversen Faktoren ab. Dennoch sei es durchaus legitim, die Preise der einzelnen Gemeinden direkt zu vergleichen. Für die höheren Kosten in der Stadt gebe es verschiedene Gründe: «Einerseits funktioniert die EWJR als Aktiengesellschaft und als solche bezahlen wir Steuern – das Geld dafür müssen wir über den Verkauf unserer Produkte und Dienstleistungen generieren.» Das sei nicht in allen Gemeinden so.

Dazu komme, dass die EWJR viel Geld in ein modernes und sicheres Netz investiere, so zum Beispiel in die Markteinführung intelligenter Stromzähler, der «Smart Meter» (siehe Box Seite 2). In den kommenden zehn Jahren sollen sämtliche Schweizer Haushalte damit ausgerüstet werden. «Diese Geräte erfassen den Verbrauch und lassen auch die Steuerung zu. Das ist die Zukunft», sagte Daniel Büchel, Vizedirektor des Bundesamts für Energie, gegenüber SRF. «Das kostet uns jetzt zwar etwas mehr, kommt letztlich aber den Kunden zugute», führt Bätscher aus.

Was sich zurzeit ebenfalls bemerkbar mache, sei der ausserordentliche Sommer: «Es windete wenig und auch die Stromgewinnung aus Wasserkraft ist zurückgegangen.» Dies sowie die höheren Abgaben für CO2-Kompensationen hätten ebenfalls zu erhöhten Strompreisen geführt.

Für Unternehmen günstiger

Zu guter Letzt gibt Bärtscher zu bedenken, dass Rapperswil-Jona lediglich beim Strom für Haushalte am teuersten sei. Und tatsächlich: Schaut man sich die Stromtarife für mittlere oder grosse Unternehmen an, liegen diese in verschiedenen Gemeinden höher als in Rapperswil-Jona.

Eine Prognose, wie sich die Preise in den kommenden Jahren entwickeln werden, mag keines der angeschriebenen Unternehmen abgeben. Bätscher sagt lediglich: «Längerfristig fallen sichere Energiequellen wie die Kernenergie in der Schweiz und Deutschland weg.» Dieser Faktor könne zu höheren Strompreisen führen.

Bis ins Jahr 2028 müssen alle Schweizer Haushalte einen sogenannten «Smart Meter» installiert haben. Dieser misst alle 15 Minuten, wer wo zu welchem Zweck wie viel Strom verbraucht. Solche intelligenten Strommessgeräte böten den Stromverbrauchern viele Möglichkeiten zum Stromsparen, sagt Daniel Büchel, Vizedirektor des Bundesamts für Energie, gegenüber SRF. So sehen sie beispielsweise, welche nicht genutzten Geräte Strom verbrauchen und können diese über das Handy abschalten. Auf der Fahrt nach Hause könnten Geräte dann wieder eingeschaltet werden.

Diese Faktoren beeinflussen den Preis
Die Kosten für Strom setzen sich laut Simon Witschi, Mediensprecher der Elcom, aus verschiedenen Komponenten zusammen: «Die Netzkosten stellen den Preis für den Transport des Stroms vom Kraftwerk bis ins Haus dar», sagt Witschi.Dieser variiere teilweise stark: «In Berggebieten fallen oftmals höhere Kosten an, weil die Menschen sehr verstreut wohnen», erklärt Witschi. Auf der anderen Seite sei der Leitungsbau in den Städten verhältnismässig teuer. Ebenso können Faktoren wie Investitionen kurzfristig erhebliche Auswirkungen auf die Tarife haben. Hat ein Versorger ein Jahr etwas zu hohe Preise verlangt, kann er das im nächsten ausserdem wieder ausgleichen. Auch die Abgaben, welche die Kraftwerke an Gemeinde, Kanton und Bund entrichten müssen, haben einen Einfluss auf die effektiven Kosten für die Endnutzer. Schliesslich variiert auch die Energiekomponente des Strompreises je nach Netzbetreiber. Diese hängt davon ab, ob der Netzbetreiber teure oder billige Kraftwerke betreibt oder wie günstig er den Strom am Markt einkauft. 

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