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Umweltveränderungen bedrohen Zugvögel mehr als gedacht

Landnutzung und Klimawandel könnten Zugvögeln stärker zusetzen als bisher angenommen: Bislang betrachteten Studien meist nur die Brutgebiete, um das Risiko für Zugvögel abzuschätzen. Durch ihr Nomadenleben addieren sich jedoch die Gefahren.

Agentur
sda
23.10.18 - 09:22 Uhr
Wirtschaft
Die Kraniche ziehen dieser Tage wieder gen Süden. Durch ihr Nomadenleben sind Zugvögel von Klimawandel und Umweltveränderungen besonders betroffen. (Archivbild)
Die Kraniche ziehen dieser Tage wieder gen Süden. Durch ihr Nomadenleben sind Zugvögel von Klimawandel und Umweltveränderungen besonders betroffen. (Archivbild)
APA/ZB/PATRICK PLEUL

Auf ihrer alljährlichen Reise zwischen Sommer- und Winterquartier sind Zugvögel verschiedenen Gefahren in unterschiedlichen Erdteilen ausgesetzt. Landstriche verändern sich durch den Klimawandel. Neue Siedlungen, Industrie- oder Ackerflächen entstehen, wo einst angestammtes Brutgebiet, Rastplatz oder Winterquartier war.

Studien betrachteten bisher jedoch meist nur die Brutgebiete, um die Gefahren durch Umweltveränderungen für Bruterfolg und Bestand einer Art zu berechnen. Möglicherweise wird die Gefährdung von Zugvogelarten deshalb unterschätzt, schreiben Wissenschaftler der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) mit deutschen Kollegen im Fachblatt «Nature Climate Change».

Das Forschungsteam um Damaris Zurell von der WSL und der Humboldt-Universität Berlin untersuchten für ihre Studie 700 Arten langstreckenziehender Vögel, die in Nordamerika, Europa oder Asien brüten, teilte die WSL am Dienstag mit. Wie verändern sich Sommer- und Winterquartiere der Arten, und wie gross ist die Gefahr, dass sich die Zugstrecke verlängert und der Energieverbrauch der Tiere dadurch erhöht? Dieser Frage gingen Zurell und ihre Kollegen anhand von Verbreitungskarten und -modellen nach.

Unterschätzte Gefährdung

Das Fazit der Untersuchung: Die bisherige Fokussierung auf die Brutgebiete zeichnet nur ein unvollständiges Bild der Gefährdung. Den Berechnungen zufolge könnte diese beschränkte Sicht dazu führen, dass die Zahl der potenziell gefährdeten Vogelarten um 18 bis 49 Prozent unterschätzt würde, schrieb die WSL. Auch die Schwere der Risiken werde für 17 bis 50 Prozent der Arten womöglich unterschätzt.

Viele der Vogelarten, für die sich mehrere Risiken in Sommer- und Winterquartier sowie während der Reise addieren, seien derzeit noch nicht auf der Roten Liste der «International Union for the Conservation of Nature» (IUCN) als potenziell gefährdet eingestuft.

«Die Langstreckenzieher sind von globalen Veränderungen wie Klima- und Landnutzungswandel besonders stark betroffen», kommentierte Studienautor Niklaus Zimmermann von der WSL die Ergebnisse gemäss der Mitteilung. Für den Artenschutz sei es daher wichtig, den ganzen weiten Weg der Zugvögel zu berücksichtigen.

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