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Pflegezentrum Linthgebiet 
geht Neuausrichtung zügig an

Weg von der Langzeit-, hin zur Kurz- und Übergangspflege. So könnte die neue Stossrichtung des Pflegezentrums
Linthgebiet in Uznach aussehen. Nach der Trennung vom Heimleiter wird der Blick in die Zukunft gerichtet.

08.10.18 - 04:34 Uhr
Wirtschaft
Das Pflegezentrum Linthgebiet in Uznach unterzieht sich einer Neuausrichtung.
Das Pflegezentrum Linthgebiet in Uznach unterzieht sich einer Neuausrichtung.
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Das Alters- und Pflegezentrum Park Ramendingen in Gommiswald ist noch kein Jahr alt und topmodern eingerichtet. Auch das Zentrum in Kaltbrunn wird gerade um- und ausgebaut (siehe Artikel Seite 2). Nicht so das Pflegezentrum Linthgebiet (PZL) in Uznach: Die letzte Gesamtrenovation liegt über zehn Jahre zurück und war eher kosmetischer als funktionaler Natur. Eröffnet wurde das Zentrum im Jahr 1972 im ehemaligen Uzner Spital. 
Kein Wunder, dass Christian Holderegger, Gemeindepräsident von Uznach und Verwaltungsratspräsident des PZL, von einer notwendigen Modernisierung spricht. Das Zentrum soll auch strategisch neu ausgerichtet werden – und das mit einer neuen Heimleitung. Erst kürzlich wurde bekannt, dass der bisherige Heimleiter Jürg Heer per sofort aus dem Unternehmen austritt.


«Ansprüche haben sich verändert»


Die Notwendigkeit einer Neuausrichtung wird nicht erst seit gestern bekannt gewesen sein. «Das stimmt, uns ist klar geworden, dass sich die Ansprüche von Pflegebedürftigen und Angehörigen verändern und wir die Langzeitstrategie des PZL neu definieren müssen», bestätigt Holderegger. 

Es gelte nun deshalb, den Blick nach vorne zu richten. Gelegenheit dazu bietet die Delegiertenversammlung des Zweckverbands vom 17. Oktober (siehe Infokasten). Dabei wird aber nicht die Wahl eines neuen Heimleiters im Vordergrund stehen: «Es geht jetzt zuerst darum, das Vorgehen für die Zukunft festzulegen. Erst wenn wir im Detail wissen, in welche Richtung das PZL sich entwickeln soll, können wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Person machen.» 

Die zukünftige Stossrichtung werde stark von den Umständen vorgegeben: «Für die Langzeitpflege oder die Pflege von dementen Personen sind andere Heime wie der Park Ramendingen in Gommiswald aufgrund der zeitgemässen Wohnformen besser ausgerüstet. Das PZL eignet sich mit seiner Nähe zum Spital dafür hervorragend für die Kurzzeitpflege nach einem Spitalaufenthalt. Diese Nähe ist einer unserer grossen Vorteile», ist Holderegger überzeugt. 


Umbau wohl notwendig


Bloss: «Zurzeit verfügt das PZL hauptsächlich über Zweibettzimmer. Das ist nicht mehr zeitgemäss, insbesondere nicht für die Kurzzeitpflege.» Aus diesem Grund seien begleitend zur strategischen Neuausrichtung auch bauliche Massnahmen zu prüfen. «Mehr Einbettzimmer in demselben Gebäude bedeuten aber automatisch weniger Plätze», ergänzt Holderegger. 

Auch die Abläufe in der Kurzzeitpflege unterscheiden sich laut dem Verwaltungsratspräsidenten grundsätzlich von denen in der Langzeitpflege: «Wenn Menschen jahrelang in demselben Pflegezentrum verbringen, entstehen ganz andere Beziehungen zum Personal, eine andere Einrichtung und Gebäudestruktur sind erforderlich.» 

In der letzten Zeit habe sich auch herauskristallisiert, dass das PZL oft die letzte Anlaufstelle für Angehörige ist. «Gerade aufgrund der Nähe zum Spital kommen auch Menschen zu uns, die eine Spezialpflege benötigen. Das stellt die Mitarbeiter des PZL und auch uns als Verwaltungsrat immer wieder vor Herausforderungen, weil das Gebäude und die Infrastruktur sich nicht für sämtliche Spezialpflegefälle eignen.» 


Keine Nachteile für Bewohner


«Natürlich möchten wir, dass das PZL in Zukunft bei Pflegebedürftigen die erste Wahl ist. Um das zu erreichen, braucht es aber eine Fokussierung der Kräfte und die angesprochenen baulichen Veränderungen. Wir sind überzeugt, dass das PZL als Ergänzung zu den Häusern in den umliegenden Gemeinden in der regionalen Pflege eine wichtige Funktion einnehmen kann und seine Berechtigung hat.»  

Die genaue Ausrichtung gelte es jetzt zu definieren und anschliessend anzupacken: «Ein erster Schritt war die Trennung vom Zentrumsleiter, nun wollen wir Schritt für Schritt in die Zukunft gehen.» Wann ein neuer Zentrumsleiter vorgestellt werden könne, sei derzeit noch nicht abzuschätzen. «Unsere obersten Gebote bleiben aber das Wohl und die Würde der Menschen in unserem Pflegezentrum.» Holderegger versichert: «Für die Bewohner und Mitarbeiter hat der Wechsel keine negativen Auswirkungen, hoffentlich ganz im Gegenteil. Die Rückmeldungen des interimistischen Leiters sind bisher durchwegs positiv.» 

Personalsituation bleibt eine Herausforderung
Eine Schwierigkeit in der Pflege bleibt die Rekrutierung von ausreichend gutem Personal. «Bereits jetzt ist die Personalsituation angespannt, die Belastung ist hoch», sagt Christian Holderegger. Nun kommt in Uznach zusätzlich die Neuausrichtung hinzu: «In Langzeitpflegezentren ist die Atmosphäre sehr familiär, die Beziehungen zwischen dem Personal und den Bewohnern sind sehr wichtig.» Mit der Konzentration auf die Kurzzeit- und Übergangspflege sei dies nicht mehr möglich. «Wichtig wird sein, dass die Abläufe so eingespielt sind, dass das Personal den Anforderungen der Bewohner gerecht werden kann, ohne die Zeit zu haben, eine intensive Beziehung mit ihnen aufzubauen.» Das werde auf jeden Fall eine Herausforderung. «Dennoch sind wir zuversichtlich, dass uns das gelingen wird. Und wir sind überzeugt, dass der Schritt jetzt getan werden muss und dass das Pflegezentrum Linthgebiet mit seiner Nähe zum Spital auch in Zukunft und trotz der ‘Konkurrenz’ durch die modernen Zentren in den umliegenden Gemeinden seine Berechtigung hat.»

Leistungen bündeln dank eines Zweckverbands
Hinter dem Pflegezentrum Linthgebiet (PZL) steht ein Zweckverband, dem die Gemeinden Benken, Eschenbach, Gommiswald, Kaltbrunn, Rapperswil-Jona, Schmerikon und Uznach angehören. «Die Idee dahinter ist, die Aufgaben der Gemeinden im Pflegebereich zu bündeln. Da bot sich das ehemalige Spitalgebäude in Uznach, in dem das PZL heute beheimatet ist, natürlich an», erklärt Holderegger. Der Verteilschlüssel der Stimmen an der Delegiertenversammlung ergebe sich aus den Einwohnerzahlen und der Anzahl der Pflegefälle je Gemeinde. Nach demselben Schlüssel erfolgt auch die Finanzierung, über das Budget wachen die Delegiertenversammlung und der Zweckverband. «Die Kunst hierbei ist es, eine ausgewogene Lösung zu finden, die für alle stimmt.» Wenn das klappe, so sei der Zweckverband ein Beispiel dafür, wie die Region versuche, Aufgaben zusammenzufassen. Die Delegiertenversammlung, in der Vertreter aus allen Gemeinden Einsitz haben, wählt den Verwaltungsrat, der die strategische Ausrichtung vornimmt. Das Heimleitungs-Team ist für die operativen Geschäfte verantwortlich. Als Ansprechpartner für den Heimleiter fungiert Holderegger. «Das hat bisher gut geklappt, nun mussten wir uns aufgrund der Differenzen über die Ausrichtung des PZL erstmals von einem Heimleiter trennen», erklärt Präsident Holderegger. 

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