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Der erste «St. Moritzer Single Malt» ist trinkreif

Im Engadin ist Whisky-Geschichte geschrieben worden: Claudio Bernasconi vom Hotel «Waldhaus» hat den ersten «St. Moritzer Single Malt» abgefüllt. Und die Nachfrage sei enorm.

Philipp
Wyss
26.09.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft

Hinter der grössten Whisky-Bar der Welt im «Waldhaus» St. Moritz stecken mit Claudio und Nico Bernasconi zwei grosse Freunde und Kenner des edlen Destillates. Im Jahr 1996 wurde der heute 64-jährige Claudio Bernasconi mit seiner grössten Whisky-Bar der Welt ins Guinness Buch der Rekorde aufgenommen. Und 2006 wurde er «Keeper of the Quaich», quasi zum Ritter der Whiskybranche geschlagen.

Und am vergangenen Donnerstag füllten die Bernasconis den ersten «St. Moritzer Single Malt» ab. Der Whisky reifte 15 Jahre im Fass. Ein Lohnbrenner aus der Innerschweiz stellte die Weltpremiere, wie sie Claudio Bernasconi beschreibt, her. «Es dürfte der älteste je in der Schweiz abgefüllte Whisky sein», so Bernasconi. In der Schweiz ist es erst seit 1999 erlaubt Whisky zu brennen.

Wie heisst ein Whisky aus den Alpen?

Doch bis es soweit war, brauchte Bernasconi über 20 Bewilligungen, zum Beispiel für eine Passfahrt mit einem Sattelschlepper, für das Abwasser oder für den Alkohol. Schliesslich wurden 1500 bis 1600 Liter Whisky gebrannt. Davon wurden nach fünf und zehn Jahren jeweils zwischen 200 und 300 Flaschen abgefüllt. Dies unter dem Namen «The Real Highlander», was allerdings zu juristischen Streitereien mit den Hohepriestern des Whisky-Brennens, den Schotten, führte.

«Die Schotten haben an unserer Whiskybar in St. Moritz nicht nur Freude», erzählt Bernasconi. In Schottland spricht man auch von den Highlands. Der höchste Berg des schottischen Hochlandes ist der Ben Nevis mit 1345 Metern. Zum Vergleich: St. Moritz liegt mit 1822 Metern schon deutlich höher. Und darum nannte Bernasconi seinen Whisky «The Real Highlander».

Doch daraufhin schickte die Schottische Whisky Society Anwälte ins Engadin. Diese wollten Bernasconi den Namen verbieten. «Sie argumentierten, es handelte sich um einen geschützten Brand.» Bernasconi übergab die Sache einem Markenrechtler aus St. Moritz. Dieser kam zum Schluss, dass Bernasconi Chancen hätte, den Namen zu verwenden. Dadurch würde er aber die guten Beziehungen zu den Schotten gefährden. Und so suchte Bernasconi mit seinen Widersachern das Gespräch. Sie einigten sich darauf, dass Bernasconi für die bereits abgefüllten Destillate den Namen «The Real Highlander» noch behalten dürfe, später aber einen anderen Namen verwenden müsse. Entstanden ist nun der erste «St. Moritzer Single Malt».

Das Sortiment aus St. Moritz. PRESSEBILD
Das Sortiment aus St. Moritz. PRESSEBILD

Der geplatzte Traum von der eigenen Destillerie

Die Geschichte des St. Moritzer Whiskys geht aber viel weiter zurück als die 15 Jahre im Fass. «Ich wollte immer in St. Moritz eine Destillierie bauen. Ein Plan in der Nähe des Bahnhofs schritt dann auch voran, die Rhätische Bahn hatte mir bereits das Land zugesagt. Doch letztlich scheiterte das Projekt am Geld», erzählt Bernasconi.

Acht Millionen Franken hätte er dafür gebraucht. Zusagen von mehr als drei Millionen reichten nicht. Ein zweiter Businessplan sah dann die höchstgelegene Destillierie der Welt und die höchst gelegene Brauerei Europas vor. «Während das Bier nach zwölf Wochen in den Verkauf hätte gelangen können, hätte man beim Whisky mindestens zehn Jahre bis zum Verkauf und damit bis zu den ersten Einnahmen warten müssen.» Und so brach Bernasconi die Übung aus finanziellen Gründen ab.

Nun hat sich Bernasconi seinen Bubentraum, auf etwas anderem Weg, doch noch erfüllt – und die Nachfrage danach ist offenbar immens: Die Hälfte des vergangene Woche lancierten Whiskys ist laut Bernasconi bereits verkauft. Und Lorbeeren gabs auch schon: «Der schottische Whisky-Experte Charles MacLean lobt das Engadiner Destillat.»

Philipp Wyss ist Chefredaktor der gemeinsamen Redaktion der Zeitung «Südostschweiz» und der Internetseite «suedostschweiz.ch». Damit zeichnet er für das Team und für den Inhalt dieser Produkte verantwortlich. Mehr Infos

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